RM Rudolf Müller
Bei Sichtmauerwerk dominieren relativ breite Mörtelfugen. Foto: Quick-Mix

Bei Sichtmauerwerk dominieren relativ breite Mörtelfugen. Foto: Quick-Mix

 
Fassade und Massivbau
24. November 2016 | Artikel teilen Artikel teilen

Was ist Vormauermörtel?

In unserem Beitrag zu den verschiedenen Mauermörtelarten haben wir bereits über die typischen Fugenmaterialien informiert, die man für tragendes Hintermauerwerk einsetzt. Es gibt aber auch Mörtel, der speziell für unverputztes Vormauerwerk entwickelt wird: so genannter Vormauermörtel.

Ein anderes Wort für unverputztes Vormauerwerk ist Sichtmauerwerk. Das besteht aus Steinen, die an der Hausfassade sichtbar sind. Bei zweischaligem Mauerwerk bezeichnet man sie auch als Verblender. Während das tragende Hintermauerwerk heutzutage meist durch Dünnbettmörtel zusammengehalten wird, wobei die Stoßfugen zwischen den großformatigen Plansteinen in der Regel mörtelfrei bleiben, wird für nichttragendes Sichtmauerwerk nach wie vor die traditionelle Optik von kleinteiligem Mauerwerk favorisiert.

Bei unverputztem Vormauerwerk – also Sichtmauerwerk – sieht man an der Fassade die gemauerten Verblendersteine, die rundherum von einer relativ dicken, ebenfalls sichtbaren Mörtelschicht umrahmt sind. Der Mörtel kommt hier also noch für Lager- und Stoßfugen zum Einsatz. Für derartiges Mauerwerk bietet die Baustoffindustrie mit den Vormauermörteln spezielle Fugenmaterialien.

Typen von Vormauermörtel

Es gibt nicht den einen Vormauermörtel, sondern eine große Auswahl verschiedener Vormauermörtel, die sich – je nach Anforderung – in Rezeptur und Optik unterscheiden. Einer der wichtigsten Kriterien ist, dass das Fugenmaterial zu dem unterschiedlichen Saugverhalten der jeweiligen Verblendersteine passen muss. Je nach verwendetem Stein – Kalksandstein, Ziegel, Porenbeton, Leichtbeton – „zieht“ das Mauerwerk nämlich unterschiedlich viel Wasser aus dem Mörtel. Deshalb gibt es Vormauermörtel für stark saugende, für schwach saugende und für nicht saugende (beziehungsweise extrem schwach saugende) Verblender. Manche Hersteller bieten zusätzlich Produkte für extrem stark saugende Steine.

Die Abstimmung des Fugenmaterials auf das Saugverhalten ist deshalb so wichtig, weil bei falschen Kombinationen Schäden für den Mörtel und das Mauerwerk drohen. Bei stark saugenden Steinen (zum Beispiel Kalksandstein) besteht die Gefahr, dass der frisch verarbeitete Mörtel zu schnell Wasser abgibt und „verbrennt“. Die Fuge wird dann spröde und rissanfällig, erreicht keine ausreichende Festigkeit und kann nicht den notwendigen Haftverbund zu den Mauersteinen herstellen. Zugleich drohen durch die hohe Wasseraufnahme optische Mängel an den Verblendern. Alle diese Gefahren lassen sich aber eindämmen, wenn man einen Vormauermörtel auswählt, der durch seine Rezeptur auf die Anforderungen von stark saugenden Steinen eingestellt ist.

Umgekehrt kann es bei schwach saugenden Verblendern (zum Beispiel Klinker) dazu kommen, dass der Mörtel zu langsam trocknet und an den Kontaktflächen „wässert“. Auch das gefährdet den Haftverbund zwischen Mörtel und Steinen, es drohen Fugenabrisse und in der Folge dringt an diesen Stellen möglicherweise noch zusätzliches Regenwasser ein. Doch auch hier hat die Baustoffindustrie Lösungen parat: nämlich Vormauermörtel für schwach saugende Verblender, die meist zusätzliche Stützkörner enthalten und so einem „Aufschwimmen der Steine“ entgegenwirken.

Anforderungen an Vormauermörtel

Der Vormauermörtel ist Teil der schützenden Außenhaut des Gebäudes. Foto: Quick-Mix

Der Vormauermörtel ist Teil der schützenden Außenhaut des Gebäudes. Foto: Quick-Mix

Natürlich haben die Vormauermörtel der verschiedenen Hersteller alle ihre individuellen Rezepturen und Stärken. Trotzdem gibt es Anforderungen, die im Prinzip jeder Vormauermörtel erfüllen muss – zum Beispiel eine ausreichende Witterungsbeständigkeit. Schließlich kommt Vormauermörtel – anders als herkömmlicher Hintermauermörtel – permanent direkt mit Wind und Wetter in Berührung.

Daraus folgt, dass das Material schlagregen- und frostsicher beziehungsweise ganz allgemein witterungsbeständig sein muss. Die Fugen eines Sichtmauerwerks sind Teil der Gebäude-Außenhaut und müssen daher ebenfalls ihren Teil dazu beitragen, dass das tragende Hintermauerwerk sicher vor Wettereinflüssen geschützt ist. Zugleich sollte der Vormauermörtel so zusammengesetzt sein, dass die Gefahr von Ausblühungen, Auslaugungen und Moosbildungen an der Fassade möglichst gering ist.

Selbstverständlich gehört es auch zu den Anforderungen an einen Vormauermörtel, gut auszusehen. Schließlich wird er zusammen mit schicken Verblendersteinen verarbeitet und soll gemeinsam mit ihnen die Hausfassade prägen – also die Visitenkarte des Hauses. Verblender bietet die Industrie nicht nur in unterschiedlichsten Formaten sowie mit zahlreichen Oberflächenstrukturen, sondern auch in vielen Farbtönen. Da erwartet der Bauherr zu Recht auch optisch dazu passende Fugenmörtel. Wobei nicht nur der Farbton, sondern auch die Körnung des Mörtels auf das Erscheinungsbild des Hauses wirkt.

Um sich all das besser vorstellen zu können, gibt es praktische Online-Tools, mit denen man vorab schon mal prüfen kann, wie verschiedene Verblendersteine und Fugenmörtel miteinander harmonieren. So ist es möglich, sich ein virtuelles Bild von der künftigen Hausfassade zu machen – zum Beispiel mit dem „Hausdesigner“ des Herstellers Quick-Mix.


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Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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