RM Rudolf Müller
LAS-Schornstein mit separatem Zuluftschacht. Abb.: Schiedel GmbH & Co. KG – www.schiedel.de

LAS-Schornstein mit separatem Zuluftschacht. Abb.: Schiedel / www.schiedel.de

 
Haustechnik
08. Dezember 2016 | Artikel teilen Artikel teilen

Was ist ein Luft-Abgas-Schornstein?

Bei Neubauten verlangt der Gesetzgeber einen hohen Dämmstandard und eine luftdichte Gebäudehülle. Das hat zur Folge, dass Wärmeerzeuger wie Heizkessel oder Kaminöfen in der Regel raumluftunabhängig zu betreiben sind. Die Verbrennungsluft darf also nicht aus dem Innenraum kommen, sondern muss von außen zur Feuerstätte geleitet werden. Gewährleistet wird das durch moderne Luft-Abgas-Schornsteine.

Ganz egal, ob ein Gebäude nun mit Erdgas, Heizöl, Pellets, Kohle oder mit Holz in einem offenen Kaminfeuer beheizt wird: All diese Brennstoffe können die in ihnen gespeicherte Energie nur dann als Wärme an die Raumluft abgeben, wenn genügend sauerstoffreiche Verbrennungsluft vorhanden ist. Bei modernen Häusern mit luftdichter Gebäudehülle kann – wenn die Bewohner zu selten lüften – schnell ein Sauerstoffmangel entstehen, mit der Folge, dass sich die Brennstoffe entweder gar nicht entzünden oder nur unvollständig verbrennen.

Unvollständige Verbrennungsprozesse sind unter anderem deshalb gefährlich, weil sie zur Rußbildung führen. In der Feuerstätte entsteht dabei schwarzer Qualm, der sich anschließend als feste Schicht an den Innenwänden des Schornsteins ablagern kann. Das Problem: Solche Rußschichten sind brennbar und leicht entzündlich. Es droht ein Schornsteinbrand, der auch auf die Wohnräume übergreifen und sogar zu Explosionen führen kann.

Integrierte Frischluftzufuhr

Zuluft und Abgase im Gegenstrom. Abb.: Schiedel GmbH & Co. KG – www.schiedel.de

Zuluft und Abgase im Gegenstrom. Abb.: Schiedel / www.schiedel.de

In nicht gedämmten Altbauten gibt es selbst bei geschlossenen Fenstern und Türen immer noch eine „natürliche Belüftung“ durch Ritzen oder kleine Löcher in der Bausubstanz. Bei Neubauten darf das laut Energieeinsparverordnung (EnEV) nicht mehr sein. Solche Häuser mit ihren luftdichten Gebäudehüllen verlangen daher raumluftunabhängige Feuerstätten, bei denen die Verbrennungsluft nicht aus dem Innenraum, sondern von außerhalb des Hauses bezogen wird. Deshalb ist es bei modernen Schornsteinen heute Stand der Technik, dass sie über ein Luft-Abgas-System verfügen. Solche LAS-Schornsteine sind sozusagen mit einer integrierten Frischluftzufuhr ausgestattet.

LAS-Schornsteine verfügen stets über zwei parallel verlaufende Strömungskanäle. Durch den einen gelangen die heißen Verbrennungsabgase ins Freie und durch den anderen wird Frischluft von draußen als Verbrennungsluft zum Wärmeerzeuger geleitet. Die Schornsteinhersteller bieten heute komplette Systemschornsteine mit bereits integriertem LAS-System an. Zugleich ist es aber auch möglich, die Technologie bei alten, gemauerten Schornsteinen in Bestandsgebäuden nachzurüsten.

Verschiedene LAS-Systeme

Schornstein mit zwei Abgasrohren und einem separatem Zuluftschacht für mehrere Feuerstätten. Abb.: Schiedel GmbH & Co. KG – www.schiedel.de

Schornstein mit zwei Abgasrohren und einem separatem Zuluftschacht für mehrere Feuerstätten. Abb.: Schiedel / www.schiedel.de

Die einfachste Variante eines LAS-Systems bietet sich für zweischalige Schornsteine an. Das sind Schornsteine, bei denen die Abgasabführung über ein im Schornsteinschacht verlegtes Innenrohr erfolgt. Bei dieser Bauweise strömt die notwendige Verbrennungsluft ganz einfach über den Ringspalt zwischen Schachtwand und Innenrohr zur Feuerstätte. Sie wird am Schornsteinkopf angesogen, fällt als kalte Luft nach unten und gelangt am Schornsteinfuß über Verbindungsrohre zum Ofen oder zur Heizungsanlage.

Kalte Zuluft und warme Abgase bewegen sich bei dieser Variante im Gegenstrom. Dabei wirkt das Innenrohr aufgrund der räumlichen Nähe der beiden Ströme wie ein Wärmetauscher: Die Abgase geben einen Teil ihrer Wärme an die vorbeiströmende Frischluft ab. Durch diese leichte Erwärmung der Verbrennungsluft arbeitet einerseits die Feuerstätte effektiver und andererseits verringert sich die Gefahr, dass Feuchtigkeit aus der Frischluft an der Innenseite des Schornsteinschachts kondensiert und es dort zu Versottungserscheinungen kommt.

Statt einfacher Innenrohre gibt es auch so genannte Doppelrohr-Abgasleitungen. Bei diesen Rohr-in-Rohr-Systemen wird das Innenrohr komplett von einem weiteren Außenrohr umhüllt – das eine Rohr steckt im anderen. Zwischen beiden befindet sich nur ein schmaler Ringspalt. Durch diesen wird die Zuluft von draußen zur Feuerstätte geleitet. Dabei ergibt sich auch ein optimaler Wärmetauscher-Effekt.

Schließlich gibt es auch für dreischalige Schornsteine Luft-Abgas-Systeme. Selbstverständlich ist das nicht. Schließlich wird bei diesem Schornsteintyp das Innenrohr von außen gedämmt. Zwischen Innenrohr und Schachtwand ist daher gar kein Platz für den Zustrom von Frischluft. Deshalb muss die Verbrennungsluft auf anderem Wege zur Feuerstätte gelangen. Die Funktionsweise der Systeme unterscheidet sich im Einzelnen von Hersteller zu Hersteller.

Bei dreischaligen Schornsteinen haben aber alle LAS-Systeme eins gemeinsam: Die Frischluft wird über einen nebenliegenden Schacht angesogen, sodass sie nicht in direktem Kontakt zum Abgasrohr steht. Ein Nachteil dieser Bauweise ist, dass es keinen Wärmetauscher-Effekt gibt oder der Wärmeaustausch zumindest abgeschwächt ist. Deshalb ist die Zuluft bei LAS-Systemen in dreischaligen Schornsteinen vergleichsweise kühl.


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Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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