RM Rudolf Müller
Praktische Laborarbeit gehört zum Studienalltag der angehenden Baustoffingenieure. Foto: Universität Weimar

Praktische Laborarbeit gehört zum Studienalltag der angehenden Baustoffingenieure. Foto: Universität Weimar

Hintergrundwissen
05. September 2017 | Artikel teilen Artikel teilen

Masterstudiengang: Was machen Baustoffingenieure?

Normale Bauingenieure werden in Deutschland überall an Universitäten und Fachhochschulen ausgebildet. Die Absolventen verfügen meist über ein breites Know-how in den Bereichen Planung, Berechnung und Konstruktion von Gebäuden. In der Berufspraxis zeigt sich aber, dass sie oft zu wenig über Baustoffe wissen. An der Bauhaus-Universität Weimar will man das ändern und bietet den viersemestrigen Masterstudiengang Baustoffingenieurwissenschaft an.

Der in Deutschland bisher einzige Masterstudiengang auf dem Gebiet Werkstoffe des Bauwesens und Bauwerkssanierung richtet sich insbesondere an Studenten, die bereits einen Bachelorabschluss als Bauingenieur oder in einer anderen Ingenieur- oder Naturwissenschaft gemacht haben und nach einem geeigneten Aufbaustudium mit guter Berufsperspektive suchen.

Die Bauhaus-Uni bietet bereits im Rahmen des normalen Bauingenieurstudiums mit Bachelorabschluss die Möglichkeit, ab dem fünften Semester die Vertiefungsrichtung „Baustoffe und Sanierung“ zu wählen. Das ist eine ideale Vorbereitung für den späteren Masterstudiengang Baustoffingenieurwissenschaft. Aber auch interessierte Absolventen von anderen Unis oder Fachhochschulen können sich für ein Studium der Baustoffingenieurwissenschaft in Weimar bewerben. Fehlende Baustoffkenntnisse lassen sich in der Regel durch die Belegung eines Wahlfachs aufholen.

Gefragte Qualifikationen

Auf dem Arbeitsmarkt gib es seit Jahren eine große Nachfrage nach Ingenieuren mit weitreichenden Kenntnissen über Baustoffe. Das hängt unter anderem mit einem veränderten Umweltbewusstsein zusammen. Die Baustoffbranche arbeitet daran, ihren CO2-Ausstoß zu senken, sie entwickelt nachhaltigere Produkte mit besserer Ökobilanz, sie erforscht geeignete Verfahren zum Baustoff-Recycling und sucht nach innovativen Materialien für die Niedrigstenergiegebäude von morgen. Für alle diese Aktivitäten benötigt sie gut ausgebildetes Fachpersonal mit detailliertem Baustoffwissen.

Genau das will der Weimarer Masterstudiengang vermitteln. Mit den Schwerpunkten Bauschäden und Bauwerkssanierung deckt er zudem ein weiteres wichtiges Zukunftsthema ab. Schließlich stehen in Deutschland in den nächsten Jahren immer mehr Bestandsgebäude vor einer umfassenden Sanierung.

Hoher Praxisanteil

Schwerpunktthemen des Masterstudiengangs Baustoffingenieurwissenschaft.

Schwerpunktthemen des Masterstudiengangs Baustoffingenieurwissenschaft.

Natürlich beinhaltet das Universitätsstudium Baustoffingenieurwissenschaft viel Theorie. Die Studenten lernen alles Wichtige über die Eigenschaften und Wechselwirkungen von Baustoffen, die Diagnose von Bauschäden sowie Möglichkeiten der Instandsetzung und Sanierung von Gebäuden. Ausführliche Informationen über die Inhalte des Studiums bietet die Website der Bauhaus-Universität. Interessenten können sich mit ihren Fragen zudem auch direkt an die Fachstudienberatung Baustoffingenieurwissenschaft wenden (E-Mail: fsb.bsiw@bauing.uni-weimar.de).

Die Theorie wird in Weimar aber durch viele praktische Projekte begleitet. Im Labor lernen die Studenten den Umgang mit der Prüf- und Analysetechnik für Baustoffe. In einem Praktikum werden sie mit typischen Betonschäden konfrontiert. Im Bereich der Bauwerkssanierung führen sie Ortsbegehungen durch und bearbeiten ein reales Objekt aus Sachverständigensicht. Und auch bei der abschließenden Masterarbeit legt die Bauhaus-Uni Wert darauf, dass die Studenten keine rein theoretische Arbeit verfassen, sondern ein reales Forschungsthema wählen.

Vorteilhaft für die spätere Berufspraxis ist auch, dass die Studenten der Baustoffingenieurwissenschaft in Weimar den so genannten E-Schein erwerben können. Dieser „Nachweis über erweiterte betontechnologische Kenntnisse“ ist eine berufliche Zusatzqualifikation, die für eine Beschäftigung in der Betonindustrie oder bei Betonprüfstellen der entscheidende Türöffner sein kann.

Gute Berufsaussichten

Wer das viersemestrige Studium der Baustoffingenieurwissenschaft absolviert, hat gute Voraussetzungen, um später eine leitende Position in Unternehmen, Instituten oder Planungsbüros zu übernehmen. Typische Aufgabenfelder sind Forschung, Entwicklung, Herstellung, Prüfung und Beratung auf dem Gebiet der Baustoffe. Aber auch die Baustellenbetreuung, Bausanierungsplanung, Bauschadensforschung und -diagnose sowie die Bereiche Recycling und Umweltschutz sind typische Einsatzgebiete für Baustoffingenieure. Bei erfolgreichem, überdurchschnittlichem Abschluss des Studiums bestehen zudem gute Aussichten für eine Promotion.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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