
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek bei der Vorstellung des Berichts. Foto: BMBF/Hans-Joachim Rickel
Berufsbildungsbericht beschlossen
Anfang Mai haben Bundesbildungsministerin Anja Karliczek und BIBB-Präsident Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser den Berufsbildungsbericht 2020 vorgestellt und dabei einen Blick auf die aktuelle Lage am deutschen Ausbildungsmarkt geworfen.
Dazu erklärte die Bundesbildungsministerin: „Der Berufsbildungsbericht 2020 zeigt die Ausbildungsbilanz für das Jahr 2019 und ist somit die Ausgangslage der beruflichen Bildung vor der Pandemie. Er zeigt uns, dass der demographische Wandel auf dem Ausbildungsmarkt angekommen ist.“ Tatsächlich ist 2019 die Zahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge um 1,2 % auf 525.100 zurückgegangen (2018: 531.400). Das ist ein absolutes Minus von 6.300 Personen. 2018 wurde im Vorjahresvergleich noch ein Plus von 8.100 verzeichnet.
Demographischer Wandel
Der Rückgang bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen ist im Wesentlichen auf die Entwicklung in Handwerk, Industrie und Handel zurückzuführen. Für die freien Berufe sowie den öffentlichen Dienst verzeichnet der aktuelle Berufsbildungsbericht dagegen ein Plus. Insgesamt aber sank die Anzahl neuer Ausbildungsverträge, was nicht zuletzt mit der geringeren Zahl an Absolventen von allgemeinbildendenden Schulen zusammenhängt.
Doch auch die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen sank 2019 um 10.900 Stellen. Unterm Strich standen somit 100 Jugendlichen 105,2 Ausbildungsstellen zur Verfügung. In Maßnahmen zur Berufsvorbereitung für Jugendliche mit Schwierigkeiten (so genannter „Übergangsbereich“) waren 8.700 Personen weniger als im Vorjahr gemeldet. Erfreulicherweise gewachsen ist hingegen die Zahl der Anfängerinnen und Anfänger in Berufen des Sozial- und Gesundheitswesens. In diesen Berufen entschieden sich 7.100 Personen mehr als im Vorjahr für eine Ausbildung.
„Die rückläufigen Zahlen auf dem Ausbildungsmarkt nehmen wir ernst“, betont Anja Karliczek. „Deshalb haben wir bereits einiges unternommen, um die duale Ausbildung sichtbar attraktiver zu machen. Dafür haben wir das Berufsbildungsgesetz modernisiert und mit dem neuen Aufstiegs-BAföG werden wir junge Leute künftig finanziell noch besser bei ihrer Karriere unterstützen.“
Auswirkungen der Corona-Krise
Doch wie wird sich die Corona-Krise auf den Ausbildungsmarkt auswirken? „Eine genaue Prognose zur Entwicklung des Ausbildungsmarkts in den kommenden Wochen und Monaten kann derzeit niemand erstellen“, sagt die Bundesbildungsministerin, fügt aber vielsagend hinzu: „Die Wirtschaftslage in den Unternehmen entscheidet maßgeblich über die Ausbildungsbereitschaft.“ Im Klartext: Wenn die deutsche Wirtschaft schrumpft, wird voraussichtlich auch weniger ausgebildet.
Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser, Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), sieht das genauso: „Der Ausbildungsmarkt wird in diesem Jahr von den Auswirkungen der Corona-Pandemie nicht verschont bleiben. Dort, wo die ökonomischen Verwerfungen tiefgreifender sind, ist die Gefahr einer nachlassenden Ausbildungsbereitschaft besonders hoch.“
Der BIBB-Präsident weist zudem auf ein weiteres Problem hin: „Aktuell brauchen wir aufgrund des Kontaktverbots dringend praxistaugliche Alternativen zu Ausbildungsmessen und Betriebserkundungen, um Ausbildungsbetriebe und Ausbildungsinteressierte zusammenzuführen. Hierzu bieten sich vor allem digitale Formate an.“