
Messung der Estrich-Restfeuchte per CM-Prüfung. Foto: Knauf
Wann ist ein Nassestrich belegreif?
Nassestrich wird als Frischmörtel verarbeitet, muss also zunächst trocknen, bevor er mit Fliesen, Naturstein, Parkett, Laminat, Teppich oder anderen Bodenarten belegt werden darf. Doch woher weiß der Bodenleger, wann der Estrich trocken genug, der Mörtelboden also belegreif ist? Dafür gibt es verschiedene Prüfmethoden.
Nassestrich besteht aus Mörtel – meist auf Basis von Zement oder Gips (Calciumsulfat-Estrich). Über die verschiedenen Aufbautypen – Verbundestrich, Estrich auf Trennschicht, schwimmender Estrich – haben wir bereits im Beitrag „Nassestriche: Übersicht über die verschiedenen Varianten“ informiert.
Was bedeutet „belegreif“?

Frischer Nassestrich auf Calciumsulfat-Basis. Foto: IWM e.V.
Bei normalem Zementestrich dauert es etwa vier Wochen, bis er ausreichend getrocknet und durchgehärtet ist. Calciumsulfat-Estriche benötigen dafür nur etwa die Hälfte der Zeit. Daneben gibt es noch so genannte Schnellestriche, die man mit Zusatzmitteln versieht, damit sie schneller trocknen. Bei diesen Produkten gibt es herstellerspezifische Angaben zum Trocknungsverhalten.
Auf allgemeine Angaben zur Festigkeitsentwicklung darf sich der Bodenleger aber nicht einfach verlassen. Wann ein Estrich tatsächlich belegreif ist, hängt nicht nur von der Zusammensetzung des Mörtels ab, sondern auch von äußeren Faktoren wie Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit. Es ist daher immer individuell auf der Baustelle zu prüfen, ob der Restfeuchtegehalt des Estrichs niedrig genug ist, um den Oberbelag bereits zu verlegen. Wird der Belag trotz zu hoher Estrichfeuchte verlegt, drohen spätere Schäden am Boden.
Ein Nassestrich ist erst dann wirklich belegreif, wenn er sich für die schadens- und mangelfreie, dauerhafte Aufnahme eines Belags eignet. Das ist dann der Fall, wenn der Zustand der Gleichgewichtsfeuchte erreicht ist, wenn also der Wassergehalt des Estrichs identisch mit dem Wassergehalt der umgebenden Raumluft ist. Es gibt verschiedene Messmethoden, um dies zu überprüfen. Nach der DIN 18560-1 („Estriche im Bauwesen – Teil 1: Allgemeine Anforderungen, Prüfung und Ausführung“) ist in Deutschland allerdings bisher nur die Calciumcarbit-Methode (CM) normgerecht.
CM-Prüfung
Für die CM-Prüfung entnimmt der Bodenleger aus der unteren Hälfte des Estrichbodens eine Mörtelprobe, die er zerkleinert und in eine spezielle Stahlflasche mit Druckmessgerät (Manometer) füllt. Anschließend gibt er etwas Calciumcarbid hinzu. Wird die Flasche nun geschüttelt, reagiert das Wasser im Estrich mit dem Calciumcarbid zu Azethylen-Gas. Dadurch kommt es zu einem Druckanstieg in der Stahlflasche, dessen Höhe mithilfe des Manometers gemessen wird. Je höher der Druck, umso höher die Restfeuchte des Estrichs.
Anhand der angezeigten Druckhöhe kann der Bodenleger entweder direkt auf dem Manometer oder über eine separate Eichtabelle den Feuchtegehalt in CM-% ablesen. Der Wert darf bei Calciumsulfat-Estrichen nur maximal 0,5 CM-% betragen und bei Zementestrichen maximal 2 CM-%. Bei Heizestrichen auf Zementbasis gilt ein etwas strengerer Wert. Wie man die CM-Prüfung korrekt durchführt, kannst du detailliert in den „Anerkannten Regeln der Technik bei der CM-Messung“ nachlesen. Die Technische Kommission Bauklebstoffe (TKB) im Industrieverband Klebstoffe hat diese Regeln in ihrem TKB-Merkblatt 16 veröffentlicht.
Elektronische Prüfgeräte

Elektronisches Prüfgerät „HPM touch pro“ mit „Contact-Check“-Sensor. Foto: Storch
Die CM-Methode ist ein „zerstörendes“ Verfahren zu Messung der Restfeuchte. Die Estrichfläche muss zumindest an einer Stelle punktuell beschädigt werden, um an die Probe aus der unteren Hälfte des Bodens zu gelangen. Die Prüfung ist zudem vergleichsweise aufwändig. Daneben gibt es auch elektronische Prüfgeräte, mit denen man sehr viel schneller – in wenigen Sekunden – zu Messergebnissen kommt, ohne dass dafür die Estrichfläche beschädigt werden muss. Diese Geräte erzeugen in der Regel ein elektrisches Feld. Hält man sie über die Estrichfläche, wird die Durchlässigkeit des Mörtels für das elektrische Feld gemessen. Diese ist umso größer, je feuchter der Estrich ist.
Das elektrische Messverfahren mag auf dem ersten Blick alle Vorteile auf seiner Seite zu haben, es ist aber bisher nicht DIN-konform. Für den Bodenleger ist daher die CM-Prüfung die einzige rechtssichere Methode zur Ermittlung der Estrichfeuchte vor dem Verlegen des Oberbelags. Wobei ihn auch die Anwendung dieser Methode nicht zwangsläufig vor Mängelrügen bewahrt. Denn die aufwändige CM-Prüfung wird in der Praxis vielfach nur an einem einzigen Messpunkt der Estrichfläche vorgenommen. Nur bei großen Estrichflächen sind mehrere Messpunkte vorgeschrieben. Das Problem ist nur, dass der Feuchtegehalt des Estrichs auch innerhalb kleinerer Flächenabschnitte punktuell durchaus sehr unterschiedlich sein kann. Dadurch kann es später an den Oberbelägen auch dann zu Feuchteschäden kommen, wenn die punktuelle CM-Prüfung eine ausreichende Trocknung des Mörtels angezeigt hatte.
Um solche Risiken für den Bodenleger zu minimieren, sind Vorab-Messungen mit den elektronischen Messgeräten ein sinnvolles Mittel. Der Bodenleger hat so die Möglichkeit, zusätzlich zur CM-Prüfung die Restfeuchte des Estrichs an mehreren weiteren Messpunkten zerstörungsfrei zu ermitteln. Das mag zwar nicht normgerecht sein, hilft aber zumindest sicherzustellen, dass der Wassergehalt des Estrichs an anderen Stellen nicht auffällig höher ist als am ausgewählten CM-Messpunkt.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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