
Moderne Trittschall-Dämmsysteme entkoppeln Treppen vom übrigen Baukörper. Fotos: Schöck Bauteile GmbH
Trittschallschutz bei Treppen
Mietshausbewohner erleben das häufig: Laufen die Nachbarn im Treppenhaus hoch und runter, hören sie den Trittschall in ihren Wohnungen. Schuld sind Schallübertragungen von den Betontreppen auf Hausflurwände und Treppenpodeste beziehungsweise Bodenplatten. Im heutigen Neubau sind solche Lärmbelästigungen aber leicht vermeidbar. Integriert man bereits beim Treppenrohbau spezielle Dämmelemente, lassen sich Treppen schalltechnisch wirksam entkoppeln.
Werden Treppen-Gehgeräusche über flankierende Bauteile in benachbarte Wohneinheiten übertragen, handelt es sich um die Übertragung von Trittschall. Der entsteht, wenn die Treppen-Bauelemente oder auch die Böden/Decken im Gebäude durch äußere Krafteinwirkungen in Schwingungen geraten und sich die daraus resultierenden Schallwellen ungehindert im Bauwerk ausbreiten können.
So können Tritte auf Treppenstufen Schallwellen auslösen, die sich über Treppenpodeste auf die Gebäudedecken übertragen. Oder die Weiterleitung erfolgt über Treppenhauswände, die direkt an benachbarte Wohnräume angrenzen. In beiden Fällen breiten sich die Geräuschimpulse zunächst als Körperschall in den Bauteilen aus und werden erst beim späteren Austritt in die Wohnräume wieder in hörbaren Luftschall umgewandelt.
Normtrittschallpegel senken

Tronsole-Elastomerlager (blau) lassen sich zum Beispiel zwischen Treppenläufen und Podesten sowie Hausflurwänden einsetzen.
Ziel jeder Trittschalldämmung ist es, den so genannten Normtrittschallpegel zu senken. Diese Größe kennzeichnet den Schalldruckpegel, gemessen in Dezibel (dB), der im zu schützenden Raum zu hören ist. Für Hartböden wie Parkett und Laminat gibt es Dämmunterlagen, die die Schallweiterleitung über Gebäudedecken vermindern. Weitere Informationen dazu bietet unser Beitrag „Was sind Trittschalldämmungen?“. Doch auch für Treppenhäuser stehen wirkungsvolle Dämmsysteme zur Verfügung, die den Normtrittschallpegel deutlich senken können.
Nun überwiegen in modernen Mietshäusern pflegeleichte Hausflurtreppen aus Betonfertigteilen. Natürlich könnte man auch in solchen Treppenhäusern Teppiche oder andere schallschluckende Bodenbeläge verlegen, doch das würde die Baukosten erhöhen und wäre zudem nicht mehr so pflegeleicht. Im Neubau geht man daher heute häufig anders vor: Die Einzelteile der massiven Treppen – also die Treppenläufe (Stufen) und die dazwischen liegenden Podeste – werden bereits im Rohbau mithilfe elastischer Kunststoff-Auflager schalltechnisch voneinander entkoppelt. Dasselbe geschieht zwischen den Treppenläufen und angrenzenden Hausflurwänden, sofern es hier direkte Berührungspunkte gibt.
Die dazu verwendeten Dämmelemente müssen einerseits federnde Eigenschaften haben, um eine Ausbreitung des Trittschalls effektiv behindern zu können, und andererseits so druckbelastbar sein, dass sie nicht nur den äußeren Belastungen, sondern auch dem hohen Eigengewicht der Beton-Treppenläufe selbst dauerhaft und schadensfrei überstehen können. Die Hersteller verwenden in der Regel Spezialkunststoffe aus dem Bereich der Elastomere.
Tronsole von Schöck

Die Treppe wird bereits im Rohbau schallbrückenfrei „eingepackt“.
Die Bilder zu diesem Beitrag zeigen beispielhaft ein modernes Treppenhaus-Dämmsystem: das „Tronsole“-Produktprogramm des Bauteilherstellers Schöck. Dieses ermöglicht einen schallentkoppelten Anschluss von Stahlbeton-Treppenläufen und -Podesten im Rohbau. Die verschiedenen Elemente des Tronsole-Systems trennen die Treppe vollständig vom sonstigen Bauwerk, sodass kein direkter Kontakt zwischen beiden besteht.
Nach Herstellerangaben ist mit dem Tronsole-System eine Verbesserung der Trittschalldämmung um mindestens 24 dB (Trittschallpegeldifferenz) erreichbar. In typischen Mehrfamilienhäusern seien somit Normtrittschallpegel zwischen 35 und 42 dB möglich. Damit sind selbst die erhöhten Anforderungen der seit August 2020 geltenden DIN 4109-5 locker zu erfüllen. Diese fordert für Treppen in Mehrfamilienhäusern einen Normtrittschallpegel von maximal 47 dB.
Die DIN 4109 („Schallschutz im Hochbau“) definiert allerdings ohnehin nur Mindestanforderungen an den Schallschutz, die beim Bau von Gebäuden auch ohne explizite Vereinbarung zwischen Bauherren und Gebäudeplaner zwingend einzuhalten sind. Für einen zeitgemäßen Schallschutz im Wohnungsneubau empfiehlt es sich daher definitiv, die Mindestanforderungen der Norm deutlich zu übertreffen.
Das Tronsole-System besteht aus insgesamt sieben Entkopplungs-Komponenten, mit denen man sowohl gerade als auch gewendelte Treppen schallbrückenfrei „einpacken“ kann. Herzstück aller Anschlusselemente ist das Elastomerlager „Elodur“. Es übernimmt zugleich die Lastübertragung und die Schallentkopplung. Nach Angaben von Schöck erreicht das Tronsole-System durch den Einsatz des Spezialkunststoffs Elodur eine um etwa 10 dB höhere Trittschalldämmung im Vergleich zu den meisten herkömmlichen Treppenauflagern. Das ist viel, wenn man bedenkt, dass eine Erhöhung des Schallpegels um 10 dB vom menschlichen Ohr als doppelt so laut empfunden wird.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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