RM Rudolf Müller
Trittschalldämmung mit stabilen Holzfaserplatten unter Parkettdielenboden. Foto: Steico SE

Trittschalldämmung mit stabilen Holzfaserplatten unter Parkettdielenboden. Foto: Steico SE

Dämmstoffe
14. Juni 2018 | Artikel teilen Artikel teilen

Was sind Trittschalldämmungen?

Schall breitet sich nicht nur über die Luft, sondern auch in festen Körpern aus. Zumindest dann, wenn die Schallquelle stark genug ist, um auch den Festkörper zu Schwingungen anzuregen. Geht zum Beispiel ein Mensch in seiner Wohnung auf und ab, kann dadurch die Gebäudedecke in Schwingungen geraten. Dann hört der Nachbar ein Stockwerk tiefer Trittschallgeräusche. Verhindern lässt sich das durch eine Trittschalldämmung.

Wie bereits im Beitrag über den Körperschall erläutert, werden Luftschallwellen zum Teil reflektiert, wenn sie auf einen Festkörper treffen – zum Beispiel eine Wand. Die daraus resultierende Geräuschkulisse nimmt das menschliche Ohr als Raumschall wahr. Handelt es sich um Schritte auf einem Fußboden, würde man aber statt von Raumschall von Gehschall sprechen. Gehschall bezeichnet also die reflektierten Schallwellen, die in dem Raum hörbar sind, in dem die Gehgeräusche erzeugt werden. Trittschall dagegen ist der Schall, den der Nachbar ein Stockwerk tiefer wahrnimmt.

Tritt- und Gehschall

Zumindest beim Gehen auf Hartböden wie Parkett oder Laminat entsteht eigentlich immer Gehschall. Es sei denn, man bewegt sich völlig lautlos, sozusagen „auf leisen Sohlen“. Anders verhält es sich bei einem weichen Teppich. Eine solche Gehunterlage schluckt“ einen Großteil des Schalls, Gehgeräusche sind dann kaum oder gar nicht hörbar.

Trittschall dagegen entsteht nur dann, wenn der Boden beziehungsweise die Decke in Schwingungen gerät und die daraus resultierende Schallweiterleitung durch den Festkörper hindurch in einen darunter gelegenen Raum gelangt, wo der Körperschall dann wieder in hörbaren Luftschall umgewandelt wird. Eine solche unerwünschte Weiterleitung lässt sich durch Trittschall-Dämmunterlagen wirkungsvoll reduzieren.

Einflussfaktoren auf den Trittschall

Das Ausmaß des Trittschalls hängt von mehreren Faktoren ab. Entscheidend ist natürlich das Material des Bodenbelags (Parkett, Laminat, Designboden, Teppich), aber auch die Art seiner Verlegung (verklebt oder nicht verklebt). Auch die Beschaffenheit und insbesondere das Schwingverhalten des Unterbodens beziehungsweise der Decke spielen eine Rolle für die Weiterweiterleitung des Schalls. Und natürlich ist das Vorhandensein oder  Nichtvorhandensein einer Trittschalldämmung ein wichtiger Faktor.

Hartböden wie Parkett und Laminat sorgen nicht nur für mehr Gehschall, sondern leiten auch eher Trittschallwellen weiter als zum Beispiel ein flauschiger Teppich. Wird der Hartboden fest auf dem Untergrund verklebt, dann führt das zu einer deutlichen Eindämmung des Trittschallphänomens, einfach weil der Bodenbelag dann nicht mehr so stark in Schwingungen geraten kann. Schwimmend verlegte Beläge sind dagegen trittschallanfälliger, weil die Dielen beim Begehen weitaus stärker federn. Sie sollten deshalb immer mit einer elastischen Dämmunterlage kombiniert werden. Diese sorgt für eine Entkopplung von Bodenbelag und Unterboden und vermindert so die Schallweiterleitung.

Vielfältiges Angebot

Natürlich lässt sich nicht nur Trittschall, sondern auch Gehschall eindämmen. Wie oben schon erwähnt, ist ein schallschluckender Teppich hier sicher die einfachste Lösung. Dagegen ist es ein Trugschluss anzunehmen, der Gehschall werde durch eine effektive Trittschalldämmung automatisch ebenfalls gesenkt. Trittschall-Dämmunterlagen verlegt man unter dem Bodenbelag, also direkt auf dem Unterboden. Sie haben daher keinen direkten Einfluss auf die Gehschallgeräusche.

Man kann andererseits aber auch nicht sagen, dass Dämmunterlagen unter dem Bodenbelag gar keinen Einfluss auf den Gehschall hätten. Es kommt auf das jeweilige Produkt an. Manche Dämmunterlagen erzeugen eine sehr wirkungsvolle Barriere für den Trittschall, haben aber kaum Einfluss auf den Gehschall. Andere Produkte haben durchaus auch Wirkungen auf den Gehschall, und manche dämmen diesen sogar stärker als den Trittschall. Als Käufer sollte man sich also vorab genau über die unterschiedlichen Leistungen der Dämmprodukte informieren. Es gibt eben nicht nur eine Art von Trittschalldämmung, sondern ein vielfältiges Angebot.

Natürliche Dämmunterlagen

Dämmunterlagen für Bodenbeläge werden aus verschiedenen Materialien angeboten. Grundsätzlich lassen sich zwei große Gruppen unterscheiden: natürliche Materialien wie Kork und Holzfaser und Produkte aus Kunststoff-Hartschaum. Kork- und Holzfaser-Dämmungen sind nicht nur eine gute Wahl, weil sie sich komplett recyceln lassen, also nachhaltig sind, die Materialien sorgen auch für eine gute Trittschalldämmung. Die Unterlagen sind als Plattenware erhältlich, Kork wird zudem auch als Rollenware angeboten.

Kork- und Holzfaserprodukte bieten zudem eine gute Wärmedämmung. Das ist im Prinzip positiv, kann in einem Spezialfall aber zum Problem werden. Wenn nämlich im Unterboden – zum Beispiel im Estrich – eine Fußbodenheizung verlegt wird, hemmen die natürlichen Dämmmaterialien die Übertragung der Heizungswärme an die Bodenoberfläche. Kork und Holzfaser eignen sich daher nur bedingt für eine Kombination mit einer Fußbodenheizung. Letztlich muss hier ein Fachmann im Einzelfall entscheiden, mit welchem Dämmprodukt eine Flächenheizung noch effektiv arbeiten kann.

Kunststoff-Dämmunterlagen

 PE-Schaum ist universell für alle Bodenbeläge verwendbar und auch auf Fußbodenheizungen geeignet. Foto: Gefinex


PE-Schaum ist universell für alle Bodenbeläge verwendbar und auch auf Fußbodenheizungen geeignet. Foto: Gefinex

Keine Probleme mit Fußbodenheizungen hat derjenige, der sich für eine Dämmunterlage aus PE-Schaum (Polyethylen) entscheidet. Viele flexible Trittschalldämmungen, die als Rollenware vertrieben werden, bestehen aus diesem Kunststoff. Praktisch: Etliche der angebotenen Kunststoff-Dämmmatten sind bereits ab Werk mit einer Dampfbremsfolie ausgestattet. Diese ist Pflicht bei der Verlegung von Bodenbelägen direkt auf Estrich oder Spachtelmassen.

PE-Schaum-Rollenware gibt es in unterschiedlichen Stärken. Je härter der Bodenbelag ist, umso dicker muss die Dämmstoffunterlage sein, damit die Trittschallschwingungen wirkungsvoll eingedämmt werden. Teppichböden benötigen in der Regel gar keine Trittschalldämmung. Und bei den modernen Designböden, die im Vergleich zu Parkett und Laminat relativ weich und elastisch sind, genügt eine dünne Dämmfolie als Trittschallunterlage.

Neben der Rollenware sind auch Polystyrol-Schaumplatten (EPS) eine gängige Form der Trittschalldämmung – zumindest unter Parkett und Laminat. Da diese Platten aber über eine viel bessere Wärmedämmung verfügen als PE-Schaum, eignen sie sich nicht für die Verlegung auf Fußbodenheizungen.


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Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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