RM Rudolf Müller
Designboden mit Vinyloberfläche in Fliesenoptik. Foto: Parador

Designboden mit Vinyloberfläche in Fliesenoptik. Foto: Parador

 
Boden und Wand
05. September 2016 | Artikel teilen Artikel teilen

Was versteht man unter Designböden?

Für Innenräume bieten sich als Alternative zum Teppich unterschiedlichste Hartböden an. Die Materialauswahl ist hier groß und reicht von Parkett und Kork über Laminat, Linoleum und Vinyl bis hin zu Fliesen- und Natursteinplatten. Und dann gibt es da noch die so genannten Designböden, die Hersteller in den letzten Jahren immer häufiger anpreisen. Doch was ist das eigentlich?

Die Bezeichnung Designboden klingt erst einmal gut. Hört sich schick und modern an. „Was fürs Auge“, denkt man. Aber irgendwie ist der Begriff auch etwas schwammig. Vor allem, weil nicht so einfach zu definieren ist, woraus ein Designboden eigentlich besteht. Parkett wird aus Echtholz gefertigt, Laminat aus melaminharzgetränktem Papier, das auf eine Holzwerkstoff-Platte aufgebracht ist, Linoleum wiederum aus Leinöl und verschiedenen Naturharzen. Und Designböden? Die bestehen eben nicht alle aus demselben Material beziehungsweise denselben Materialien-Schichten. Das macht die Sache so schwer zu fassen.

Designboden = Vinyl?

Viele denken, der Begriff Designboden sei einfach nur ein anderer Name für Vinylboden – eine „Marketing-Bezeichnung“ sozusagen. Doch das stimmt nur zum Teil. Zwar zählen mehrschichtige Vinylböden mit massiven Trägerplatten zu den Designböden. Aber nicht alle Designböden haben eine Vinyloberfläche. Doch der Reihe nach. Schauen wir uns erst einmal den typischen Aufbau der mehrschichtigen Vinylböden etwas genauer an. Daran lassen sich auch die typischen Eigenschaften von Designböden insgesamt gut erläutern.

Moderne, mehrschichtige Vinylböden haben einen ähnlichen Aufbau wie Laminat. Die Oberflächenbeschichtung ist fest mit einer Trägerplatte verbunden, die in der Regel aus Holzwerkstoffen oder Naturkork besteht. Die Oberfläche selbst besteht aus dem Kunststoff Polyvinylchlorid, also aus PVC. Mit den alten, elastischen PVC-Bodenmaterialien, die wie Teppichware von der Rolle angeboten wurden, haben diese Vinylböden aber nicht mehr viel gemeinsam. Sie werden in wesentlich kleinteiligeren Dielen- oder Fliesenformaten angeboten, sind meist wie Laminat einfach per Klicktechnik verlegbar und verfügen dank moderner Drucktechnik über ausgesprochen authentisch wirkende Designs, die in unterschiedlichsten Varianten angeboten werden: von Holz- über Keramik-, Stein- und Beton- bis hin zu Metall- und Teppichoptiken.

Mehrschichtig mit Kunststoffoberfläche

Moderner Designboden mit PUR-Oberfläche in Holzoptik. Foto: Parador

Moderner Designboden mit PUR-Oberfläche in Holzoptik. Foto: Parador

Und was sind nun Designböden? Grundsätzlich handelt es sich dabei um einen nicht geschützten Marketing-Begriff. Die Technische Kommission Bauklebstoffe im Industrieverband Klebstoffe hat sich trotzdem an einer Klassifizierung dieser Hartbodenart versucht. Im TKB-Merkblatt 15 vom April 2016 heißt es, dass Designböden „aus mehrschichtigen Platten“ bestehen (Fliesen, Planken, Dielen etc.) und von unten nach oben betrachtet folgenden Aufbau haben: Rücken-Schicht, Trägermaterial und gegebenenfalls Stabilisierungseinlage, Dekorschicht, Nutzschicht und gegebenenfalls Oberflächenfinish. Das Merkblatt weist ausdrücklich darauf hin, dass nicht jeder Designboden alle genannten Schichten aufweisen muss und dass die Beläge auch zusätzliche Schichten – etwas zur Trittschalldämmung – enthalten können.

Typisch für Designböden ist weiterhin die bereits beim Vinyl beschriebene Vielfalt an authentisch wirkenden Optiken. Und nicht zuletzt ist es ein gemeinsames Charakteristikum aller Designböden, dass ihre Oberfläche aus Kunststoff besteht. Nur muss es halt nicht immer PVC sein – wie bei den Vinylböden. Im Gegenteil: Viele Hersteller bieten heute ganz bewusst Böden mit PVC-freien Kunststoffoberflächen an. Ein Beispiel dafür ist etwa das Produkt „Eco Balance PUR“ von Parador (siehe Abbildung). Dieser Boden besteht aus einer HDF-Trägerplatte, einem Gegenzug aus Kork und einem mit PUR-Kunststoff (Polyurethan) ummantelten Dekorpapier. Andere Hersteller fertigen Designböden auch mit Oberflächen aus PET oder PP.

Der Verzicht auf PVC ist natürlich eine Reaktion der Industrie auf das schlechte Image dieses Materials. Das kommt vor allem daher, weil die alten PVC-Böden von der Rolle oft mit gesundheitsschädigenden Weichmachern versetzt waren. Auch der Begriff Vinylboden wurde ja nicht zuletzt erfunden, um die Bezeichnung PVC zu umgehen. Fairerweise muss allerdings erwähnt werden, dass bei den heutigen Vinylböden in der Regel auf gefährliche Weichmacher verzichtet wird.

Positive Eigenschaften

Designböden aller Art – egal ob mit PVC oder anderen Kunststoffen beschichtet – haben mit ihrem Verbund aus fester Trägerplatte und schützender Oberflächenschicht viele Vorteile. Sie sind pflegeleicht, robust, widerstandsfähig und verursachen nicht zuletzt auch deutlich weniger Trittschall-Geräusche als etwa herkömmliches Laminat. Zugleich sind ihre Oberflächen auch weicher und wärmer. Hervorzuheben ist außerdem die hohe Feuchteunempfindlichkeit durch den Kunststoffüberzug. Das macht Designböden auch für Feuchträume interessant. Eine trendige Holzoptik im Badezimmer ist mit ihnen problemlos möglich.


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Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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