
Die Anputzdichtleiste (Anthrazit) wird auf die Fensterzarge geklebt und ihr gelochter Mittelsteg in die Laibung eingeputzt. Grafik: Protektor
Was sind Anputzdichtleisten?
Beim Einbau eines Fensters oder einer Haustür in eine Außenwand ist der Fugenbereich zwischen Zarge und Mauerwerk luft- sowie schlagregendicht auszuführen. Als Abdichtungselement kommen dabei häufig so genannte Anputzdichtleisten zum Einsatz. Diese gewährleisten zudem eine hochfeste Putzverkrallung.
Die Energieeinsparverordnung (EnEV) schreibt für Neubauten eine luftdichte Gebäudehülle vor. Das gilt auch für die umlaufende Fuge zwischen dem äußerem Fensterrahmen – der so genannten Zarge – und dem anschließenden Mauerwerk. Durch diese darf keine Wärme aus dem Innenraum entweichen, zugleich muss sie Wind und Regen von außen sicher abhalten. Das ist der Stand der Technik, der unter anderem im „Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren“ der RAL-Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren definiert ist. Dort wird ein luft- und schlagregendichter Anschluss von Bauelementen am Baukörper gefordert. Wohlgemerkt: Die Anforderung gilt nicht nur für Fenster, sondern natürlich auch für Haustüren.
Montageschaum genügt nicht
Die Fugenbereiche zwischen Fensterzarge und umlaufendem Mauerwerk werden heute meist mit Montageschaum (PU-Schaum) verfüllt. Der ist zwar gut für die Wärmedämmung, reicht aber keineswegs aus, um eine luft- und schlagregendichte Anschlussfuge an den Baukörper sicherzustellen. Stattdessen sind zusätzliche Abdichtungsmaßnahmen notwendig.
Im Beitrag „Fenstereinbau: Wie vermeidet man Wärmebrücken?“ haben wir uns bereits näher damit beschäftigt, wie man die Fuge zwischen Fensterrahmen und Mauerwerk heute üblicherweise dicht macht. Die Baustoffindustrie bietet dafür ein breites Sortiment an speziellen Dichtungsbändern, -profilen und -folien sowie spritzbaren Dichtstoffen für innen und außen.
Vorteile von Anputzdichtleisten
Als eine sichere und leicht zu montierende Abdichtungsvariante – zusätzlich zu Montageschaum – haben sich Anputzdichtleisten bewährt. Dabei handelt es sich um selbstklebende Profile, die man beidseitig umlaufend auf die Fenster- oder Türzarge klebt, bevor diese in die Mauerlaibung eingesetzt wird. Diese Leistenprofile lassen sich einfach zuschneiden und verfügen auf ihrer Rückseite über ein selbstklebendes Schaumband, was die Montage erheblich erleichtert.
Anputzdichtleisten werden am äußersten Randbereich der Zarge verklebt, dort also, wo im eingebauten Zustand die Fuge zum umlaufenden Mauerwerk anschließt. Die Profile begünstigen auf zweierlei Weise eine sicheren Fenster- oder Haustüreneinbau. Zum einen sorgen sie für die geforderte Luft- und Schlagregendichtheit, zum anderen gewährleisten sie einen sicheren und widerstandsfähigen Anschluss an die Putzflächen des Mauerwerks. Die Profile werden nämlich nicht nur auf der Zarge verklebt, sondern auch in die Laibung eingeputzt – sowohl auf der Außen- als auch auf der Innenseite des Bauelements. Daher der Name Anputzdichtleiste.
Grundprofil und Putzschenkel

Profile mit zusätzlich angenähtem Gewebe eignen sich für die besonderen Anforderungen von WDVS-Fassaden. Grafik: Protektor
Schauen wir uns so eine Anputzdichtleiste doch mal etwas genauer an, um ihre Funktionsweise besser zu verstehen. Dafür betrachten wir Leisten des Herstellers Protektor (siehe Abbildungen). Sie sind aus Hart-PVC gefertigt und bestehen aus zwei Hauptteilen. Da ist zum einen das u-förmige Grundprofil, auf dessen Rückseite sich das Schaumband mit der Selbstklebefläche befindet. Dieses Grundprofil bietet Protektor optional in drei Breiten: 6 mm, 9 mm und 12 mm.
Zweiter Hauptbestandteil der Anputzdichtleisten ist ihr Mittelsteg, auch Putzschenkel genannt. Mit diesem bindet man die Profile in den Laibungsputz ein. Die Putzschenkel der Protektor-Produkte verfügen über eine ausgeprägte Lochung, was eine hochfeste Putzverkrallung ermöglicht. Optional bietet der Hersteller auch Profile mit Mittelsteg sowie zusätzlich angenähtem Gewebe. In dieser Variante eignet sich das Produkt am besten für die besonderen Anforderungen bei Fassaden mit Wärmedämmverbundsystem (WDVS).
Alle Protektor-Anputzdichtleisten werden zudem mit einer Abreißlasche ausgeliefert. Sie lässt sich nach dem Einbau des Bauelements rückstandslos entfernen, indem man sie einfach abreißt. Während der Montage erfüllt sie aber einen praktischen Zweck: Zieht der Verarbeiter den Abdeckstreifen der Abreißlasche ab (Foto 1: gelb markiert), dann kann er dort ganz einfach eine Schutzfolie ankleben und somit ein versehentliches Überputzen der Fenster- oder Türzarge ausschließen. Ebenfalls abgedeckt wird dabei die Kunststoff-Schutzlippe, die sich bei vielen Protektor-Leisten seitlich am Grundprofil befindet und nach dem Einbau zwischen Putz und Zarge sichtbar bleibt. Optional zur Schutzlippe bietet Protektor auch Profile mit Schattenfuge.
Wirkungsvolle Putzverkrallung
Durch den eingeputzten Mittelsteg verhalten sich Putz und Anputzdichtleiste wie eine Einheit. Nach Angaben von Protektor dehnen sich die Profile deshalb auch bei starker Sonnenbestrahlung der Hausfassade nicht aus – selbst dann nicht, wenn dunkle Oberputze oder Fassadenfarben zum Einsatz kommen. Da solche Oberflächen die Sonnenstrahlen kaum reflektieren, heizen sie sich stark auf, was in der Folge schnell zu Schäden führen kann.
Durch ihren Mittelsteg sind die Anputzdichtleisten von Protektor aber auch für dunkle Fassaden mit einem Hellbezugswert (HBW) von weniger als 20 zugelassen. Selbst dann sind nach Herstellerangaben keine Rissbildungen oder Abplatzungen in der Putzoberfläche zu erwarten. Der HBW gibt an, wie viel Licht von der Fassade reflektiert wird. Er ist bei einer schwarzen Oberfläche gleich null, bei einer weißen Fassade liegt der Wert dagegen bei 100.
Aufgrund der wirkungsvollen Putzverkrallung der Mittelstege kann Protektor seinen Kunden neuerdings neben weißen Profilen erstmals auch Anputzdichtleisten in der Farbe Anthrazit bieten. Diese waren bis vor kurzem nicht zugelassen, aufgrund möglicher Verformungen infolge von starken Temperaturschwankungen. Die aktuellen Protektor-Leisten sind zudem – bei richtiger Verarbeitung – nun auch bis zu 3 m Einzellänge zugelassen. Bisher lag hier die erlaubte Obergrenze bei 2,60 m.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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