RM Rudolf Müller
Eyecatcher in rostiger Eisenoptik: In diesem Privatbad wurden großformatige Vinyl-Elemente (LVTs) an der Wand verklebt. Fotos: Mapei

Eyecatcher in rostiger Eisenoptik: In diesem Privatbad wurden großformatige Vinyl-Elemente (LVTs) an der Wand verklebt. Fotos: Mapei

Boden und Wand
21. Februar 2019 | Artikel teilen Artikel teilen

Vinyl für die Wand

In Feuchträumen wie Küche und Bad waren an der Wand bisher keramische Fliesen Standard – zumindest in Bereichen mit erhöhter Spritzwasserbelastung. Doch der Klassiker Keramik hat Konkurrenz bekommen. Viele Anbieter bieten nun auch Feuchtraumfliesen aus Vinyl.

Vinyl für die Wand ist relativ neu. Bisher kannte man das Kunststoffmaterial nur im Bodenbereich. Moderne Vinylböden haben eine Nutzschicht aus Polyvinylchlorid (PVC), die meist auf eine Holzfaser-Trägerplatte aufgebracht ist. Daneben gibt es Voll-Vinylböden, die durch und durch aus PVC bestehen. Die Böden werden meist in Form von Dielen angeboten, es gibt aber zum Beispiel auch quadratische Fliesen-Formate. Dank moderner Drucktechniken lassen sich Holzoptiken täuschend echt nachbilden. Doch auch Vinyl im Keramik-, Stein- oder Betondesign ist erhältlich.

Vom Boden zur Wand

Stein-Imitat: Moderner Vinylbelag im Waschbeckenbereich.

Stein-Imitat: Moderner Vinylbelag im Waschbeckenbereich.

Vinylböden auf Trägermaterialien im Dielen- oder Fliesenformat – nicht zu verwechseln mit alten PVC-Böden von der Rolle – werden häufig unter dem Kürzel LVT (Luxury Vinyl Tile) vermarktet. Die Nachfrage nach diesen Produkten ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Als kostengünstige Alternative zu Laminat und Parkett erhalten sie Einzug in immer mehr Haushalte. Das Material ist pflegeleicht, widerstandsfähig und beim Begehen deutlich geräuschärmer als Laminat und Parkett. Voll-Vinylböden machen aufgrund ihrer Feuchteunempfindlichkeit zudem der Keramikfliese im Bad Konkurrenz.

Vinylböden sind schon seit Längerem dabei, auch die häuslichen Feuchträume zu erobern. Setzt sich der Siegeszug nun auch an der Wand fort? Zumindest scheint die Industrie hier einen neuen Trend zu wittern. Seit der Domotex 2018 ist das Thema medial präsenter geworden. Auf der damaligen Bodenbelagsmesse in Hannover präsentierten etliche Hersteller Vinyl-Beläge, die sich auch für die Wand eignen. Sofern diese Beläge für Nassbereiche freigegeben sind, handelt es sich grundsätzlich um Voll-Vinyl-Beläge. Diese bestehen aus mehreren Schichten, die aber alle aus feuchtigkeitsresistentem Kunststoff gefertigt sind. Vinyl-Fliesen mit Holzwerkstoffträger werden in Nassbereichen nicht verwendet.

Während man LVTs mit Holzwerkstoffträgern (am Boden) meist schwimmend verlegt, werden Voll-Vinyl-Produkte vollflächig verklebt – am Boden und natürlich auch an der Wand. Kein Wunder, dass sich auch die Bauchemiebranche für den noch relativ neuen Markt interessiert. Der Fliesenkleberhersteller Mapei etwa legte bei der Domotex 2018 einen Schwerpunkt seines Auftritts auf die Präsentation von Spezialklebern für die LVT-Verlegung.

Vorteile von Vinyl

Die Vorteile von Vinyl an der Wand ähneln denen im Bodenbereich. Die Kunststoff-Fliesen sind preiswerter sowie einfacher zu verlegen als Fliesen und ermöglichen zudem eine schier unerschöpfliche Designvielfalt. Anders als Keramikfliesen werden LVTs zudem dicht an dicht nur mit einer extrem schmalen Stoßfuge verlegt. Es gibt also zwischen den Elementen keine Mörtelfuge, die verschmutzen könnte. Natürlich funktioniert diese Art der Verlegung nur, wenn durch geeignete Verbindungen (meist Nut und Feder) sichergestellt ist, dass Feuchtigkeit nicht in größeren Mengen unter den Belag eindringen kann.

Da sich die Vinylprodukte auch auf vorhandene Keramikflächen verlegen lassen, kann der Handwerker sogar auf das aufwändige, lärm- und staubverursachende Entfernen der Altfliesen verzichten. Gerade dieser Vorteil ist ein starkes Argument, um künftig vielleicht mehr Hausbesitzer für eine Badsanierung zu motivieren. Die verwendeten Vinyl-Beläge sollten allerdings zur Verlegung im Badbereich sowie an der Wand speziell ausgelobt und freigegeben sein.

Abdichtung erforderlich

Passende Verlegewerkstoffe: Zum System „Mapei 4 LVT“ gehört auch eine Polyethylen-Abdichtungsbahn.

Passende Verlegewerkstoffe: Zum System „Mapei 4 LVT“ gehört auch eine Polyethylen-Abdichtungsbahn.

In feuchtigkeitsbelasteten Wandbereichen muss der Untergrund abgedichtet werden, damit kein Wasser in ihn eindringen kann. Das gilt zumindest für Wandflächen mit häufiger Einwirkung von Spritz- und/oder Brauchwasser, zum Beispiel über Badewannen und in Duschen. Bei Fliesenbelägen setzt man in solchen Bereichen traditionell auf Flüssig-Dichtfolien beziehungsweise – in hoch belasteten Bereichen – auf bahnenförmige Abdichtungen.

Dieselben Abdichtungsanforderungen gelten auch unterhalb von Vinylbelägen. Wenn man LVTs auf Altfliesen mit vorhandener Abdichtung verlegt, kann man auf eine zusätzliche Abdichtung direkt unter dem Vinyl im Prinzip verzichten. Allerdings wäre es fahrlässig, einfach vorauszusetzen, dass schon eine Altabdichtung vorhanden ist. Der Verarbeiter muss sich darüber also vorab erkundigen. In Zweifelsfällen sollte er lieber auf Nummer sicher gehen und direkt unter dem Vinyl abdichten. Mit modernen Klebe- und Abdichtungssystemen ist das kein großes Problem.

Verlegewerkstoffe

Ist die Frage der Abdichtung geklärt, kann das Vinyl verklebt werden. Die Bauchemie-Industrie bietet dafür spezielle Verlegewerkstoffe an. Ein Beispiel ist das universell einsetzbare Produkt 4 LVT von Mapei. Es eignet sich für Vinyl-Fliesen aller Hersteller – sowohl am Boden als auch an der Wand. Mit dem „Shower System 4 LVT“ zeigte Mapei auf der Domotex 2018 erstmals sein neues Produktsystem für das Abdichten und Kleben von LVTs in Duschen, Badezimmern und feuchtigkeitsbeanspruchten Bereichen.

Das Mapei-System umfasst neben einem feuchtigkeitsbeständigen MS-Polymerklebstoff auch darauf abgestimmte Produkte zur Abdichtung, Verfugung und rutschhemmenden Oberflächenversieglung. Herzstück der Abdichtung ist eine Polyethylen-Bahn, die beidseitig mit einem Polypropylen-Vliesgewebe beschichtet ist. Die Schicht aus Polyethylen sorgt für die Wasserundurchlässigkeit, während das Vliesgewebe einen guten Haftverbund zu dem Klebstoff zwischen der Bahn und dem Untergrund sowie zwischen der Bahn und dem LVT-Belag bewirkt.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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