
Flüssig-Dichtfolien sind mindestens zweilagig aufzutragen. Foto: PCI
Bad-Abdichtung: Flüssig-Dichtfolien
Untergründe von Fliesen- und Plattenbelägen werden in feuchtigkeitsbelasteten Bereichen in der Regel abgedichtet, sodass kein Wasser in sie eindringen kann. Während man bei hoher Belastung durch drückendes Wasser feste Dichtungsbahnen aus Kunststoff oder Bitumen verwendet, genügt bei mäßiger Beanspruchung – zum Beispiel in Wohngebäude-Bädern – meist der Auftrag so genannter Flüssig-Dichtfolien.
Bei Flüssig-Dichtfolien handelt es sich um einkomponentige, in Eimergebinden angebotene, roll-, streich- und spachtelfähige Materialgemische, die man zur naht- und fugenlosen Abdichtung direkt unter Fliesen- oder Plattenbelägen aufträgt. Nach der Trocknung sind sie wasserdicht, hochelastisch und rissüberbrückend. Trotz des Namens gilt übrigens: Die flüssigen „Folien“ sind keineswegs durchsichtig beziehungsweise transparent, ihre Optik entspricht vielmehr typischen Mörtel- und Putzprodukten. Es überwiegt die Farbe Grau, daneben sind auch farblich eingefärbte Gemische erhältlich.
Die Inhaltstoffe der Flüssig-Dichtfolien unterscheiden sich natürlich je nach Hersteller. Im Allgemeinen unterscheidet man drei Produkttypen: Polymerdispersionen, Reaktionsharz-Dispersionen (beide jeweils mit oder ohne mineralische Füllstoffe erhältlich) sowie Kunststoff-Mörtel-Kombinationen.
Eigenschaften
Flüssig-Dichtfolien ermöglichen es dem Handwerker, bei mäßiger Feuchtebeanspruchung in Innenräumen schnell und einfach Verbundabdichtungen unter Fliesen und Platten zu erstellen – sowohl im Boden- als auch im Wandbereich. Die durch Rollen, Streichen oder Spachteln leicht zu verarbeitenden, gebrauchsfertigen Gemische schützen Wände und Böden vor Feuchtigkeit, die sonst durch die Fugen der Fliesen- oder Plattenbeläge tiefer in den Untergrund gelangen könnten.
Flüssig-Dichtfolien gehören zu den Verbundabdichtungen, weil sie nach dem Austrocknen einen festen Verbund mit dem tragenden Untergrund eingehen. Das unterscheidet sie von Bitumen- oder Kunststoffdichtungsbahnen, die in höher feuchtebeanspruchten Bereichen zum Einsatz kommen. Nach dem Auftrag trocknen Flüssig-Dichtfolien schnell. Anschließend sind sie aufgrund ihrer hohen Elastizität rissüberbrückend, sie schützen den Untergrund also auch dann vor Feuchtigkeit, wenn dieser Risse aufweist.
Untergründe

In kritische Bereiche wie Wandecken werden zusätzlich Dichtbänder eingebettet. Foto: PCI
Abdichtungen unter Fliesen- und Plattenbelägen sind allgemein üblich – insbesondere wenn sich darunter feuchtigkeitsempfindliche Untergründe wie Gipsputze, Gipsfaserplatten, Gipskartonplatten oder Calciumsulfat-Fließestriche befinden. In mäßig feuchtebeanspruchten Bereichen schützen hier Flüssig-Dichtfolien sicher vor Durchfeuchtung, wenn sie flächendeckend aufgetragen werden.
Bei feuchteunempfindlichen Untergründen, wie zum Beispiel Beton, (Kalk-)Zementestrich, Porenbeton-Bauplatten oder zementgebundene Bauplatten, ist dagegen eine vollflächige Abdichtung nicht zwingend erforderlich. Stattdessen muss man in solchen Fällen nur die besonders „kritischen“ Untergrundbereiche abdichten – also Stellen, an denen Wasser erfahrungsgemäß relativ leicht eindringen kann.
Zu den kritischen Untergrundbereichen zählen zum Beispiel Fugen zwischen Wand und Boden beziehungsweise zwischen Wand und Badewanne oder Dusche. An solchen Stellen schützt die klassische Silikondichtung keineswegs sich vor dem Eindringen von Feuchtigkeit in den Untergrund. Stattdessen ist auch eine Abdichtung unter den Fliesen erforderlich. Auch Bereiche mit Rohrdurchführungen gehören zu den neuralgischen Punkten. Für Flächen mit Bodenablauf gelten übrigens strengere Vorschriften. Hier ist nämlich der Einsatz feuchtigkeitsempfindlicher Untergründe gar nicht gestattet.
Verarbeitung
Flüssig-Dichtfolien werden in mindestens zwei Lagen aufgetragen. Ist die erste Schicht getrocknet, folgt der Auftrag der zweiten. Damit der Handwerker die verschiedenen Schichten optisch voneinander unterscheiden kann, bieten die Hersteller ihre Produkte in unterschiedlichen Farben an. So hat der Verarbeiter stets im Blick, an welchen Stellen er bereits die zweite Schicht aufgetragen hat und wo noch nicht.
Vor dem vollflächigen Auftrag erfolgt zunächst eine „Spezialbehandlung“ der kritischen Stellen. So werden zum Beispiel rund um Bewegungsfugen, Wandecken oder Rohrdurchführungen zusätzliche Dichtmaterialien in die Dichtfolienmasse integriert. Dafür bieten die Hersteller spezielle Dichtbänder oder Dichtmanschetten, die sich in die frisch aufgetragene Flüssig-Dichtfolie einbetten lassen. Erst wenn diese Detailarbeiten erledigt sind, erfolgt der Auftrag der Abdichtung auf den übrigen Boden- oder Wandflächen.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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