
Die Oberfläche dieses Multilayer-Bodens besteht aus 100 % recycelbarem Polyolefin-Kunststoff. Foto: Classen
Was sind Multilayer-Böden?
Der Fußbodenmarkt ist in den letzten Jahren stark in Bewegung geraten, seit Beläge wie Vinyl- oder Designböden um die Gunst der Käufer buhlen. Angesichts der vielen neuen Materialien und Produktbezeichnungen haben selbst Fachverkäufer Schwierigkeiten, die Übersicht zu behalten. Als Sammelbegriff für die zum Teil sehr unterschiedlichen Angebote wurde der Name Multilayer-Böden eingeführt – wörtlich übersetzt: Mehrschichtböden. Was man darunter versteht, erklärt der folgende Beitrag.
Auch die beliebten Vinylböden gehören zu den Multilayer-Belägen. Ihr mehrschichtiger Aufbau umfasst stets eine Nutzschicht aus Vinyl – also aus Polyvinylchlorid (PVC). Diese wird meist auf eine Holzfaser-Trägerplatte aufgebracht. Darunter befindet sich dann oft noch ein stabilisierender Gegenzug, zum Beispiel aus Kork. Daneben gibt es auch Voll-Vinylböden. Diese haben ebenfalls mehrere Nutz- und Trägerschichten, die aber alle aus dem Kunststoff PVC bestehen. Moderne Vinylböden werden in Form von Dielen oder Fliesen angeboten – ähnlich wie Laminat – und sind trotz des identischen Werkstoffs etwas völlig Anderes als herkömmliche Beläge aus elastischer PVC-Rollenware.
Mehr als nur Vinyloberflächen

Dieser modulare Mehrschichtboden hat eine Nutzschicht aus Leder-Faserstoff. Foto: Li&Co AG
Wie gesagt: Vinylböden zählen zu den Multilayer-Produkten. Doch längst nicht alle am Markt erhältlichen Mehrschichtböden haben eine Vinyloberfläche. Zum einen gibt es auch Multilayer-Böden mit anderen Kunststoffoberflächen – etwa aus PUR, PET oder PP – und zum anderen kann die Nutzschicht auch gar kein Kunststoff enthalten. Mehrschichtige Böden mit Kunststoffoberfläche werden übrigens auch oft als Designböden bezeichnet. Allerdings handelt es sich dabei um einen nicht geschützten Marketing-Begriff.
Generell kann man aber sagen: Vinylböden gehören zu den Designböden, und Designböden sind wiederum ein Teilbereich der Multilayer-Böden. Das ist der allgemeinste Begriff, der auch Produkte ohne Kunststoffoberfläche mit einschließt. Manche Hersteller bieten nämlich Mehrschichtböden mit Nutzschichten aus Materialien wie etwa Kork, Linoleum, Leder, WPC oder Papier an.
Mehr als nur Holzwerkstoffträger
Auch bei den Trägerwerkstoffen bietet das Multilayer-Spektrum eine breite Auswahl, die mehr als nur Holzwerkstoffplatten umfasst. Angeboten werden zum Beispiel auch Trägerplatten aus WPC, Kork und sogar aus mineralischen Verbundwerkstoffen (MPC: „Mineral Plastic Composites“). Die mineralischen Träger haben gegenüber klassischen mitteldichten Faserplatten (MDF) den Vorteil, dass sie wasserfest sind. Hinzu kommen Träger aus verschiedenen Kunststoffen, darunter auch naturfaserverstärkte oder aufgeschäumte Polymere.
Nicht zu den Multilayer-Böden gehören übrigens Laminatböden, obwohl es sich ja ebenfalls um Mehrschichtprodukte mit Holzwerkstoffträgern handelt. Und auch mehrschichtiges Fertigparkett zählt man nicht zu den Multilayer-Böden. Die Beispiele zeigen, dass der Begriff Mehrschichtboden nicht selbsterklärend ist, sondern dass man ihn genauer definieren muss, damit klar wird, worum es eigentlich geht.
Definition der DIN EN 1651
Das gilt auch für den Ausdruck „mehrschichtig modulare Fußbodenbeläge“ (MMF) – auf Englisch: Multilayer Modular Floor Coverings. Dieser Begriff wird heute oft anstelle von „Multilayer-Böden“ verwendet. Auch der 2012 gegründete Herstellerverband MMFA nennt sich „Verband der mehrschichtig modularen Fußbodenbeläge“. Das Wort „modular“ unterstreicht in diesem Zusammenhang, dass die einzelnen Schichten der Böden eben nicht aus einem bestimmten Material bestehen, sondern wie ein Modul beliebig austauschbar sind.
Der Begriff MMF-Böden wird mittlerweile sogar in der europäischen Norm DIN EN 16511 definiert. Demnach versteht man unter einem mehrschichtig modularen Fußbodenbelag einen halbstarren, dekorativen Bodenbelag in Form einer Diele oder Fliese mit einem mehrlagigen Aufbau und bearbeiteten Kanten, die ein Zusammenfügen des Produktes zu einer größeren Einheit ermöglichen. Weiterhin heißt es in der Norm, dass der mehrlagige Aufbau aus einer abriebbeständigen Decklage, einer dekorativen Deckschicht, einem Trägermaterial und üblicherweise einem Gegenzug besteht.
„Öko“-Kunststoffe im Kommen

Dieser MMF-Boden besteht zu fast 90 % aus den nachwachsenden Rohstoffen Raps- oder Rizinusöl als Bindemittel sowie natürlichen Füllstoffen wie Kreide. Foto: wineo
Modulare Mehrschichtböden bieten eine große Vielfalt an Designs, sind in der Regel sehr strapazierfähig und punkten mit ihrer leichten Verlegbarkeit und geringen Aufbauhöhe. Da sie meist über eine Kunststoffoberfläche verfügen, stellt sich die Frage nach der Wohngesundheit. Schließlich hatte gerade das vielverwendete Material PVC in der Vergangenheit ein schlechtes Image wegen gesundheitsgefährdender Weichmacher. Die Hersteller betonen allerdings, dass heutige Vinyl- und sonstige Multilayer-Böden keine gefährlichen Weichmacher mehr enthalten.
Tatsächlich gilt in der EU seit 2015 ein Verwendungsverbot für die gefährlichen Phthalate EHP, DOP, DBP, BBP und DIBP. Der Herstellerverband MMFA betont zudem, dass etliche Hersteller bereits lange vor dem Verbot auf solche Substanzen verzichtet haben. Stattdessen würden in der Fußbodenproduktion mittlerweile alternative Weichmacher eingesetzt, die sich weder im menschlichen noch im tierischen Organismus anreichern sollen und zudem recycelbar sind. Hinzu kommen immer häufiger komplett phthalatfreie Weichmacher wie etwa DOTP und DINCH. Nach MMFA-Angaben werden auch zunehmend aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnene Polymerweichmacher eingesetzt – so zum Beispiel Adipate, Citrate oder Dibenzoate.
Aber nicht nur bei den Weichmachern hat sich viel geändert. Die Fußbodenhersteller setzen zunehmend auch auf Mehrschichtböden, deren Nutzschicht komplett aus Bio-Kunststoffen besteht. Zu diesen biogenen Werkstoffen für die MMF-Produktion gehören nach Angaben des MMFA unter anderem Pflanzenöl-basierte Epoxide und Bio-Polymere aus der Gruppe der Polyolefine (PO). Manche Hersteller setzen zudem auf Bio-Vinyle, denen sie Naturfasern wie Flachs und Hanf oder Kork-Partikel beimischen.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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