
Aus PU-Blöcken wie diesen lassen sich Dämmstoff-Formteile aller Art herausschneiden. Fotos: Puren
Dämmstoffe: Einsatzbereiche von PU-Hartschaum
Hartschaum-Platten aus Polyurethan gehören mittlerweile zu den etablierten Materialien im Baubereich. Sie haben sich bewährt für besonders schlanke Konstruktionen in allen klassischen Bereichen der Gebäudedämmung: von der Dach-, Decken- und Boden- bis hin zur Außenwanddämmung. Aber auch in vielen anderen Bereichen kommt der moderne Kunststoffschaum zum Einsatz.
Über die Eigenschaften von Hartschaum-Dämmplatten aus Polyurethan (PU) haben wir auf baustoffwissen.de bereits im Beitrag „Eigenschaften von Polyurethan-Hartschaum“ informiert. Fassen wir noch einmal zusammen: Der Kunststoffschaum steht für hervorragende Dämmeigenschaften (Wärmeleitfähigkeit zwischen 0,023 und 0,029 W/mK), nimmt keine Feuchtigkeit auf, ist langlebig und druckfest sowie einfach zu verarbeiten. Es handelt sich um einen Hochleistungsdämmstoff, der sicher teurer als EPS, aber dennoch „bezahlbar“ ist.
Außerdem punktet das Material durch sein positives Brandverhalten. Bei Flammeneinwirkung tritt kein Schmelzen, Glimmen oder brennendes Abtropfen ein. PU-Hartschaum verhält sich eher wie Holz und bildet eine äußere Verkohlungsschicht aus, die ein weiteres Vordringen des Feuers verhindert. Der Hersteller Puren vertreibt sogar Platten, die über eine bauaufsichtliche Zulassung für den Einsatz als Brandschutzriegel an Dämmfassaden verfügen.
Dachanwendungen

Die Aufsparrendämmung ist ein klassisches Einsatzgebiet für PU-Hartschaumplatten.
Nach dieser kurzen Zusammenfassung verlassen wir das Themenfeld der Eigenschaften von PU-Hartschaum und konzentrieren uns im Folgenden auf die vielfältigen Einsatzbereiche des modernen Dämmstoffs. Am häufigsten ist sicher die Verwendung auf dem Steildach – und hier insbesondere in der Form der Aufsparrendämmung. Die Hersteller bieten zum Beispiel spezielle Platten mit bereits aufkaschierter Unterdeckbahn.
Doch auch für die Untersparrendämmung wird PU-Hartschaum verwendet. Vorteil ist hier vor allem die geringe Wärmeleitfähigkeit, die sehr schlanke Konstruktionen ermöglicht. So geht nur wenig Wohnraum unterm Dach verloren. Für die Zwischensparrendämmung verwendet man dagegen keinen Hartschaum, weil er für diese Anwendung nicht flexibel genug ist. Stattdessen kommen zwischen den Sparren meist Klemmfilze aus Mineralwolle zum Einsatz. Die sind leicht komprimierbar und lassen sich dadurch einfach zwischen die Holzbalken des Dachstuhls klemmen.
Auf dem Flachdach macht PU-Hartschaum ebenfalls eine gute Figur. Vorteilhaft ist hier das geringe Gewicht der Dämmelemente – bei gleichzeitig hoher Druckfestigkeit, absoluter Feuchteunempfindlichkeit und hoher Brandsicherheit. Erhältlich sind auch Dämmplatten mit eingearbeitetem Gefälle für eine bessere Abführung von Regenwasser auf der Flachdachoberfläche.
Boden und Wand

Selbst als Kerndämmung für Betonfertigteile wird das Material heute verwendet.
Natürlich lässt sich PU-Hartschaum auch als Dämmstoff unter Hartböden und zur Dämmung der obersten Geschossdecke verwenden. Ein großer Vorteil ist auch hier, dass man bereits bei geringen Plattenstärken eine hohe Dämmleistung erhält. Das ermöglicht niedrige Aufbauhöhen im Fußbodenbereich und damit nur geringe Raumverluste.
Wie oben schon erwähnt, lassen sich manche PU-Schaumprodukte sogar als Brandriegel an der Fassade einsetzen. Selbstverständlich kann man auch das komplette Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) mit Polyurethan dämmen, und auch als Kerndämmung für zweischaliges Mauerwerk mit vorgehängter hinterlüfteter Fassade (VHF) eignet sich der Hartschaum.
Alternative Anwendungen
Neben den klassischen Dämmstoffplatten für Handwerkerkunden im Baubereich liefern Hersteller wie Puren auch Hartschaum an Industriekunden. Diese Kunden sind oft ebenfalls im Baubereich aktiv: Zum Beispiel vertreiben manche Hersteller Fensterrahmen, Fensterbänke und Türen, die mit PU-Hartschaum gefüllt sind. Solche Dämmstofffüllungen gibt es auch bei Mauerwerksteinen und sogar bei Betonfertigteilen (Foto).
Darüber hinaus gibt es vielfältige Anwendungen jenseits des Bauwesens. So dämmt man heute zum Beispiel Spülmaschinen, Automobile und sogar Züge mit PU-Hartschaum. Sandwich-Elemente mit Kerndämmung dienen beispielsweise zur Konstruktion der Kofferaufbauten bei vielen Fahrzeugen des Paketzulieferers DHL. Und auch in den Türen des neuen ICE 4 sowie in vielen Kühlfahrzeugen steckt heute PU-Hartschaum.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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