
Untersparrendämmungen lassen sich einfach vom Innenraum aus verlegen. Foto: Isover
Steildach: Was ist eine Untersparrendämmung?
In vielen Altbauten haben die Holzsparren des Dachtragwerks nur eine geringe Stärke zwischen zehn und 16 Zentimetern. Das ist meist zu wenig, um allein mit einer Zwischensparrendämmung die Wärmeschutzvorschriften der Energieeinsparverordnung (EnEV) zu erfüllen. Als kostengünstige Lösung bietet sich eine zusätzliche Untersparrendämmung an.
Bei der Untersparrendämmung wird der Dämmstoff – meist Mineralwolle-Platten oder andere flexibel-elastische Dämmfilze – raumseitig unterhalb der Dachsparren montiert. Das geht relativ einfach und kann von handwerklich halbwegs begabten Heimwerkern auch in Eigenarbeit erledigt werden. Untersparrendämmungen verwendet man in der Regel in Kombination mit einer Zwischensparrendämmung. Diese dient gewissermaßen als Unterlage für den zusätzlichen Dämmstoff. Häufig befindet sich dazwischen noch eine Dampfbremsfolie. Diese schützt die Zwischensparrendämmung vor Feuchtigkeit aus dem Rauminneren.
Einfache Montage
Untersparrendämmungen lassen sich bequem vom Dachboden aus einbauen. Man klemmt die Dämmfilze üblicherweise zwischen Holzlatten, die quer zu den Sparren verlegt und auf diese aufgenagelt oder aufgeschraubt werden. Diese Unterkonstruktion erfordert im Grunde nicht einmal eine Mehrarbeit, denn auch ohne Untersparrendämmung ist ja eine Querlattung vonnöten, um die abschließende Dachschrägen-Verkleidung anbringen zu können. Wird der Hohlraum zwischen Sparren und Verkleidung mit Dämmstoff gefüllt, verwendet man allenfalls eine etwas höhere Lattung oder zwei Holzlatten übereinander, um größere Dämmstoffstärken zu ermöglichen.
Die Baustoffindustrie bietet Dämmfilze mit Standardbreiten speziell für die Untersparrendämmung an. Die parallelen Latten der Unterkonstruktion montiert man bewusst mit einem etwa 1 cm geringeren Abstand, damit der Dämmstoff fest zwischen die Hölzer geklemmt wird und anschließend nicht verrutschen kann. Als raumseitige Verkleidung für das gedämmte Steildach bieten sich Gipskartonplatten, Holzwerkstoffe wie zum Beispiel OSB-Platten oder auch Vollholzprofile an. Es gibt aber auch Dämmelemente für die Untersparrendämmung, die bereits werkseitig mit einem aufkaschierten Verkleidungsmaterial ausgestattet sind.
Was aber wird aus der Installationsebene, wenn der Hohlraum unter der Dachschrägen-Verkleidung mit Dämmstoffen gefüllt wird? Muss der Bauherr auf die unsichtbare Verlegung von zum Beispiel elektrischen Kabeln verzichten? Nein, muss er nicht. Da die handelsüblichen Klemmfilze sehr flexibel sind und sich an Unebenheiten leicht anpassen, ist es kein Problem, elektrische Leitungen einfach unter diesen zu verlegen. Sie liegen dann normalerweise auf der Dampfbremse der Zwischensparrendämmung.
Gut gegen Wärmebrücken

Die Querlatten-Unterkonstruktion wird an den Dachsparren befestigt. Foto: Rockwool
Besteht die Dachdämmung ausschließlich aus einer Zwischensparrendämmung, dann werden die Sparren nur auf zwei ihrer vier Seiten von Dämmstoff berührt. Auf der äußeren und inneren Dachflächenseite werden sie dagegen nicht gedämmt und sind damit den Schwankungen der Außen- und Innenraumtemperaturen ausgesetzt. Die Dachsparren fungieren in solchen Fällen als Wärmebrücken innerhalb der Dämmebene, da das Holz eine deutlich höhere Wärmeleitfähigkeit hat als der umliegende Dämmstoff. Dieser Effekt lässt sich durch eine zusätzliche Untersparrendämmung effektiv verhindern, weil diese die Sparren von innen vollflächig abdeckt und somit vom warmen Innenraumbereich isoliert.
Dank der zusätzlichen Dämmebene und der Ausschaltung von Wärmebrücken ist die Untersparrendämmung eine nicht nur kostengünstige, sondern auch effektive Maßnahme, um Wärmeverluste über das Dach zu minimieren. So lassen sich in vielen Fällen ohne viel Aufwand die gestiegenen Anforderungen der EnEV erfüllen, wenn die vorhandene Zwischensparrendämmung dazu nicht mehr ausreicht.
Nachteile
Die Untersparrendämmung ist das Gegenstück zur Aufsparrendämmung, die man direkt unter der Dachhaut von außen auf den Sparren verlegt. Genau wie diese schaltet sie die „Wärmebrücke Sparren“ effektiv aus. Sie sorgt dafür, dass keine Wärme aus dem Innenraum über die Holzbalken des Dachtragwerks nach draußen verloren geht. Zugleich ist sie aber einfacher und damit in der Regel auch kostengünstiger zu verlegen als ihr Gegenstück im Außenbereich.
Spricht dann nicht eigentlich alles für die Untersparrendämmung? Nicht ganz, denn die Lösung hat eben auch ihre Nachteile. Während eine Aufsparrendämmung dafür sorgt, dass das gesamte Dachtragwerk im warmen Bereich des Gebäudes liegt, werden die Sparren durch eine Untersparrendämmung vom Dachinnenraum entkoppelt und liegen wärmtechnisch betrachtet somit im Außenbereich des Gebäudes. Das macht die Dachkonstruktion natürlich anfälliger für Witterungseinflüsse wie Feuchtigkeit oder extreme Temperaturen. Hinzu kommt, dass das Holz viel mehr „arbeitet“, wenn es starken Temperaturschwankungen ausgesetzt ist. Das führt zum berühmten „knackenden Dachstuhl“, der für die Hausbewohner durchaus unangenehm werden kann.
Ein weiterer Nachteil ist, dass durch eine Untersparrendämmung natürlich auch mehr oder weniger viel Wohnraum unter dem Dach verlorengeht – je nach gewählter Dämmstoffstärke. Dieser Raumverlust hält sich aber normalerweise in Grenzen. Wie oben bereits erläutert, erfordert die übliche Dachschrägen-Verkleidung ja auch ohne Untersparrendämmung stets eine Unterkonstruktion aus Querlatten.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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