RM Rudolf Müller
Deckschichten und Füllungen: Sandwichplatten sind wie der bekannte Snack aufgebaut. Foto: Pixabay

Deckschichten und Füllungen: Sandwichplatten sind wie der bekannte Snack aufgebaut. Foto: Pixabay

Boden und Wand
12. Mai 2016 | Artikel teilen Artikel teilen

Was versteht man unter Sandwichplatten?

Im Leichtbau kommen häufig so genannte Sandwichplatten zum Einsatz. Diese industriell vorgefertigten, mehrschichtigen Verbundelemente findet man zum Beispiel im Fassaden- und Dachbereich. Meist handelt es sich um dreischichtige Platten mit einem Dämmstoffkern. Konstruktionsbaustoff und Dämmstoff sind also in einem fest verbundenen Element vereint. Das ermöglicht einen schnellen Baufortschritt.

Jeder kennt das Sandwich als Snack für zwischendurch: Zwei oder mehr Toastscheiben halten ein oft buntes Sammelsurium an leckeren Belägen oder Aufstrichen zusammen – von Käse und Wurst über Salatblätter, Gurken- und Tomatenscheiben bis hin zu Saucen und Cremes. Die Sandwichplatte für Bauzwecke kann man zwar nicht essen, aber ihr Aufbau ist ganz ähnlich. Die meisten Produkte bestehen aus zwei dünnen, festen Decklagen und einer dickeren, dafür aber leichten Dämmstoff-Füllung dazwischen.

Typische Materialien

Was den Schichtaufbau betrifft, passt der Name Sandwichplatte also ganz gut. Damit haben sich die Gemeinsamkeiten dann aber auch erschöpft. Während der Snack leicht tropft und fettet und überhaupt schnell auseinanderfällt, bilden die Schichten einer Sandwichplatte einen sauberen und festen Verbund, eine absolut schub- und zugfeste Verbindung. Man spricht daher auch von Verbundplatten.

Je nach Anwendungsbereich bestehen die Deckschichten aus unterschiedlichen Materialien. Häufig kommen Metallbleche, Sperrholz oder Faserverbundwerkstoffe zum Einsatz. Metallische Deckschichten werden oft als Trapezprofile geformt, insbesondere beim Einsatz an der Fassade. Für den Kern verwendet man meist Dämmstoffe wie Hartschaum oder Mineralwolle. Das ist insbesondere sinnvoll, wenn die Sandwichplatten als Konstruktionswerkstoff für Gebäudeaußenwände oder Dächer dienen. Dann muss die Dämmung nicht mehr zusätzlich auf die Wand- oder Dachbauteile aufgebracht werden.

Für andere Anwendungen gibt es allerdings auch alternative Füllungen. Ein Klassiker sind hohlraumreiche Papierwaben, die zwei Sperrholz-Decklagen auf Abstand halten. Solche Sandwichplatten werden zum Beispiel für die leichten Innenlagen von Holz-Innentüren verwendet. Als Leichtbauplatten findet man sie zudem im Möbel- und Innenausbau.

Zwar werden Sandwichplatten meist dem Leichtbau zugeordnet, tatsächlich gibt es aber auch relativ schwere Elemente. Ab einem Flächengewicht von 150 kg/qm spricht man von mittelschweren Konstruktionen, schwere Sandwichplatten haben ein Gewicht von mehr als 300 kg/qm. Bei mittelschweren und schweren Elementen bestehen die Decklagen meist aus Beton oder aus mineralischen Baustoffen.

Eigenschaften

Klassische Metallblech-Sandwichplatte mit Kern aus Kunststoffschaum („IPN-Quad-Core“). Foto: Kingspan

Klassische Metallblech-Sandwichplatte mit Kern aus Kunststoffschaum („IPN-Quad-Core“). Foto: Kingspan

Sandwichplatten ermöglichen besonders effizientes Bauen. Die Elemente sind vergleichsweise kostengünstig, werden bereits im Werk vorgefertigt und müssen dann auf der Baustelle nur noch zusammengesetzt werden. In nur einem Arbeitsschritt entstehen stabile Wände oder Dachflächen, die zugleich auch noch einen guten Wärme- und Schallschutz bieten. Es handelt sich also um eine kostengünstige und zeitsparende Fertigteil-Bauweise.

Sandwichplatten mit leichten Decklagen haben zudem den Vorteil, dass sie auch in Bereichen einsetzbar sind, in denen aus statischen Gründen keine schweren Baustoffe möglich sind. Dünne Stahl- oder Aluminiumbleche als Deckmaterialien sind trotz ihres geringen Gewichts sehr biegesteif. Durch die Bleche ist der Dämmstoff zudem perfekt vor schädlichen Außeneinflüssen geschützt. Anders herum schützen die Dämmmaterialien aber auch die Blechverkleidung. Sie nehmen nämlich Schubkräfte auf und verhindern so Beulen.

Anwendungsbereiche

Sandwichelemente als Werkstoffe gibt es nicht nur im Bauwesen. Im Gegenteil: In anderen Produktionsbereichen sind sie bereits viel verbreiteter – beispielsweise im Automobil- und im Schiffsbau, wo Leichtbauweisen aus naheliegenden Gründen sehr gefragt sind. Im Gebäudebereich werden für Wand- oder Dachkonstruktionen vor allem leichte Sandwichplatten mit metallischen Decklagen verwendet. Diese „industrielle Optik“ ist kein Zufall, denn der Metall-Leichtbau mit Sandwichplatten ist tatsächlich vor allem bei Industriebauten wie Werks- oder Lagerhallen verbreitet. Weitere typische Anwendungsbereiche sind Gewerbebauten wie Büros oder auch Bau- und Technikmärkte.

Eher selten findet man die dreischichtigen Verbundplatten bisher im Wohnungsbau. Das hängt natürlich auch mit der Optik zusammen. Wobei die Hersteller mittlerweile mehr Vielfalt bieten. „Es existieren zahlreiche Kombinationen von Farben, Oberflächen, Profilierungen und Baubreiten, die Baukünstlern gewünschte Designflexibilität bieten“, erläutert Rainer Wolke, Architektenberater bei Kingspan, ein Spezialist für Sandwich-Paneele. „Deshalb nutzen immer mehr Architekten isolierte Paneel-Systeme nicht mehr nur für Industriebauten, sondern auch für Gebäude, in denen Ästhetik genauso wichtig ist wie Leistung – sprich in Hotels und Schulen, Sport-, Wohnanlagen und Einkaufszentren.“

Beim Bau von Industriehallen kommen Sandwichplatten durchaus auch als einziger Werkstoff für die komplette Gebäudehülle zum Einsatz. Da Decklagen aus Blech dampfdicht sind, ist bei dieser Bauweise mithilfe geeigneter Lüftungstechnik darauf zu achten, dass sich auf der raumseitigen Wandseite nicht ständig Kondenswasser niederschlägt. In vielen anderen Bauvorhaben nutzt man Sandwichplatten aber gar nicht als tragende Außenwandelemente, sondern nur als zusätzliche Bekleidungswerkstoffe – etwa in Form von Fassadentafeln. Dabei müssen die Decklagen nicht immer aus Metall sein, sie können auch – wie bei der Plattenbauweise – aus (Stahl-)Beton gefertigt werden. Oder das Verbundelement besteht aus drei verschiedenen Materialien. Gängig ist zum Beispiel ein Aufbau mit Beton, Dämmstoff und Klinker für die Fassade.

Dachbereich

An der Fassade dieses Discounter-Zentrallagers hängen Sandwichplatten von Kingspan. Foto: Kingspan

An der Fassade dieses Discounter-Zentrallagers hängen Sandwichplatten von Kingspan. Foto: Kingspan

Nicht nur als Wandbildner, sondern auch im Dachbereich kommen Sandwichelemente mit Dämmstoffkern zum Einsatz. Dafür sind werkseitig vorgefertigte Platten mit verschiedenen Schichtenaufbauten erhältlich. Klassiker sind auch hier beidseitige Metall-Decklagen, wobei unterschiedliche Profilierungen möglich sind. Die raumseitige Decklage besteht aber auch häufig aus anderen Materialien, zum Beispiel aus Kunststoff oder Aluminiumfolie. Oder die Innenseite ist mit gelochten Stahlblechen abgedeckt. In Kombination mit einem weichen Dämmstoff wie Mineralwolle ergibt das einbaufertige Akustik-Dachplatten, die für einen hohen Schallschutz unterm Dach sorgen.


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Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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