RM Rudolf Müller
Ziegel mit Perlit-Füllung

Ziegel mit Granulat-Füllung: Dieser Stein enthält Perlit. Foto: Wienerberger

Dämmstoffe
27. August 2015 | Artikel teilen Artikel teilen

Dämmstofffüllungen bei Mauerwerksteinen

Perlite, Mineralwolle, Holzfasern etc.: Die Mauerwerkhersteller lassen sich immer mal wieder etwas Neues einfallen, wenn es darum geht, dämmende Materialien in die Lochkammern der Steine zu integrieren. Unser Fachwissen-Beitrag stellt die wichtigsten Produktvarianten vor.

Was ist Perlit?

Porosierte Ziegel mit Perlit-Füllung erreichen heute Wärmeleitfähigkeiten bis zu 0,07 W/mK und werden in Deutschland von den Mitgliedern des Markenverbands Deutsche Poroton produziert. Dabei handelt es sich um die beiden Hersteller Wienerberger und Schlagmann Poroton. Perlit ist ein natürlich vorkommendes Vulkangestein, das auch einen Anteil an fest gebundenem Wasser enthält. Für die Dämmstoffherstellung wird das Gestein gemahlen, anschließend erhitzt man die Mehlkörner kurzzeitig. Bei 1.000 °C verdampft das eingeschlossene Wasser und das Material bläht sich auf das zehn- bis zwanzigfache seines ursprünglichen Volumens auf. Dadurch entsteht ein körniges Perlit-Granulat.

Damit das Granulat als stabile Füllmasse für die Poroton-Ziegel dienen kann, wird es in der Produktion zunächst mit einem mineralischen Bindemittel auf Wasserbasis gemischt. Dieses Gemisch wird dann in die Lochkammern der Ziegel gefüllt und dabei mehrfach verdichtet. Seine endgültige Festigkeit erhält die Füllung, nachdem die Ziegel bei etwa 120 °C einen Trockner durchlaufen haben. Ebenso wie der Ziegelstein selbst ist auch die Perlitfüllung nicht brennbar. Außerdem erhöht sie nicht nur die Wärmedämmung, sondern auch den Schallschutz des Mauersteins.

Alternative Granulatfüllung

Ziegel mit Mineral-Granulat

Ziegel mit Granulat-Füllung: Dieser Stein enthält Mineral-Granulat. Foto: Unipor

Einige Jahre nach der Einführung der Ziegel mit Perlitfüllung hat der Markenverbund Unipor eine alternative Granulat-Füllung für porosierte Mauerwerkziegel auf den Markt gebracht. Die Lochkammern der erstmals auf der BAU 2007 in München präsentierten „CorIso“-Steine enthalten ein spezielles Mineralgranulat, das aus Basaltgestein hergestellt wird. Das Gestein wird bei rund 1.500 °C geschmolzen und anschließend wie Steinwolle aufgesponnen. Abschließend wird die Wolle verdichtet und zu Granulat verarbeitet.

Genauso wie Perlit-Granulat ist das Mineralgranulat von Unipor nicht brennbar und erhöht den Schallschutz der Mauersteine. Bei der Wärmeleitfähigkeit erreichen die gefüllten Ziegel ebenfalls Werte bis 0,07 W/mK.

Holzfasergefüllte Mauerziegel

Ergänzend zu den eigenen CorIso-Steinen hat Unipor auf der BAU 2015 einen Ziegel mit einer weiteren Füllungsvariante präsentiert. Der in München vorgestellte „Silvacor“-Ziegel verfügt ebenfalls über eine Wärmeleitfähigkeit von 0,07 W/mK, er erreicht diesen Wert aber nicht durch ein Mineral-Granulat, sondern durch eine Füllung auf Basis von schnell nachwachsendem Nadelholz. Die natürliche Füllung besteht aus Holzfasern und wurde von Unipor in Kooperation mit dem Holzfaser-Dämmstoffhersteller Steico entwickelt. „Mit der neuen Produktlinie wollen wir im Markt Fachleute und Bauherren ansprechen, die besonderen Wert auf Ökologie und Nachhaltigkeit legen“, erklärt Unipor-Geschäftsführer Thomas Fehlhaber.

Mineralwolle-Stecklinge

Leichtbetonsteine

Stecklinge als Dämmstoff: Leichtbetonsteine gefüllt mit Steinwolle (l. oder PU-Schaum (r.. Foto: Jasto-Baustoffwerke

Körnige Granulate oder Faserstoffe haben den Vorteil, dass man mit ihnen problemlos jede Art von Lochziegeln verfüllen kann – ganz egal, wie feingliedrig das Lochbild auch sein mag. Das ist anders bei Mauerwerksteinen, die mit großvolumigeren, zugeschnittenen Dämmstoffplatten gefüllt werden – so genannten Stecklingen. Solche Steine verfügen über relativ große Lochkammern und nur wenige Mauerwerkstege. Zwischen diese breiten Stege werden die Dämmstoffstecklinge geklemmt.

Bei den meisten Herstellern bestehen die Stecklinge aus Steinwolle. Auch Wienerberger bietet zum Beispiel seit 2011 Poroton-Ziegel, die mit Steinwolle-Stecklingen gefüllt sind. Damit sind ebenfalls Wärmeleitfähigkeiten bis zu 0,07 W/mK möglich, die Steine sind aber etwas günstiger als die Alternative mit Perlitfüllung.

Bisher haben wir ausschließlich über gefülltes Mauerwerk aus Ziegelsteinen gesprochen. Tatsächlich bieten etwa die Hersteller von Kalksandstein oder Porenbeton keine Steine mit Dämmstoff-Füllung. Anders sieht es bei den Anbietern von Leichtbetonsteinen aus. Hersteller wie KLB oder Jasto bieten zum Beispiel Leichtbetonmauerwerk, das mit Steinwolle-Stecklingen gefüllt wird.

Kunststoffschaum-Füllungen

In gefüllten Mauerwerksteinen findet man überwiegend mineralische Dämmstoffe (Mineral-Granulate, Steinwolle). Als Ergänzung bieten einige Hersteller aber auch Produkte mit Füllungen aus organischem Kunststoffschaum. Meist kommt dabei Polyurethan-Hartschaum zum Einsatz. Auch die Wärmeleitfähigkeit der so verfüllten Steine reicht in der Regel bis zu 0,07 W/mK.

Es gibt aber auch noch leistungsfähigere Alternativen. So präsentierte der Hersteller Bisotherm 2008 einen Leichtbetonstein mit einer Füllung aus aufgeschäumtem Bakelit-Kunstharz (Resol-Hartschaum) und einer Wärmeleitfähigkeit von nur 0,065 W/mK. Und 2012 zog die Hersteller-Gruppe „Mein Ziegelhaus“ nach. Ihr porosierter Ziegelstein mit Bakelitschaum-Füllung kommt sogar auf eine noch niedrigere Wärmeleitfähigkeit von nur 0,06 W/mK.


Mehr zum Thema Dämmung finden Sie in der Übersicht.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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