RM Rudolf Müller
Verarbeitung der rosafarbenen Resol-Hartschaumplatten

Verarbeitung der rosafarbenen Resol-Hartschaumplatten. Foto: Saint-Gobain Weber

Dämmstoffe
02. April 2015 | Artikel teilen Artikel teilen

Was sind Resol-Hartschaumplatten?

Seit 2007 wird Resol-Hartschaum in Deutschland vertrieben. Er ist bis heute der Kunststoffschaum mit der höchsten Dämmwirkung. Er ermöglicht zum Beispiel besonders schlanke Wärmedämmverbundsysteme mit hoher Leistung. Aber nicht nur an der Fassade macht Resol-Hartschaum eine gute Figur.

Der Dachspezialist Braas etwa hat zur BAU 2015 eine Aufsparrendämmung mit Resol-Hartschaum präsentiert. Die Dämmplatten mit aufkaschierter Unterdeckbahn erreichen bereits bei 60 mm Stärke eine sehr niedrige Wärmeleitfähigkeit von nur 0,021 W/mK. Zum Vergleich: Dämmstoffe aus expandiertem Polystyrol (EPS) kommen, je nach Rohdichte, auf Wärmeleitfähigkeiten von bis zu 0,032 W/mK.

Ein Unterschied, der freilich seinen Preis hat: Bei manchen Herstellern bezahlt man für Resol-Hartschaum nämlich bis zu fünfmal mehr als für EPS. Auch im Vergleich zu den typischen Aufsparren-Dämmstoffen PUR (Polyurethan-Hartschaum) und PIR (Polyisocyanurat-Hartschaum) ist Resol-Hartschaum bisher deutlich teurer, obwohl hier der Unterschied bei der Dämmleistung gar nicht so groß ist. PUR und PIR erreichen schließlich ebenfalls sehr niedrige Wärmeleitfähigkeiten von bis zu 0,023 W/mK.

Innovation aus Irland

In Deutschland wird Resol-Hartschaum seit 2007 als Dämmstoff vertrieben. Damals brachte Weber Broutin (heute: Saint-Gobain Weber) erstmals ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) mit dem neuen Kunststoffschaum auf den hiesigen Markt. Die zugehörige Dämmplatte hat eine Wärmeleitfähigkeit von 0,022 W/mK, ist beidseitig mit Glasvlies kaschiert und erreicht bereits bei einer Dämmstärke von 80 mm den gleichen Dämmwert wie eine 120 mm dicke EPS-Platte der Wärmeleitgruppe 032. Hersteller der rosa eingefärbten Platten ist aber nicht Weber selbst, sondern der irische Konzern Kingspan Insulation, der ein Patent auf das Produkt besitzt. Kingspan hatte für den deutschen Markt ursprünglich eine exklusive Vertriebsvereinbarung mit Weber vereinbart, die aber Ende 2008 auslief. Seitdem bieten hierzulande auch viele andere Hersteller Dämmsysteme mit der Resol-Hartschaumplatte an.

Aufgrund des hohen Preises hat sich das Produkt zwar nicht zum Massendämmstoff entwickelt, es wird aber als Lösung für solche Bauobjekte geschätzt, bei denen gleichzeitig schlanke Wandkonstruktionen und sehr hohe Dämmleistungen gefragt sind. Da nur relativ dünne Dämmplatten notwendig sind, kann der Einsatz von Resol-Hartschaum aber auch dazu beitragen, Baukosten an anderer Stelle einzusparen. So kann häufig auf eine Verlängerung der Dachüberstände verzichtet werden, was bei stärkeren Dämmschichten häufiger notwendig ist.

Aufgeschäumtes Bakelit

Aufsparren-Dämmelement von Braas

Aufsparren-Dämmelement: Auch Braas hat neuerdings Resol-Hartschaum im Sortiment. Foto: Braas

Aber woraus besteht nun eigentlich Resol-Hartschaum? Anders als EPS handelt es sich nicht um ein Erdölprodukt. Stattdessen wird das Produkt aus Bakelit hergestellt, dem Vorgänger unserer heutigen vollsynthetischen Kunststoffe, dessen Produktion in Deutschland bereits kurz vor dem ersten Weltkrieg begann. Für die neuartige Anwendung im Dämmstoffbereich wurde dieser Rohstoff mit einem Treibmittel aufgeschäumt und beidseitig mit Glasvlies kaschiert. Der fertige Dämmstoff verfügt über eine geschlossene Struktur mit sehr kleinen Zellen und eine relativ hohe Rohdichte von 40 kg/m3. Dadurch ist das Material für Wärme und Kälte nahezu undurchdringlich. Zudem hat auch das in den Zellen fest eingeschlossene Treibgas eine isolierende Wirkung.

Bakelit ist ein Kunstharz, das aus der Reaktion von Phenol und Formaldehyd gewonnen wird. Der Name „Bakelit“ geht zurück auf den belgischen Chemiker Leo Hendrik Baekeland, der das synthetische Material 1905 entwickelt hat. Chemisch betrachtet handelt es sich bei dem Stoff um ein Phenolharz. Deshalb wird der Dämmstoff Resol-Hartschaum häufig auch als Phenolharzschaum bezeichnet.

Brandverhalten: Besser als EPS

Und wie schneidet das Material beim Thema Brandschutz ab? Die deutschen Markenhersteller geben für ihre WDV-Systeme mit der Dämmstoffkomponente Resol-Hartschaum die Baustoffklasse B1 an („schwer entflammbar“). Nun werden allerdings auch WDVS-Fassaden, die EPS enthalten, regelmäßig in die Baustoffklasse B1 eingeordnet. Gleichwohl gibt es Unterschiede. EPS-Dämmfassaden sind nur dann schwer entflammbar, wenn sie zuvor mit Flammschutzmitteln versetzt wurden. Bei Resol-Hartschaum wird die Baustoffklasse B1 dagegen ohne diese umstrittenen Zusätze erreicht.

Außerdem hat das Material noch einen anderen Vorteil: Anders als EPS tropft es bei Beflammung nicht ab. Es entsteht also keine brennbare Schmelze, die zur Brandausbreitung beitragen könnte. Dass Resol-Hartschaum ein vergleichsweise gutes Brandverhalten aufweist, kann man nicht zuletzt auch daran erkennen, dass für WDV-Systeme mit diesem Dämmstoff keine zusätzlichen Brandriegel vorgeschrieben sind.



Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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