RM Rudolf Müller
Flachdachfenster sind ein Highlight – gerade auch in Wohnbereichen. Foto: Velux

Flachdachfenster sind ein Highlight – gerade auch in Wohnbereichen. Foto: Velux

Dach
06. Dezember 2018 | Artikel teilen Artikel teilen

Flachdachfenster: Lichtkuppel und Lichtband

Wohnräume direkt unter Flachdächern oder flach geneigten Dächern gewinnen an Attraktivität, wenn sie nicht nur Fassadenfenster haben, sondern auch zusätzliches Tageslicht von oben erhalten. Dafür eignen sich klassische Lichtkuppeln sowie – als großzügigere Variante – so genannte Lichtbänder. Neben dem Plus an Tageslicht eröffnen sich damit weitere Lüftungsmöglichkeiten und ein freier Blick in den Himmel.

Flachdachfenster setzt man nicht nur bei hundertprozentigen Flachdächern ein, sondern auch bei flach geneigten Dächern bis 15 Grad Dachneigung. Die Dachneigung entspricht in diesem Zusammenhang dem Winkel zwischen Dachfläche und der Waagerechten (Dachboden, Gebäudedecke).

Das klassische Flachdachfenster ist die Lichtkuppel. Die heißt so, weil das Fenster nicht bündig in die Dachfläche eingepasst ist, sondern sich kuppelartig gebogen über diese erhebt. Bei der traditionellen Variante dieser Lichtkuppel ist die Verglasung selbst in dieser Art gebogen. Das ermöglicht mehr Lichteinfall im Tagesverlauf, da durch die seitlichen Wölbungen auch bei tiefer stehender Sonne noch Lichtstrahlen in den Dachraum eindringen. Außerdem fließt Regenwasser auf den Scheiben schnell ab.

Verglasung von Lichtkuppeln

Gewölbtes Acrylglas ist der Klassiker unter den Lichtkuppeln. Foto: Velux

Gewölbtes Acrylglas ist der Klassiker unter den Lichtkuppeln. Foto: Velux

Zu den Merkmalen von Lichtkuppeln zählt ferner, dass es sich um kleine Einzelfenster handelt, also nicht um großflächige Dachverglasungen. Die äußere, kuppelförmige Verglasung besteht oft aus Acrylglas. Dabei handelt es sich um einen transparenten, thermoplastischen Kunststoff. Vorteil: Er ist viel belastbarer, bruchsicherer und damit durchsturzsicherer als einfaches Fensterglas. Trotzdem lässt er genauso viel Tageslicht durch – zumindest wenn der Kunststoff in klarer Variante eingesetzt wird. Daneben gibt es auch Acrylkuppeln mit undurchsichtiger Verglasung.

Bei Dachfensterherstellern wie Velux sind Lichtkuppeln heute übrigens Mehrscheibenprodukte. Neben der gewölbten, äußeren Acryl-Verglasung gibt es auf der Innenseite eine zusätzliche flache Scheibe, die heute in der Regel aus Mehrscheiben-Isolierglas besteht. Das sorgt nicht nur für eine gute Wärmedämmung, sondern vermindert auch nervige Regengeräusche.

Flache Verglasungen

Einzel-Flachdachfenster sind heute allerdings nicht nur mit traditioneller Glaskuppel, sondern auch mit flachen Verglasungen erhältlich. Velux bietet zum Beispiel das „Flachdach-Fenster Flach-Glas“, das sich durch eine völlig ebene, doppelt verglaste Außenscheibe auszeichnet. Diese besteht außen aus gehärtetem und innen aus laminiertem Glas. Zusammen mit dem darunterliegenden schwarzen Rahmen sorgt das ebene Flachglas für ein schickes Design, das viele Kunden eleganter finden als die herkömmliche Kuppeloptik.

Man kann darüber streiten, ob es sich bei Flach-Glas-Fenstern überhaupt noch um Lichtkuppeln handelt. Die Außenverglasung selbst hat schließlich keine Kuppelform. Da es sich aber ebenfalls um kleinere Einzelfenster handelt, die zusammen mit dem Fensterrahmen erhaben auf der Dachfläche aufsitzen, ist der Name Kuppel so falsch nun auch wieder nicht.

Ein optischer Kompromiss zwischen klassischer Kuppel und den „Flachglas“-Produkten ist das „Flachdach-Fenster Konvex-Glas“, das Velux seit 2017 für „designbewusste Eigenheimbesitzer“ anbietet. Wie der Name schon sagt, verfügt es über eine konvex gebogene Außenverglasung, die aber keine vollständige Kuppelform hat.

Öffnung von Lichtkuppeln

Moderne Lichtkuppeln sind heute meist Mehrscheibenprodukte. Foto: Velux

Moderne Lichtkuppeln sind heute meist Mehrscheibenprodukte. Foto: Velux

Es gibt fest verglaste Lichtkuppeln, die sich nicht öffnen lassen, also ausschließlich der Raumbelichtung dienen. Daneben werden natürlich auch Modelle angeboten, die sich öffnen und schließen lassen, sodass man sie zu Lüftungszwecken nutzen kann. Auf einer größeren Dachfläche sollten sich zumindest einige der Bauelemente auch öffnen lassen. Oft ist das sogar aus Sicherheitsgründen vorgeschrieben, zum Beispiel bei Lichtkuppeln, die so ausgestattet sind, dass sie als automatische Rauch- und Wärmeabzug-Anlage (RWA) funktionieren.

Außerdem werden auch Flachdach-Lichtkuppeln angeboten, die als Ausstiegsfenster für Wartungsarbeiten auf dem Dach verwendbar sind. Solche Modelle verfügen über große Ausstiegsöffnungen, und ihr „Deckel“ lässt sich besonders weit nach oben öffnen. Neben diesen Spezialmodellen bieten die Hersteller auch ganz normale Lichtkuppeln mit Öffnungsmechanismus an – wahlweise manuell oder per Fernbedienung steuerbar. Letzteres empfiehlt sich insbesondere bei großen Raumhöhen.

Außerdem gibt es – wie bei Dachfenstern fürs Steildach – auch Lichtkuppeln mit Automatik-Funktionen. Diese schließen sich zum Beispiel von selbst, wenn der integrierte Regensensor Niederschläge meldet. Oder sie öffnen sich selbsttätig, wenn ein Sensor einen zu hohen CO2-Gehalt der Raumluft feststellt und deshalb die Lüftungsfunktion in Gang setzt. Velux bietet zum Beispiel Lichtkuppeln fürs Flachdach, die bereits mit der neuen „Active“-Raumklimasteuerung ausgestattet sind.

Lichtbänder

Lichtbänder in Satteldachform auf der Sebastian-Strobel-Schule in Herrieden. Foto: Lamilux

Lichtbänder in Satteldachform auf der Sebastian-Strobel-Schule in Herrieden. Foto: Lamilux

Lichtkuppeln werden zwar oft auch in größerer Anzahl auf dem Flachdach platziert, es handelt sich aber dennoch um Einzelfenster, die keine durchgehende Dachverglasung darstellen. Anders sieht es bei Lichtbändern aus. Deren Aufbau erinnert an normale Dachfenster, von denen aber – Fensterrahmen an Fensterahmen – mehrere nebeneinander montiert wurden. Schon zwei solcher Fensterflächen ergeben im Prinzip ein Lichtband, meist sind es aber mehr.

Lichtbänder dienen der großflächigen Dachverglasung und sorgen für besonders viel Tageslicht in Innenräumen. Allein schon aufgrund ihrer Größe sind sie natürlich teurer als einfache Lichtkuppeln. Es gibt auch Lichtbänder in Bogenform und in Satteldachform (siehe Foto), diese findet man aber in der Regel nur auf Großdächern.

Während Lichtbänder früher praktisch nur auf großen Gewerbe- und Industriebauten zu finden waren, gibt es mittlerweile auch Varianten für den gehobenen Wohnungsbau. Velux etwa bietet mit seinen „Modular Skylights“ großflächige Belichtungslösungen mit vorgefertigten Modulen, Eindeckrahmen und Sonnenschutz auch für private Wohnbereiche. Aufgrund ihrer schmalen Rahmenprofile lassen sie besonders viel Tageslicht durch, fast so wie bei einer durchgehenden Glasfläche. Die Einzelmodule lassen sich in der Regel per Fernbedienung öffnen und schließen.


Mehr zum Thema Fenster finden Sie in der Übersicht.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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