
Dämmstoffe aus grauem EPS sind seit 1998 auf dem Markt. Foto: BASF
Was ist Neopor?
Seit 1998 bietet BASF ein verbessertes EPS, das unter dem Namen Neopor vermarktet wird. Dieser Hartschaum-Dämmstoff ist nicht mehr weiß, sondern hat eine silbergraue Farbe. Vor allem aber dämmt Neopor besser als herkömmliches EPS und hilft zudem Rohstoffe einzusparen. Wie das funktioniert, erklärt der folgende Beitrag.
Den weißen Klassiker EPS hat sich der deutsche Chemiekonzern BASF bereits im Jahr 1951 unter dem bekannten Markennamen Styropor patentieren lassen. 1957 wurde das Material erstmals in einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS) eingesetzt. Auch wer nichts mit Dämmstoffen zu tun hat, kennt in der Regel diesen grobkörnigen Hartschaum, der sich aus unzähligen, 2–3 mm großen Polystyrol-Kügelchen zusammensetzt. Schließlich wird EPS/Styropor auch in vielen anderen Bereichen verwendet – etwa als Puffermaterial in Transportkartons, um Waren vor Beschädigungen zu schützen.
Bessere Wärmedämmung

Neopor-Fassadendämmplatten an einem Schweizer Passivhaus. Foto: BASF
Die Abkürzung EPS steht für expandiertes Polystyrol. Es handelt sich um einen aufgeschäumten Kunststoff, der bis zu 98 % aus Luft besteht. Der hohe Porenanteil ist hauptverantwortlich für die hohe Wärmedämmwirkung, oder anders ausgedrückt: für die geringe Wärmeleitfähigkeit des Baustoffs. Weißes EPS erreicht – je nach Rohdichte – eine Wärmeleitfähigkeit von bis zu 0,035 W/mK.
Neopor erreicht ebenfalls einen Luftporenanteil von bis zu 98 %. Beim Wärmeschutz schneidet die graufarbige Alternative aber sogar noch besser ab. Bei einer Rohdichte von 15 kg/m³ erreichen die Dämmstoffplatten eine Wärmeleitfähigkeit von 0,032 W/mK. Verglichen mit weißem EPS entspricht das einem um 20 % besseren Wärmeschutz.
Zugleich ist Neopor vom Keller bis zum Dach genauso vielfältig einsetzbar wie klassisches EPS. Anwendungsschwerpunkte liegen in den Bereichen WDVS, Flachdach und Innendämmung. Bei der Innendämmung punktet das Material, weil für die gleiche Wärmedämmleistung eine geringere Dämmstoffdicke notwendig ist. So geht weniger Wohnraum verloren.
Graphit verringert Wärmedurchgang
Doch warum dämmt Neopor besser, obwohl sein Porengehalt nicht generell höher ist als der von weißem EPS? Die Antwort: Es liegt daran, dass BASF dem Dämmstoff bis zu sechs Massen-Prozent Graphit hinzufügt. Die schwarzgrauen Minerale beeinflussen nicht nur die Farbe von Neopor, sondern haben auch die Eigenschaft, Infrarotstrahlung (und damit Wärmestrahlung) teilweise zu absorbieren und teilweise wie ein Spiegel zu reflektieren. Auf diese Weise wird der Wärmedurchgang durch das Material zusätzlich gehemmt.
Um das zu verstehen, muss man sich vergegenwärtigen, dass Dämmstoffe in der Regel wirken, weil sie die Wärmeleitung erschweren. In Festkörpern kommt es zum Wärmedurchgang, weil sich die kleinsten Teilchen der Materialien erhitzen, dabei in Schwingungen geraten und so innerhalb des Festkörpers aneinander stoßen. Wie bei einem Dominoeffekt wird die Energie von einem Molekül auf das Nächste übertragen, und die Wärme bewegt sich Stück für Stück durch den Festkörper. Bei porösen Dämmstoffen ist die Wärmeleitung erschwert, weil die Moleküle nicht so nahe beieinander liegen.
Wärmeleitung und Wärmestrahlung

Nach dem Aufschäumen sind die Neopor-Kugeln federleicht. Foto: BASF
Die beschriebene Wärmeleitung ist aber nicht die einzige Form, in der sich Wärmenergie bewegt. Es gibt auch noch die so genannte Wärmestrahlung, und die kann auch ein Dämmstoff wie EPS nicht aufhalten. Wärmestrahlung funktioniert ganz ohne schwingende Moleküle. Sie findet selbst im Vakuum statt, etwa im Weltraum. Die Sonne sendet Wärmestrahlung durch den luftleeren Raum auf unsere Erde. Doch zurück zum Neopor. Dessen Graphitbestandteile sind in der Lage, auch Wärmestrahlung zum Teil zurückzuhalten. Das ist das „Wärmeschutz-Plus“ von Neopor gegenüber weißem EPS.
Graphit ist ein schwarzgraues Mineral, das in vielen Erdgesteinen natürlich vorkommt. Graphitkristalle habe an der Oberfläche oft einen silbrigem Metallglanz, bestehen aber aus reinem Kohlenstoff (chemische Formel: C). Übrigens ist Graphit auch der Hauptbestandteil von Bleistiftminen. In den Schreibwerkzeugen dient das Mineral als Farbpigment – und eben nicht Blei!
Geringerer Rohstoffeinsatz
Im Allgemeinen gilt: Je poröser und damit leichter ein Dämmstoff ist, umso geringer ist seine Wärmeleitfähigkeit. Andererseits können bei sehr hoher Porosität aber die Wärmeverluste durch Wärmestrahlung überhand nehmen. Deshalb wird weißes EPS mit einer Dichte produziert, die eigentlich zu hoch ist, wenn man es unter dem Gesichtspunkt einer möglichst geringen Wärmeleitung betrachtet. Dafür werden auf diese Weise aber Strahlungsverluste minimiert.
Mit Neopor kann man nun aber poröseren Hartschaum herstellen, der durch seine reflektierenden Graphitteilchen das Durchdringen von Wärmestrahlung dennoch weitgehend verhindert. Das ermöglicht leichtere Platten und zugleich Materialeinsparungen. Nach Angaben von BASF reduziert sich der Rohstoffeinsatz gegenüber dem weißen Material um bis zu 40 %. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn man statt weißem EPS mit einer Dichte von 20 kg/m³ und einer Dicke von 13 cm graues EPS mit einer Dichte von 15 kg/m³ und einer Dicke von nur 12 cm verwendet. Die Gewichtsersparnis hat darüber hinaus natürlich auch statische Vorteile. Vor allem Dachaufbauten lassen sich so entlasten.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
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