RM Rudolf Müller
Verarbeitung von Plansteinen aus Kalksandstein mit dem Mörtelschlitten. Foto: Xella

Verarbeitung von Plansteinen aus Kalksandstein mit dem Mörtelschlitten. Foto: Xella

Fassade und Massivbau
06. Dezember 2018 | Artikel teilen Artikel teilen

Was sind Plansteine?

Mauerwerksteine bestehen normalerweise aus Kalksandstein, Ziegelstein, Poren- oder Leichtbeton. Unabhängig vom Material bieten heute praktisch alle Hersteller ihre Produkte auch in einer speziellen Variante an: als so genannte Plansteine. Doch was ist das eigentlich?

Mauerwerk aus Plansteinen wird mit Dünnbettmörtel oder PU-Schaum-Kleber verarbeitet. Genauer gesagt: Es sind die spezifischen Eigenschaften von Plansteinen, die den Einsatz von Dünnbettmörtel und PU-Schaum überhaupt erst ermöglichen. Ihre Ober- und Unterseite ist besonders eben und glatt produziert, man sagt auch: Sie haben plan geschliffene Oberflächen beziehungsweise Auflagerflächen. Daher der Name Planstein. Übrigens muss es sich dabei nicht um Vollsteine handeln. Es gibt auch Lochsteine in Plansteinqualität – vor allem bei Planziegeln ist das oft der Fall. Die Auflagerflächen werden dann werkseitig plan geschliffen.

Hohe Maßhaltigkeit

Plangeschliffener Lochziegel mit Dämmstofffüllung. Foto: Unipor

Plangeschliffener Lochziegel mit Dämmstofffüllung. Foto: Unipor

Die Hersteller achten bei Plansteinen zudem auf eine hohe Maßhaltigkeit, das heißt, es sind Einzelsteine mit exakt gleicher Formgebung erhältlich. Auch kleinere Unregelmäßigkeiten sind tabu. Nur so ist es möglich, die Verklebung der einzelnen Mauerwerkslagen lediglich mit einer sehr dünnen Mörtel- beziehungsweise Kleberschicht im Bereich der Lagerfugen zu verkleben.

Dünnbettmörtelschichten sind nur 1 bis maximal 3 mm dick, zum Ausgleich von Unebenheiten eignen sie sich also definitiv nicht. Ist der Untergrund der zu errichtenden Wand uneben, so ist zum Höhenausgleich zunächst eine Lage aus Kimmsteinen am Wandfuß zu mauern. Auf diesem lotrecht auszurichtenden Untergrund lassen sich dann die weiteren Plansteinschichten errichten.

Im Bereich der Stoßfugen sind Plansteine natürlich ebenfalls maßhaltig, sie müssen hier aber nicht plan sein – im Sinne von eben, flach, nicht gewölbt. Im Gegenteil: Die Stirnseiten verfügen meist über regelmäßige Vertiefungen, die es erlauben, die Steine per Nut- und Federverbindung miteinander zu verzahnen. Das reduziert mögliche Wärmebrücken im Stoßfugenbereich. Die Anforderung einer ebenen Oberfläche entfällt in diesem Bereich, weil die Stoßfugen bei Plansteinmauerwerk in der Regel gar nicht vermörtelt werden! Man stößt die Steine hier einfach nur „knirsch“ aneinander.

Vielfältiges Sortiment

Maßhaltige Voll-Plansteine aus Porenbeton. Foto: H+H Deutschland

Maßhaltige Voll-Plansteine aus Porenbeton. Foto: H+H Deutschland

Die Anforderung der hohen Maßhaltigkeit bedeutet natürlich nicht, dass Plansteine nur in einem einzigen Format produziert werden. Die Hersteller bieten in der Regel ein breites Sortiment mit vielfältigen Abmessungen – also größere und kleinere Steinen in verschiedenen Formaten. So lassen sich Wände aller Art ohne größere Nachbearbeitungen erstellen. Ein späteres Zurechtsägen von Steinen würde schließlich die Planebenheit und Passgenauigkeit der Wandbildner gefährden.

Vielfalt herrscht auch bei den angebotenen Materialien. Fast alle Mauerwerkhersteller produzieren heute auch Plansteine. Es gibt also Plansteine aus Kalksandstein und Porenbeton, aber auch aus Leichtbeton und porosierten Ziegeln. Die Abmessungen der Produkte orientieren sich an den gängigen Mauerwerksteingrößen, nur dass die Plansteine immer ein bisschen höher ausfallen, weil man ja mit einrechnen muss, dass die Lagerfugen weniger dick ausfallen. Beispielsweise liegt die typische Standardhöhe von normalen Mauerwerksteinen bei 23,8 cm. Der entsprechende Planstein hat dann eher eine Höhe von 24,8 oder 24,9 cm.

Vorteile von Plansteinmauerwerk

Das Mauern mit Plansteinen hat viele Vorteile. Da vergleichsweise wenig Mörtel verarbeitet wird, kommt von Anfang an auch weniger Feuchtigkeit ins Mauerwerk. Das verringert die Trocknungszeit, sichert eine schnellere Bezugsfertigkeit des Gebäudes und beugt späteren Feuchteschäden vor.


Außerdem ist die meist maschinelle Verarbeitung von Dünnbettmörtel (Auftrag mit dem Mörtelschlitten) oder PU-Kleber (Verarbeitung mit Schaumpistolen) weniger zeitaufwändig als das klassische Vermauern von Dickbettmörtel mit der Maurerkelle. Und auch der Wegfall der Stoßfugen-Vermörtelung spart natürlich Arbeitszeit.

Da sich eine Plansteinwand im Vergleich zu einer normal gemauerten Wand durch einen höheren Stein- und einen geringeren Mörtelanteil auszeichnet, ist die Konstruktion insgesamt auch belastbarer, also vor allem tragfähiger. Das eröffnet zum Beispiel die Möglichkeit, platzsparend schlankere Wände zu errichten. Bei gleicher Druckbelastbarkeit kann eine Plansteinmauer dünner sein als eine Wand aus normalen Steinen desselben Materials.

Aufgrund der geringen Fugenanteile bei Plansteinmauern kommt es zudem zu einer Minimierung von Wärmebrücken. Die Wände bieten also eine höhere Wärmedämmung als Mauern aus identischen Materialien, die mit Dickbettmörtel verarbeitet wurden.


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Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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