RM Rudolf Müller
Unter www.nextbeton.com gibt es weitere Infos zum neuen Betonkanalsystem.

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Forschung, Technik und Trends
25. August 2022 | Artikel teilen Artikel teilen

Zementfreies Betonkanalsystem

Die Betonwarenhersteller Röser, Berding Beton und Finger Beton wollen noch in diesem Jahr ein komplett zementfreies Betonkanalsystem auf den Markt bringen. Die „Next Beton“-Rohre werden aus einem Geopolymerbeton gefertigt, der nicht nur 70 % weniger Kohlendioxid-Emissionen in der Produktion verursachen, sondern auch einen erhöhten Säurewiderstand aufweisen soll.

Angesichts dieser Eigenschaften schwärmen die Betonspezialisten der Röser-Unternehmensgruppe sowie von Berding Beton und Finger Beton von „Deutschlands klimafreundlichstem Abwasserkanalsystem“. In einer Pressemitteilung im Rahmen der Münchner Messe IFAT 2022, auf der das zementfreie Betonkanalsystem unter dem Markennamen „Next Beton“ erstmals der Fachöffentlichkeit präsentiert wurde, ist vom „Kanalsystem der Zukunft“ die Rede.

Geopolymer-Bindemittel

Der auf der EFC-Technologie basierende Beton enthält keinen Zement. Grafik: next.beton

Der auf der EFC-Technologie basierende Beton enthält keinen Zement. Grafik: next.beton

Next Beton sei nicht nur 100 % zementfrei, sondern punkte auch durch eine erhöhte Säureresistenz und bis zu 70 % geringeren CO2-Emissionen im Vergleich zu herkömmlichen Kanalsystemen. Mit jedem produzierten Kubikmeter würden – ohne technische oder qualitative Einbußen – 250 kg CO2 eingespart. Als Bindemittel kommt anstatt Zement ein Geopolymer-Bindemittel zum Einsatz. Dieses gewinnt man durch chemische Aktivierung von Nebenprodukten aus der Industrie wie zum Beispiel Hochofenschlacke und Flugasche.

Die spezielle Betonmischung für Next Beton haben sich die drei deutschen Betonwarenhersteller allerdings nicht selbst ausgedacht. Stattdessen greifen sie auf den Geopolymerbeton EFC (Earth Friendly Concrete) zurück, den das australische Unternehmen Wagners in den vergangenen Jahren bereits auf dem australischen Kontinent etabliert hat. Next Beton ist allerdings das weltweit erste Kanalsystem, das auf der EFC-Technologie aufbaut.

Next-Beton-Rohre versprechen einen hohen Widerstand gegen Säure- und Sulfatangriffe. Der Beton entspricht der Expositionsklasse XA3 gemäß DIN EN 206-1/DIN.1045-2, das heißt, er kann ohne die bei dieser Expositionsklasse sonst erforderlichen zusätzlichen Schutzmaßnahmen im Tiefbaubereich eingesetzt werden.

Bauaufsichtliche Zulassung

Die Neuheit wurde Ende Mai erstmals auf der Messe IFAT präsentiert. Foto: next.beton

Die Neuheit wurde Ende Mai erstmals auf der Messe IFAT präsentiert. Foto: next.beton

Die ersten Next-Beton-Rohre sollen noch im Laufe dieses Jahres, im Anschluss an die erfolgreiche DIBt-Zulassung, bundesweit verfügbar sein. „Für das Bindemittel, das für die Herstellung von Next Beton verwendet wird, gibt es bereits eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung des DIBt“, erläutert Dr.-Ing. Stephan Uebachs, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Betontechnologie und verantwortlich für den Zulassungsprozess.

Die deutsche Zulassung für das Bindemittel hatte Wagners bereits vor Jahren erwirkt, da ein solches Dokument auch international zumeist anerkannt wird. Die Australier haben zugestimmt, dass die Zulassung auch für Next Beton genutzt werden kann, sodass nun lediglich noch Prüfuntersuchungen für Kanalbauprodukte durchgeführt werden müssen. Die entsprechende Zulassung ist beantragt und wird wie gesagt noch in diesem Jahr erwartet.

Hintergrund der Kooperation

Dass drei Betonspezialisten gemeinsam eine Innovation vermarkten, kommt nicht alle Tage vor. Die Initiative dazu ging von Günter Röser aus, Geschäftsführer der Zementrohr- und Betonwerke Karl Röser & Sohn GmbH. Der war 2020 auf EFC aufmerksam geworden und beschloss daraufhin zusammen mit seinen Söhnen Carl Maximilian und Louis Röser, klimafreundliche Betonkanalsysteme auf EFC-Basis herzustellen. Um dieses Ziel zu erreichen, setzten die Rösers, die mit ihren Werken flächendeckend Süddeutschland beliefern können, auf eine Partnerschaft mit der Berding Beton GmbH und der Finger Beton GmbH.

Durch die Zusammenarbeit der Unternehmen soll sichergestellt werden, dass die Transportwege der Rohstoffe sowie die Wege der Produkte zu den Kunden kurz bleiben und Planer sowie Kommunen im gesamten Bundesgebiet Zugriff auf das neue Kanalsystem erhalten. Zudem kooperieren die Unternehmen bei der DIBt-Zulassung und im Marketing, agieren darüber hinaus jedoch wirtschaftlich und vertrieblich vollständig unabhängig voneinander.


 

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