RM Rudolf Müller
Korrodierter Beton: „Ferro Concrete“-Platten haben eine interessante Rostpatina.  Foto: braun-steine GmbH

Korrodierter Beton: „Ferro Concrete“-Platten haben eine interessante Rostpatina.  Foto: braun-steine GmbH

GaLabau und Tiefbau
10. November 2020 | Artikel teilen Artikel teilen

Betonstein: Vielfältige Pflasteroptiken

Pflastersteine und -platten aus Beton sind heute allgegenwärtig: auf öffentlichen Straßen und Plätzen, aber zunehmend auch im privaten Garten. Natürlich hängt der Erfolg des Kunststeins auch mit dem relativ günstigen Preis zusammen. Designvielfalt und attraktive Oberflächen sind aber ebenfalls Kaufkriterien. Dass Beton immer grau und langweilig ist, stimmt schon lange nicht mehr. Vielmehr macht er optisch fast alles möglich: von Natursteinimitaten über Holzoptiken bis hin zum Textil-Look.

Mit modernen Betonrezepturen und Produktionstechniken lässt sich im Prinzip jede beliebige Oberflächenoptik nachbilden. Am häufigsten wird nach wie vor die Welt der Natursteine kopiert. Was im Übrigen nicht bedeutet, dass am Endprodukt alles künstlich wäre. Schließlich besteht Beton neben Zement aus natürlichen Gesteinskörnungen, und zumindest edlere Betonsteinpflaster und -platten können in ihrer obersten Schicht – dem so genannten Vorsatzbeton – durchaus hochwertige Natursteinkörnungen enthalten.

Pflegeleicht und widerstandsfähig

Natürlich sind Betonsteine im Allgemeinen eher ein preisgünstiges Pflastermaterial. Es gibt allerdings auch Produkte mit hochwertigen Oberflächen und aufwändigen Schutzschichten, die kaum weniger kosten als so mancher Naturstein. Gerade das Künstliche des Werkstoffs – die Tatsache, dass er vom Menschen planmäßig „zusammengesetzt“ wurde – hat zudem auch Vorteile. Während Natursteine oft empfindlich sind und nach Herstellerhinweisen richtig gepflegt werden müssen, sind Betonsteine meist viel unkomplizierter.

Die Industrie hat Oberflächenbeschichtungen entwickelt, die den Kunststein mehr oder weniger dauerhaft vor dem Eindringen von Flüssigkeiten und Schmutzpartikeln schützen und das Material pflegeleicht machen. Auch mit Frost- und Tausalzbeständigkeit wird oft geworben. Betonstein gilt zudem als robust und widerstandsfähig und hat als industriell gefertigter Baustoff den Vorteil, dass er maßhaltig ist und damit auch maschinell verlegt werden kann.

Ein weiterer Vorteil ist die Flexibilität von Beton bei der optischen Gestaltung. Natürlich haben auch die klassischen betongrauen Steine und Platten weiterhin ihre Einsatzbereiche. Darüber hinaus bieten die Hersteller aber eine riesige Designvielfalt, die sich zwar vor allem an Natursteinvorbildern orientiert, aber eben nicht nur.

Textil – Rost – Holz

Beton im Textil-Look: Die Terrassenplatte „Brooklyn cotton“ in der Farbvariante „Sand“. Foto: F. C. Nüdling, Fulda

Beton im Textil-Look: Die Terrassenplatte „Brooklyn cotton“ in der Farbvariante „Sand“. Foto: F. C. Nüdling, Fulda

So hat F. C. Nüdling diesen Sommer zum Beispiel eine zweischichtige Terrassenplatte aus Beton auf den Markt gebracht, deren sicht- und fühlbare Oberflächenstruktur an gewebte Stoffe oder Leinen erinnert. Das Produkt „Brooklyn cotton“ (siehe Foto) strahlt nach Herstellerangaben eine „weiche“ und wohnliche Anmutung aus, wobei die Gewebeoptik je nach Lichteinfall mehr oder weniger stark hervortritt. Der Textil-Look ist zudem in drei verschiedenen Farben erhältlich: „Silver“, „Sand“ und „Graphit“.

Ein anderes ungewöhnliches Betonstein-Design vertreibt der Hersteller Braun-Steine seit 2018: Beim Produkt „Ferro Concrete“ (siehe Foto ganz oben) handelt es sich um eine Terrassenplatte mit Rost-Optik, die an Corten-Stahl erinnert. Das Besondere: Die attraktive Rostpatina hat Braun nicht etwas durch künstliche Farbzugaben erreicht, sondern es handelt sich tatsächlich um korrodierte Betonoberflächen. Wie das? Ganz einfach: Der Vorsatzbeton der Platten wird mit rostenden Bestandteilen versetzt. Im Laufe des patentierten Herstellungsprozesses startet die Korrosion im Beton, wodurch dieser eingefärbt wird.

Schon etwas älter, aber immer noch ein Aha-Erlebnis auf jeder Baustoffmesse sind Betonsteinprodukte, die wie Holz aussehen. Der Hersteller Kann bietet hier gleich zwei Varianten. Die Terrassenplatte „Log-Plank“ ist aus robustem Betonstein, ihre Oberfläche wirkt aber wie feingemasertes Holz und erinnert an klassische Dielenböden (siehe Foto). Noch mal deutlich rustikaler kommt die Terrassenplatte Log-Sleeper daher. Sie imitiert das Aussehen natürlich gealteter Bahnschwellen (siehe Foto ganz unten).

Herstellungsverfahren

Die Terrassenplatte „Log-Plank“ erinnert an klassische Dielenböden. Foto: Kann

Die Terrassenplatte „Log-Plank“ erinnert an klassische Dielenböden. Foto: Kann

Zur Herstellung von Betonsteinen füllt man Frischbeton in Schalungsformen aus Metall oder Kunststoff. Meist kommt das so genannte Hermetikverfahren zum Einsatz. Dabei wird zuerst der relativ dünnflüssige Vorsatzbeton – also die etwa 1 cm dicke Oberflächenschicht – in die Form gefüllt. Danach gibt man den Hinterbeton dazu, der eine deutlich trockenere Konsistenz hat. Er wird in mehreren Schichten eingefüllt und zwischendurch durch Pressen immer wieder verdichtet. Die so entstandenen Steinrohlinge werden anschließend entschalt – also von der Form befreit – und zum Abbinden auf Paletten gelagert.

Für dünne Betonsteinplatten wird meist das so genannte Nasspressverfahren angewendet. Im Gegensatz zum Hermetikverfahren gießt man dabei nur eine einzige Betonschicht in die Schalung. Da das verwendete Material vergleichsweise dünnflüssig ist, muss die Form so gearbeitet sein, dass das Wasser beim Pressvorgang entweichen kann.

Wetcast-Produkte

„Log-Sleeper“-Platten imitieren die Optik alter Bahnschwellen. Foto: Kann

„Log-Sleeper“-Platten imitieren die Optik alter Bahnschwellen. Foto: Kann

Das Hermetik- und das Nasspressverfahren sind beides Methoden zur Herstellung von so genanntem Pressbeton. In Deutschland war das lange Zeit die dominierende Betonsteinvariante. Doch seit einigen Jahren drängen die ursprünglich aus England stammenden Wetcast-Platten zunehmend auch auf den deutschen Markt. Wetcast heißt übersetzt soviel wie „Nassguss“. Tatsächlich spricht man auch von Gussbeton.

Beim Wetcast-Verfahren wird sehr feinkörniger Beton in Formen gegossen und erst nach dem kompletten Abbinden wieder aus diesen entnommen. Ein früheres Entschalen ist nicht möglich, da das relativ flüssige Material sonst sofort wieder auseinanderfließen würde. Mithilfe dieser Technik lassen sich besonders filigrane Oberflächenstrukturen nachbilden. Da er sehr feinkörnig ist, fließt der Beton auch in die kleinsten Vertiefungen der Form. Bei den hier vorgestellten Terrassenplatten mit Holzoptik handelt es sich zum Beispiel um Wetcast-Produkte.

Dieser Beitrag ist eine Aktualisierung unseres Artikels „Betonstein: Kein anderes Pflaster erlaubt so vielfältige Optiken“ von Juni 2013.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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