
Bau einer „Weißen Wanne“ aus WU-Betonfertigteilen. Foto: BetonBild
Was ist WU-Beton?
Die Abkürzung WU-Beton steht für wasserundurchlässigen Beton. Bei Bauteilen aus einem solchen Material darf selbst drückendes Wasser nur zu einer begrenzten Wassereindringtiefe führen. Haupteinsatzfeld für WU-Beton sind ins Erdreich eingebettete Betonbauwerke wie zum Beispiel Keller. Darüber hinaus kommt der wasserundurchlässige Kunststein aber auch für Betondecken und -dächer zum Einsatz. Wasserundurchlässige Betonbauwerke bezeichnet man auch als „Weiße Wannen“.
Für WU-Beton gibt es nicht nur eine, stets gleichbleibende Rezeptur. Wie bei normalem Beton wechselt die genaue Zusammensetzung je nach Anwendungszweck. Die jeweils gewünschten Materialeigenschaften lassen sich durch das Mengenverhältnis von Zement und Wasser, durch die Größe der verwendeten Gesteinskörnungen, aber auch durch Beimischen von Betonzusatzmitteln beeinflussen. Nicht zuletzt hängt die Wirksamkeit eines WU-Bauwerks aber auch davon ab, dass das Bauteil ausreichend dick ist.
Niedriger Wasserzementwert
Ganz allgemein lässt sich sagen, dass WU-Betone einen niedrigen Wasserzementwert haben (w/z-Wert). Ihr Zementanteil ist relativ hoch und das Betongefüge schon deshalb vergleichsweise dicht. Beim w/z-Wert handelt es sich um den Quotienten aus der Masse des Anmachwassers und der Masse des Zement-Bindemittels.
Nach der WU-Richtlinie 12/2017 („Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton“) des Deutschen Ausschusses für Stahlbeton (DAfStb) sollten WU-Bauwerke, die ständig oder zeitweise drückendem Wasser ausgesetzt sind (Beanspruchungsklasse 1), aus Betonen mit einem Wasserzementwert von maximal 0,55 bestehen. Zudem sollten die Gesteinskörnungen maximal einen Durchmesser von 16 mm aufweisen. Darüber hinaus sind die in der Richtlinie für verschiedene Anwendungsfälle genannten Mindestbauteildicken einzuhalten.
Geringe Wassereindringtiefe
Wasserundurchlässig bedeutet nicht, dass der Beton überhaupt keine Feuchtigkeit aufnehmen darf. Diese Forderung wäre unrealistisch, weil selbst dichte Betonmischungen über Poren verfügen. Eine gewisse Wassereindringtiefe auf der dem Wasser zugewandten Seite ist also normal. Bei WU-Beton ist der Wassereindringungswiderstand aber hoch. Keinesfalls darf Wasser in flüssiger Form komplett durch das Bauteil hindurchdringen und auf der wasserabgewandten Seite austreten.
Bei Wohnbauten und Lagerräumen mit hochwertiger Nutzung (Nutzungsklasse A) muss der WU-Beton laut DAfStb-Richtlinie so beschaffen sein, dass auf der Innenraumseite des Bauteils keine Feuchtstellen auftreten. Es dürfen dort zu keiner Zeit feuchtebedingte Dunkelfärbungen entstehen.
Anders sieht es bei WU-Bauwerken der Nutzungsklasse B aus. Das sind zum Beispiel Garagen, Lagerräume mit geringen Anforderungen, aber auch Kanäle sowie Installations- und Versorgungsschächte. Hier sind Feuchtstellen auf der Innenseite nicht grundsätzlich unzulässig. Es darf aber nicht zu abtropfendem Wasser und Pfützen kommen. Die Einhaltung der jeweiligen Anforderungen lässt sich durch die Betonrezeptur sowie die Einhaltung bestimmter Bauteildicken steuern.
Mindestbauteildicken
Die WU-Richtlinie empfiehlt Mindestbauteildicken für WU-Bauteile – in Abhängigkeit von der Bauteilart und der jeweiligen Beanspruchungsklasse. Werden diese Empfehlungen eingehalten, sollte kein Feuchtetransport durch das Bauteil hindurch erfolgen – vorausgesetzt der w/z-Wert beträgt maximal 0,55 und die Korngröße maximal 16 mm.
Für Wände aus Ortbeton, die der Beanspruchungsklasse 1 ausgesetzt sind (ständig und zeitweise drückendes Wasser), gilt zum Beispiel eine Mindestbauteildicke von 240 mm. Bei einem Fertigbauteil genügen auch 200 mm. Hintergrund: WU-Betonbauteile lassen sich sowohl auf der Baustelle aus Frischbeton gießen (Ortbeton) als auch im Werk als Betonfertigteile herstellen.
Liegt die Beanspruchungsklasse 2 vor (Bodenfeuchte und an der Wand frei ablaufendes Wasser), dann fordert die Richtlinie nur 200 mm dicke Ortbeton-Wände, bei Fertigteilen sogar nur 100 mm. Ähnliche Mindestbauteildicken definiert das Regelwerk auch für Bodenplatten sowie Decken und Dächer aus Beton.
In allen genannten Fällen lässt sich das Bauteil grundsätzlich auch dünner ausführen, wenn dafür beim Beton die Maximalwerte für den w/z-Wert (0,55) und/oder das Größtkorn (16 mm) deutlich unterschritten werden.
Kristalline Zusatzmittel

Kristalline Zusatzmittel können zur Selbstheilung bei Rissen im Beton beitragen. Foto: Schomburg
Um die Wasseraufnahme von WU-Beton möglichst gering zu halten, kommen auch spezielle Betonzusatzmittel zum Einsatz. Ein Beispiel dafür sind kristalline Substanzen, die bei Rissen die Selbstheilung des Materials unterstützen. Der Hersteller Schomburg hat dieses Jahr mit Betocrete-C eine neue Variante dieser Zusatzmittel auf den Markt gebracht. Nach Herstellerangaben macht sie den Beton wasserundurchlässig und sorgt zugleich dafür, dass im Laufe der Zeit entstandene Risse sich wieder von selbst verschließen.
Das Produkt, das in pulvriger und flüssiger Form erhältlich ist, wird dem Beton als Zusatzmittel beigemischt. Kommt es zu Rissen, durch die Wasser in die Betonmatrix eindringt, reagieren die Wirkstoffe in Betocrete mit dem Wasser. Dabei bilden sich Kristalle, die durch Wasserkontakt wachsen und die Risse wieder verschließen.
Fugenabdichtung notwendig
Wasserundurchlässige Betonbauwerke bezeichnet man auch als „Weiße Wannen“. Der Begriff tauchte bereits in unserem Beitrag „Die wichtigsten Methoden zur Abdichtung des Kellers“ auf. Bei solchen wasserundurchlässigen Kellern errichtet man die erdberührten Wände und die Bodenplatte komplett aus WU-Beton. Bei fachgerechter Ausführung muss man eine solche Konstruktion von außen nicht mehr mit flüssigen oder bahnförmigen Abdichtungsstoffen behandeln, da bereits genügend Schutz vor Feuchtigkeit aus dem Erdreich besteht.
Zwischen Bodenplatte und den Kellerwänden gibt es allerdings Fugen. Dasselbe gilt auch für viele andere WU-Bauwerke. Um einen vollständigen Schutz zu gewährleisten, sind diese mit wasserdichten Fugenbändern oder ähnlichen Produkten abdichten. Sonst bleibt das Bauwerk wasserdurchlässig – selbst bei bester WU-Betonrezeptur.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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