RM Rudolf Müller
Bei den Produktkennzeichen gibt es aktuell drei verschiedene FSC-Siegel.  Grafik: FSC Deutschland

Bei den Produktkennzeichen gibt es aktuell drei verschiedene FSC-Siegel.  Grafik: FSC Deutschland

Grundstoffe des Bauens
16. März 2021 | Artikel teilen Artikel teilen

Welche FSC-Produktkennzeichen gibt es?

Damit der Verbraucher Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft erkennen kann, haben sich seit den 1990er-Jahren verschiedene Waldzertifikate und dazugehörige Produktsiegel etabliert. Als besonders „streng“ gilt das FSC-Siegel. Wobei man auch hier differenzieren muss: Bei den Produktkennzeichen bietet der FSC nämlich drei verschiedene Kategorien: FSC 100 %, FSC Recycling und FSC Mix.

Die Abkürzung FSC steht für „Forest Stewardship Council“, was übersetzt so viel wie „Wald-Verwaltungsrat“ heißt. Die Organisation wurde 1993 unter Mitwirkung von Umweltorganisationen wie Greenpeace und WWF gegründet und hat nach eigenen Angaben das erste weltweit einsetzbare Zertifizierungssystem für eine umweltgerechte, sozial verträgliche und wirtschaftlich tragfähige Waldwirtschaft entwickelt.

FSC und PEFC

Bei der Organisation arbeiten zwar auch Unternehmen aus der Forst- und Holzwirtschaft mit, aber es überwiegt der Einfluss von Umweltorganisationen sowie von Gewerkschaften und Interessensvertretern indigener Völker, für die der Wald Lebensraum ist. Trotz seiner Pionierrolle hat der FSC die Marktführerschaft bei den Waldzertifikaten schon seit Längerem an die Konkurrenzorganisation PEFC verloren (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes).

Durchgesetzt hat sich damit das Siegel, das stärker von den Waldbesitzerverbänden unterstützt wird. Anders als beim FSC müssen Waldbesitzer beim PEFC-System nämlich keine aufwändigen Zertifizierungsprozesse und regelmäßige Audits durchlaufen. Stattdessen genügt eine Verpflichtungserklärung, die PEFC-Standards einzuhalten. Kontrollen finden nur stichprobenartig statt.

Nach Angaben des Umweltbundesamtes haben FSC und PEFC zum Beispiel bei Holzprodukten aus Baumärkten zusammen einen Marktanteil von über 90 %. Der Website des Umweltbundesamtes ist zudem zu entnehmen, dass 2019 in Deutschland rund 7,6 Mio. Hektar Waldfläche nach PEFC zertifiziert waren, der FSC kam nur noch auf rund 1,43 Mio. Hektar. Bei diesen Zahlen sei zu berücksichtigen, dass Waldflächen sowohl nach PEFC als auch nach FSC zertifiziert sein können, das Ausmaß der Überschneidung aber nicht ermittelbar sei.

Drei Produktkennzeichen

Der Endverbraucher findet das FSC-Siegel auf Holz- und Papierprodukten. Wer genau hinschaut, hat vielleicht schon mal festgestellt, dass es nicht nur ein Produktkennzeichen gibt, sondern mehrere. Genau gesagt drei. Beim Label FSC 100 % muss das in den Produkten verarbeitete Holz komplett aus FSC-zertifizierten Wäldern stammen. Mit dem 100-%-Label werden zum Beispiel Schnittholz, Massiv-Parkett oder Vollholz-Möbel gekennzeichnet.

Das Siegel FSC Recycled steht dagegen vor allem auf Papier- und Kartonprodukten. Das Label verspricht, dass ein Produkt vollständig aus Recyclingmaterial besteht. Als Rohstoff kommt also Altpapier zum Einsatz. Natürlich lässt sich in der Praxis kaum feststellen, ob Altpapier auch Holz von Bäumen enthält, die aus zertifizierten Waldflächen stammen. Es kann also durchaus sein, dass ein Produkt das Label FSC Recycled trägt, obwohl es kein Gramm FSC-Holz enthält. Ihre Motivation zur Einführung des Recycling-Siegels erläutert die Organisation in einer Broschüre wie folgt: „FSC erkennt echtes Recycling als förderungswürdig an und verleiht diesen Materialien die gleiche Wertigkeit für die Kennzeichnung wie zertifiziertes Material aus der Waldwirtschaft“.

Auf etwa 5–10 % aller Produkte mit FSC-Label findet man heute das Recycled-Siegel. Auf weiteren 10 % steht FSC 100 %. In etwa 80 % aller Fälle wird allerdings ein ganz anders Kennzeichen verwendet: das so genannte Mix-Siegel.

Was ist FSC Mix?

Das Label FSC Mix findet man häufig auf Holzwerkstoffen. Foto: FSC Deutschland

Das Label FSC Mix findet man häufig auf Holzwerkstoffen. Foto: FSC Deutschland

Die Bezeichnung FSC Mix findet man häufig auf Holzwerkstoffen wie Spanplatten oder Faserholzplatten, aber zum Beispiel auch auf Getränkekartons und ebenfalls auf Papier. Wie der Name schon andeutet, stammen die Holzbestandteile der derart gekennzeichneten Produkte aus unterschiedlichen Quellen: Neben Holz aus FSC-zertifizierten Wäldern sind auch recyceltes Holz sowie „Material aus kontrollierten Quellen“ erlaubt. Das Mix-Label soll Herstellern von Holz- oder Papierwaren die Möglichkeit eröffnen, auf ihren Produkten auch dann eine FSC-Kennzeichnung anzubringen, wenn es sich bei den darin enthaltenen Holzbestandteilen nur zum Teil um FSC-Holz handelt.

Theoretisch muss sogar überhaupt kein Holz aus FSC-zertifizierten Wäldern enthalten sein. Der FSC fordert nämlich, dass die Holzanteile des Produktes zu mindestens 70 % aus FSC-zertifiziertem Holz oder aus Recycling-Material bestehen müssen. 70 % Recycling-Material (oder mehr) sind also demnach auch möglich. In jedem Fall muss es sich bei den Recycling-Rohstoffen um so genanntes Post-Consumer-Recycling-Material handeln. Gefordert werden also Materialien, die von Verbrauchern beziehungsweise aus kommerziellen Produkten wiedergewonnen wurden. Es soll ein tatsächlicher Nutzungskreislauf vorliegen. Abfälle aus Produktionsprozessen sind beim Mix-Kennzeichen daher nicht gestattet.

Das Konzept von FSC Mix sieht ferner vor, dass es sich bei maximal 30 % der Holzbestandteile um Controlled Wood handeln darf. Dieses Holz muss nur den „FSC Controlled Wood-Anforderungen“ entsprechen, die nicht so streng sind wie die eigentlichen FSC-Kriterien. Gleichwohl darf zum Beispiel kein illegales Holz, kein gentechnisch verändertes Material und kein Holz aus der Umwandlung von Naturwäldern in Plantagen zum Einsatz kommen.

Umstrittenes Label

Für das Mix-Label musste der FSC in den letzten Jahren immer wieder Kritik von Verbraucher- und Umweltorganisationen einstecken. In einer Stellungnahme von Januar 2019 räumte die Organisation selbst ein, dass das Mix-Label auf Produkten „nicht hehren Idealen eines perfekten Endproduktes“ entspreche. Es handele sich aber um „ein wichtiges Hilfsmittel, mit dem verantwortungsvolle Waldwirtschaft auch auf Industrieprodukten (wie zum Beispiel Möbel, Papier) sichtbar wird und FSC-Waldbesitzer mit ihrem Engagement nicht in der Nische bleiben müssen“.

Der FSC argumentiert, dass sich der Mehraufwand, den ein Waldbesitzer mit FSC-Zertifizierung auf sich nimmt, auch in der Vermarktung des Holzes abbilden müsse. Diese aber sei in Regionen mit wenig FSC-zertifizierten Waldflächen derzeit nur möglich, „wenn die Käufer aus der Industrie bereits eine anteilige Verwendung von FSC-Holz zur Kennzeichnung der entsprechenden Mengen nutzen können“ – heißt es in der FSC-Stellungnahme.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

Umweltbewusstsein: Waldzertifikate für Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft

Holz wird oft als nachhaltiger Baustoff gepriesen. Zum einen, weil es sich um einen nachwachsenden Rohstoff handelt und zum anderen,...

mehr »
 

Waldschutz durch Tropenholznutzung?

Mit der Initiative „Use it or lose it“ will der Gesamtverband Deutscher Holzhandel die nachhaltige Nutzung von tropischen Hölzern fördern....

mehr »
 

Die ökologische Dimension des nachhaltigen Bauens

Wenn es um Nachhaltigkeit im Bauwesen geht, denken die meisten sofort an ökologische Baustoffe. Das ist nicht falsch, aber auch...

mehr »
Nach oben
nach oben