RM Rudolf Müller
Geöltes Eiche-Holzpflaster mit Fugenoptik. Foto: Fachverband Holzpflaster/OPW Oltmanns & Willms

Geöltes Eiche-Holzpflaster mit Fugenoptik. Foto: Fachverband Holzpflaster/OPW Oltmanns & Willms

Boden und Wand
13. Oktober 2016 | Artikel teilen Artikel teilen

Bodenbeläge: Welche Eigenschaften hat Holzpflaster?

Holzpflaster war ursprünglich vor allem ein beliebter Bodenbelag für Außenbereiche, wird aber seit dem 20. Jahrhundert auch zunehmend in Innenräumen verlegt. Das Einsatzspektrum ist außergewöhnlich breit und reicht von repräsentativen Räumen in Objektbauten über Wohnbauten bis hin zu industriellen Fabrikflächen. Kein Wunder: Der Belag ist eben nicht nur schick, sondern auch ausgesprochen belastbar.

Holzpflaster gehört zu den Vollholzböden. Im Innenbereich wird es – ähnlich wie Stabparkett – meist fugenlos verlegt. Daneben gibt es aber auch Produktsysteme, bei denen jeder einzelne hölzerne „Pflasterstein“ rundherum mit elastischen Fugen verarbeitet wird. Das erinnert dann eher an verflieste Beläge oder edles Kopfsteinpflaster.

Die Fugen sind in diesem Fall aber vor allem ein optischen Stilmittel, kein technisches Muss. Verpflichtend sind für alle Holzpflasterflächen lediglich Bewegungsfugen in Randbereichen und beim Übergang zu Nachbarflächen sowie vereinzelte Zusatzfugen bei größeren Flächen. Im Außenbereich werden die Fugen häufig mit Sand oder Bitumen gefüllt.

Sichtbare Jahresringe

Holzpflaster-Flächen bestehen aus technisch getrockneten, meist rechteckigen Massivholzklötzen, die aus Kanthölzern gesägt wurden. Im Gartenbereich sieht man auch häufiger Rundholz-Pflaster. Als Holzarten werden vor allem Eiche, Fichte, Kiefer oder Lärche verwendet.

Was Holzpflaster grundsätzlich von anderen Holzböden unterscheidet, ist die Tatsache, dass man als sichtbare Oberfläche den Baumquerschnitt sieht – also die Jahresringe – und eben nicht die Seitenflächen mit den Asteinschlüssen. Wer Holzpflaster betritt, geht also auf der Stirnholz-Seite. Anders als typische Dielenböden ist das Pflaster zudem kleinteilig, in dieser Hinsicht ähnelt es eher dem Stabparkett.

Hohe Belastbarkeit

Holzpflaster-Beläge wirken nicht nur hochwertig, sondern sind auch sehr robust. Foto: Fachverband Holzpflaster/OPW Oltmanns & Willms

Holzpflaster-Beläge wirken nicht nur hochwertig, sondern sind auch sehr robust. Foto: Fachverband Holzpflaster/OPW Oltmanns & Willms

Der natürliche Belag ist nicht nur hochwertig, sondern zugleich sehr widerstandsfähig und robust. Es ist kein Zufall, dass Holzpflaster gerade auch in Arbeitsbereichen wie Werkstätten und Fabrikhallen oft eingesetzt wird. Die Hirnholzfläche von Baumstämmen ist nämlich generell druckfester als die Seitenflächen. Nach Angaben des Fachverbandes Holzpflaster kann der Boden bei einer Mindeststärke von 50 mm Belastungen bis zu 5.000 Tonnen pro Quadratmeter tragen! Die Dicke der Holzklötze liegt je nach Einsatzbereich zwischen 22 und 80 mm. Der Fachverband attestiert dem Belag in Innenräumen sogar eine „nahezu unbegrenzte Lebensdauer“.

Kommt es doch einmal zu Schäden, hat Holzpflaster ähnlich wie Steinpflaster den Vorteil, dass man auch kleinere Flächen problemlos sanieren kann, indem man einfach einzelne Holzklötze austauscht. Soll eine Holzpflasterfläche komplett zurückgebaut werden, lassen sich die einzelnen Bestandteile zudem leicht zu Holzwerkstoffen recyceln. Auch eine spätere Verwendung als Brennstoff ist natürlich möglich. Trotzdem erfüllen Holzpflaster aus Eiche nach Angaben des Fachverbandes die Anforderungen an die Baustoffklasse B1 („schwer entflammbar“), weil die Klötze im eingebauten Zustand an fünf Oberflächenseiten dicht abgeschlossen sind.

Wohlfühl-Belag

Trotz seiner außerordentlichen Belastbarkeit ist der Bodenbelag Holzpflaster zugleich relativ elastisch und schonender für die Gelenke des Menschen als zum Beispiel Stein- oder Betonböden. Hinzu kommen gute Schallschutzeigenschaften. In Industriebereichen fahren zum Beispiel Gabelstapler auf den Belägen. Dabei hat Holzpflaster die positive Eigenschaft, dass es Fahrgeräusche absorbiert und dadurch reduziert. Dieser lärmabsorbierende Effekt ist natürlich nicht nur in Werkhallen, sondern auch in viel frequentierten öffentlichen Gebäuden von Vorteil. Und selbstverständlich ist Holzpflaster auch für Wohnbereiche eine Option. Schließlich verbindet der Belag eine attraktive, natürliche Optik mit einer warmen, barfuß-geeigneten Oberfläche.

Verlegung vom Profi

Da man bei der Verlegung von Holzpflaster viel falsch machen kann, sollte die Sache Profis überlassen werden. Normalerweise sind Fachbetriebe des Parketthandwerks dafür zuständig. Die Pflasterklötze werden direkt auf dem Unterboden – in der Regel Estrichmörtel oder Beton – verklebt und anschließend mehrfach abgeschleift sowie mit Öl oder Lack behandelt. Daneben gibt es auch Holzpflaster, dass bereits werkseitig geschliffen und oberflächenbehandelt wurde, sodass es nur noch auf dem Untergrund verklebt werden muss.

Die Oberflächen der Pflasterklötze sind durch die Öl- oder Lackbehandlung vor Feuchtigkeit geschützt. Der Fachverband Holzpflaster weist aber darauf hin, dass der Verarbeiter spezielle Abdichtungsmaßnahmen treffen muss, wenn von unten mit aufsteigender Feuchtigkeit zu rechnen ist. Denn so widerstandsfähig der Belag sonst auch ist: Es muss unbedingt verhindert werden, dass die Holzklötze durchfeuchten, da dies zu großen Schäden führen kann.


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Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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