
Das „Einmalöl-Wachs Nr. 125“ verspricht geöltes und zugleich gewachstes Holz mit nur einem Auftrag. Foto: Auro
Was ist Holzwachs?
Wachs ist ein beliebtes Pflege- und Veredelungsmittel für Holzoberflächen in Innenräumen – vom Parkettboden über Wand- und Deckenverkleidungen bis hin zu Möbeln. Im Bodenbereich verwendet man es auch häufig nur zur Endbehandlung der zuvor bereits geölten Dielen. Alternativ bietet die Industrie gebrauchsfertige Wachs-Öl-Kombinationen, die in einem Arbeitsgang sowohl einen tiefenwirksamen als auch einen oberflächlichen Holzschutz versprechen.
Eine Holzbehandlung mit Wachs führt optisch zu anderen Ergebnissen als bei der Verwendung von Holzölen. Aber natürlich gibt es auch Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Produkten. Letztlich bieten alle Holzpflegemittel einen gewissen Schutz vor Feuchtigkeit sowie gegen Kratz- und Stoßbelastungen, und sie sorgen dafür, dass sich die Oberflächen wesentlich leichter reinigen lassen als unbehandeltes Holz.
Wachs-Öl-Kombinationen
Und noch eine Gemeinsamkeit gibt es: Die meisten der heute unter vielfältigen Namen angebotenen Holzwachse enthalten nämlich auch Öl. Auf dem Etikett mag nur Hartwachs, Wachsbalsam oder Wachspaste steht, aber in der Regel handelt es sich bei diesen Produkten um verdünnte Wachsarten mit einem mehr oder weniger großen Ölanteil. Dieser sorgt unter anderem dafür, dass sich die Produkte leichter verarbeiten lassen.
Generell gilt, dass wachshaltige Holzpflegemittel eine zähere Konsistenz haben als flüssige Öle, Lacke oder Lasuren. Noch weitaus härter sind allerdings reine Wachse. Naturwachse sind entweder tierischen Ursprungs (zum Beispiel Bienenwachs) oder werden aus Pflanzen gewonnen (zum Beispiel aus den Blättern der Carnauba-Wachspalme). In früheren Zeiten haben die Menschen Holzböden auch mit reinem Bienenwachs behandelt. Das musste dann aber vorher erst erhitzt, heiß aufgetragen und anschließend noch einmal abgebürstet werden. Mit den heute gebräuchlichen Wachs-Öl-Pflegemitteln ist die Verarbeitung deutlich leichter.
Natürlicher Oberflächenschutz

Die Holzverkleidungen an Decke und Wand wurden hier mit Bienenwachsbalsam behandelt, das Weißpigmente enthält. Foto: natural-farben.de
Während Holzöle tief in das Material eindringen, bilden Produkte mit hohem Wachsanteil nur eine schützende Oberflächenschicht. Die aber ist widerstandsfähiger gegen physischen Abrieb sowie wasser- und schmutzabweisender als reine Ölprodukte. Zugleich bleibt gewachstes Holz wasserdampfdurchlässig. Viele Hersteller werben damit, dass die behandelten Flächen „atmungsaktiv“ seien. Andererseits sind sie relativ hitzeempfindlich. Wachs wird bei höheren Temperaturen bekanntlich weich.
Mit Wachs behandelte Oberflächen wirken in der Regel matter und weniger „nass“ als Ölanstriche. Mithilfe eines Poliertuches lässt sich aber auch gewachstes Holz auf Hochglanz bringen. Auf jeden Fall wird die natürliche Optik des Holzes nicht so stark verändert, weil Wachs eben nicht so stark ins Material einzieht wie Öl. Die Oberfläche ist außerdem glatter, manche Hersteller sprechen von „tastsympathischen“ Flächen. Das Wachsen hat zudem Vorteile für Allergiker: Die Holzoberfläche wird dadurch nämlich antistatisch und zieht weniger Staub an.
Holzwachse können im Übrigen auch Farbpigmente enthalten. Das „Bienenwachsbalsam“ des Herstellers Natural-Farben gibt es zum Beispiel in 14 verschiedenen Farbtönen. Hinzu kommen eine farblose Variante und zwei Produkte mit Weißpigmenten. Mit Letzteren lassen sich Holzoberflächen aufhellen oder auch weiß einfärben (siehe Foto).
Obwohl Naturwachs an sich frei von Giftstoffen ist, lässt sich nicht einfach pauschal sagen, dass die modernen, gebrauchsfertigen Holzwachsmittel wohngesund und frei von bedenklichen VOC-Ausdünstungen seien. Die verdünnten Produkte enthalten zum Beispiel auch Lösemittel. Als „lösemittelfrei“ ausgewiesene Produkte enthalten übrigens in der Regel Lösemittel auf Basis von Wasser oder natürlichen Ölen.
Wachsarten
Eine DIN-Norm für Holzwachs scheint es nicht zu geben. Die Hersteller operieren zudem mit unterschiedlichsten Marketingnamen für ihre Produkte. Hinzu kommt, dass die meisten Wachsprodukte auch Öl und andere Zusatzstoffe enthalten, wobei das Mengenverhältnis Wachs/Öl aber sehr unterschiedlich sein kann – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Produkteigenschaften. All dies führt dazu, dass der Markt für Holzwachse sehr unübersichtlich wirkt und eine generelle Einteilung unterschiedlicher Wachsarten ausgesprochen schwierig ist.
Allgemein unterscheiden lassen sich immerhin Holzwachse mit geringem Ölanteil, die nur einen oberflächlichen Schutz bieten, und solche mit hohem Ölanteil, die auch einen tiefenwirksamen Schutz bieten und vor allem auf hochbelasteten Flächen wie Fußböden zum Einsatz kommen. Letztere werden häufig (aber nicht immer!) als Hartwachsöle bezeichnet. Diese Produkte enthalten üblicherweise mehr Öl als Wachs und erlauben das gleichzeitige Ölen und Wachsen in einem Arbeitsgang.
Auf der anderen Seite stehen eher oberflächenwirksame Produkte wie das oben bereits genannte „Bienenwachsbalsam“, das sich vor allem für weniger stark belastete Bereiche wie Decken und Wände eignet. Natürlich lassen sich verarbeitungsfertige Wachse zur Oberflächenveredelung auch als Endbehandlung auf zuvor bereits geölten Holzflächen verwenden.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
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