
Weibliche Azubis sind im Lagerbereich nach wie vor eher die Ausnahme.
Foto: Klaus Klenk
Baustoffhandel: Ausbildungsberufe im Lagerbereich
Der Baustoffhandel bietet nicht nur kaufmännische Ausbildungen. Auch Berufe im Lagerbereich kann man dort erlernen. Die beiden staatlich anerkannten Abschlüsse Fachlagerist/-in und Fachkraft für Lagerlogistik haben einige Gemeinsamkeiten, unterscheiden sich aber auch in wichtigen Punkten.
Dass beide Berufe artverwandt sind, zeigt sich schon daran, dass sie durch ein und dieselbe staatliche Ausbildungsordnung reglementiert werden. Diese beschreibt Inhalte, Dauer und Ablauf der Ausbildungen. Dabei erfährt man etwas über die Gemeinsamkeiten, aber auch über die Unterschiede. Im ersten Lehrjahr sind die Inhalte beider Berufe nahezu identisch, danach ändert sich das. Ein entscheidender Unterschied ist, dass die Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik drei Jahre dauert, die zum Fachlageristen dagegen nur zwei.
Ausbildung Fachlagerist/in
Vor 2004 lautete die Berufsbezeichnung für den Fachlageristen noch Handelsfachpacker. In gewisser Hinsicht passt dieser Name auch heute noch, denn es handelt sich um einen Job für Menschen, die „anpacken“ können. Während kaufmännische Azubis meist im warmen Büro oder Verkaufsraum verweilen und viel Schreibtischarbeit erledigen, befassen sich Fachlageristen meist mit körperlich anstrengenden Arbeiten – und das oft in zugigen Lagerhallen oder sogar im Freien.
Die Fachlageristen im Baustoffhandel nehmen beispielweise die Lieferungen der Baustoffindustrie an, prüfen die Ware und erfassen sie elektronisch, kümmern sich um die Entladung der ankommenden Lkw und transportieren die Produkte zu ihrem vorgesehenen Lagerplatz. Der Aspekt des innerbetrieblichen Transports ist besonders bei jungen Männern sicher nach wie vor ein Hauptgrund dafür, dass sie sich für diese Berufsausbildung entscheiden. Fachlageristen sind schließlich diejenigen, die Gabelstapler und andere Flurförderzeuge fahren dürfen!
Waren annehmen, einlagern und versenden
Sind die eingegangenen Waren entladen und geprüft, dann sorgen Fachlageristen für ihre fachgerechte Einlagerung und dokumentieren diese. Außerdem führen sie Inventuren durch und kontrollieren regelmäßig die Beschaffenheit der eingelagerten Güter. Es muss nämlich unbedingt verhindert werden, dass die Warenqualität im Laufe der Zeit Schaden nimmt – etwa durch eine unpassende Luftfeuchtigkeit oder Raumtemperatur oder durch andere Fehler bei der Lagerung.
Doch Fachlageristen beschäftigen sich nicht nur mit der Warenannahme und Einlagerung, sondern auch mit der Warenausgabe. Sie kommissionieren die Produkte für geplante Auslieferungen und Abholungen – das heißt, sie stellen die gewünschten Güter aus dem Lagersortiment zu versandfertigen Einheiten zusammen. Dabei erfüllen sie die Aufträge, die sie zuvor von den kaufmännischen Mitarbeitern des Baustoffhandels erhalten haben. Außerdem verpacken und kennzeichnen sie die Ware fachgerecht und sorgen für die Lkw-Verladung gemäß der einschlägigen Vorschriften zur Ladungssicherung.
Aufstiegschancen

Arbeitswelt Lager: Azubis der Hagebau bei einer Besichtigung des Zentrallagers Schleinitz.
Foto: Kirsten Nijhof
In der Ausbildungsordnung ist ausdrücklich festgehalten, dass Azubis mit bestandener Prüfung zum Fachlageristen ihre Ausbildung anschließend um ein Jahr verlängern können, um auch noch die Berufsausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik zu machen. Dank ihrer Vorbildung haben sie also die Möglichkeit, diesen höheren Abschluss in sehr kurzer Zeit zu erreichen, indem sie einfach in das dritte Ausbildungsjahr einsteigen.
Voraussetzung dafür ist in der Praxis meist ein guter Notendurchschnitt bei der Prüfung. Sicherlich eignet sich nicht jeder Fachlagerist auch für die anspruchsvollere Tätigkeit als Fachkraft für Lagerlogistik. Zwar wird für beide Berufsausbildungen kein bestimmter Schulabschluss vorausgesetzt, aber in der Praxis bilden die Betriebe oft nur solche Bewerber zur Fachkraft für Lagerlogistik aus, die mindestens über einen Realschulabschluss verfügen. Fachlageristen haben dagegen oft nur einen Hauptschulabschluss.
Fachkraft für Lagerlogistik
Wie gesagt: Dieser Beruf beinhaltet eigentlich ganz ähnliche Aufgaben wie der des Fachlageristen. Auch die Fachkraft für Lagerlogistik befasst sich mit der Warenannahme und -ausgabe, mit der Einlagerung und Kommissionierung von Produkten, mit Bestandskontrolle und -pflege. Dazu kommen aber noch weitere planerische und organisatorische Aufgaben. Man kann auch sagen: Die Fachkraft für Logistik packt nicht nur im Lager an, sondern arbeitet auch viel an Schreibtisch und PC.
Sie plant und optimiert zum Beispiel innerbetriebliche logistische Abläufe, entwickelt Tourenpläne, berechnet die günstigste Versandvariante, erstellt Versandpapiere und organisiert den Einsatz der Flurförderzeuge. In vielen Betrieben bearbeiten Fachkräfte für Lagerlogistik auch Zahlungseingänge und Zahlungsausgänge, recherchieren Bezugsquellen für Waren und bestellen diese sogar. Hier gibt es also durchaus Aufgaben-Überschneidungen mit den Berufen Kaufmann/-frau im Großhandel oder Kaufmann/-frau für Spedition und Logistikdienstleistung.
Weiterbildung
Wer eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik macht, hat auch nach dem erfolgreichen Berufsabschluss durchaus weitere Aufstiegschancen. So kann man bei vielen Industrie- und Handelskammern zum Beispiel einen Abschluss im anerkannten Weiterbildungsberuf Meister/in für Lagerwirtschaft machen. Auch Kooperationen wie die Eurobaustoff bieten ähnliche Qualifizierungen an.
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Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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