
Epoxidharz steckt auch in vielen Bodenbeschichtungen. Foto: Deutsche Bauchemie
Epoxidharze: Kritische Marktsituation
Der Industrieverband Deutsche Bauchemie berichtet von einer Verknappung und drastischen Preissteigerung bei den Rohstoffen für die Epoxidharz-Herstellung. Dies habe insbesondere Konsequenzen für die Märkte in Europa. Es bestehe auch die Gefahr, dass die durch bauchemische Unternehmen in Deutschland angebotenen Endprodukte mit Epoxidharzanteilen kaum mehr wettbewerbsfähig sind im Vergleich zu anderen Produktsystemen in den jeweiligen Einsatzbereichen.
Epoxidharze sind reaktive Kunstharze und werden im Bauwesen unter anderem für Bodenbeschichtungen, Klebstoffe, Grundierungen, Abdichtungen und Korrosionsschutz sowie für Betonschutz und -Instandsetzung eingesetzt. Für die jeweilige Anwendung reichert man sie in der Regel mit einem Härter sowie weiteren Füllstoffen, Pigmenten und Additiven an. Durch die Mischung entsteht ein Reaktionsharz, das – je nach Produkt – innerhalb einiger Stunden bis Tage aushärtet.
Für Epoxidharze (EP) beobachtet die Deutsche Bauchemie eine kontinuierlich wachsende Nachfrage, die schon für sich genommen die Preisdynamik befeuere. Insbesondere in Südostasien, und hier vor allem in China, sei ein starker Nachfrageanstieg zu verzeichnen. Daher werden dort produzierte EP-Bestände mittlerweile seltener nach Europa exportiert, zumal es aktuell auch an Containern für den Überseetransport mangelt.
Lieferengpässe und drastischer Preisanstieg
Nach Angaben des Industrieverbands kommt hinzu, dass die Zahl der Produktionsstätten für EP-Rohstoffe begrenzt ist und es zuletzt Störungen oder sogar Ausfälle ganzer Anlagen gegeben habe. All dies habe dazu geführt, dass bauchemische Unternehmen in Deutschland seit einigen Wochen Preise akzeptieren müssen, die mittlerweile mehr als 100 % über dem normalen mittleren Preis liegen. Einige Anbieter hätten sogar ihre Lieferverträge mit europäischen Epoxidharz-Herstellern gekündigt, weil ihnen so gut wie keine Ware mehr zur Verfügung steht.
Die Mitgliedsunternehmen der Deutschen Bauchemie erwarten, dass sie auch im ersten Quartal 2021 weitere extreme Preisforderungen akzeptieren müssen, um überhaupt Lieferungen zu erhalten. Eine Trendwende sei kurzfristig nicht zu erkennen. Angesichts dieser Entwicklung seien Preissteigerungen bei Epoxidharz-Endprodukten absehbar. Die mehr als 130 Mitgliedsunternehmen der Deutschen Bauchemie erwirtschafteten 2019 zusammen einen Umsatz von 8,5 Milliarden Euro. Das entspricht der Hälfte des europäischen Marktvolumens.