RM Rudolf Müller
Tellerdübel für ein WDVS mit Steinwolle-Dämmplatten. Foto: Rockwool

Tellerdübel für ein WDVS mit Steinwolle-Dämmplatten. Foto: Rockwool

Befestigung
08. September 2021 | Artikel teilen Artikel teilen

Sind WDVS-Dübel notwendig?

Bei Wärmedämm-Verbundsystemen werden die Dämmstoffe in der Regel verklebt. Doch in vielen Fällen reicht das nicht aus. So müssen Mineralwolle-Platten stets zusätzlich auch noch gedübelt werden. Beim leichteren Material EPS kann es unter Umständen auch ausreichen, den Dämmstoff nur mit Mörtel an der Fassade zu befestigen. Doch in Abhängigkeit von Faktoren wie Dämmstoffstärke, Windlasten und der Untergrundbeschaffenheit sind auch hier oft WDVS-Dübel notwendig.

Dämmstoffplatten in Wärmedämm-Verbundsystemen (WDVS) bestehen meist aus dem Kunststoff-Hartschaum EPS („Styropor“) oder aus Mineralwolle (Glas- oder Steinwolle). Normale Mineralwolleplatten mit Faserrichtung parallel zum Untergrund sind grundsätzlich mithilfe von Dübeln an der Fassade zu befestigen – zusätzlich zum Kleben. Bei EPS reicht unter gewissen Umständen auch das einfache Verkleben.

EPS: Wann wird gedübelt?

Ob EPS-Platten (expandiertes Polystyrol) zu dübeln sind, hängt unter anderem vom Untergrund und von der Stärke der Dämmstoffschicht ab. Liegt ein ebener, tragfähiger Untergrund vor, was im Neubau in der Regel der Fall ist, und ist das WDVS-Paket nicht zu dick, dann müssen EPS-Dämmstoffe nicht unbedingt gedübelt werden. Das gilt zumindest für die Windlastzonen 1–3.

In Gegenden mit höheren Windlasten und bei einer großen Dämmstoffstärke sind jedoch in vielen Fällen auch bei EPS zusätzliche Dübel fällig. Denn mehr Gewicht bedeutet höhere Zuglasten, die am Haftverbund zwischen Dämmstoff und Außenwand angreifen. Und eine Mörtelschicht allein kann solchen Kräften irgendwann nicht mehr dauerhaft standhalten. Das gilt insbesondere, wenn die Fassade starkem Windsog ausgesetzt ist. In Gebieten mit hohen Windlasten sind deshalb unabhängig vom Plattengewicht normalerweise immer Dübel zu verwenden. Dasselbe gilt bundesweit für WDVS an Hochhäusern.

Die Frage, ob EPS-Platten neben der Verklebung auch gedübelt werden müssen oder nicht, lässt sich letztlich nicht allgemein beantworten. Die Antwort hängt im Einzelfall von vielen Details ab, und nicht zuletzt ist natürlich auch die Herstellerzulassung entscheidend. Denn WDVS sind Systemprodukte, für die Hersteller eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) vorweisen müssen. Diese sollte der Verarbeiter kennen, denn sie enthält meist auch Angaben zur Dübel-Verwendung. So schreiben viele Hersteller für ihre WDV-Systeme generell Dübel vor – auch bei der Verwendung von EPS-Platten.

Besonderheiten bei Sanierungen

Die Dübel werden durch die Dämmplatten hindurch in der Außenwand verankert. Foto: Unternehmensgruppe fischer

Die Dübel werden durch die Dämmplatten hindurch in der Außenwand verankert. Foto: Unternehmensgruppe fischer

Bei der nachträglichen energetischen Sanierung von Altbauten ist der Verzicht auf WDVS-Dübel noch viel seltener möglich. Nicht gedämmte Bestandsfassaden tragen oft schon mehrere Schichten aus Altanstrichen oder Altputzen. Diese sind meist relativ uneben. Auf solchen Oberflächen haftet der Klebemörtel für Dämmplatten mitunter schlecht.

Hinzu kommt, dass die alten Fassadenbeschichtungen ihrerseits oft nicht fest genug auf der Außenwand haften, um ein zusätzlich auf ihnen verklebtes WDVS-Dämmpaket tragen zu können. Grundsätzlich sollte die Haftzugfestigkeit der Beschichtungen dauerhaft mindestens 0,08 N/mm² betragen. Ist dies nicht der Fall – wie häufig bei Sanierungsobjekten –, darf man die Dämmstoffplatten nicht nur oberflächlich verkleben, sondern muss sie zusätzlich mit Dübeln im Außenwandmauerwerk verankern. Das gilt dann grundsätzlich auch für EPS-Platten mit geringem Flächengewicht.

Alternativ kann man natürlich auch den Untergrund aus Altbeschichtungen sanieren und auf diese Weise einen tragfähigen Untergrund herstellen. Doch das ist in vielen Fällen aufwändiger und teurer als die Lösung mit Dübeln. Manchmal sind die Unebenheiten bei alten Fassaden so stark, dass selbst die Kombination aus Kleben und Dübeln nicht ausreicht. Für solche Fälle kann man das WDVS auch an speziellen Metallschienen befestigen, die ihrerseits an die Außenwand gedübelt werden. Bei solchen mechanischen Befestigungssystemen ist dann kein Kleben mehr nötig. Da sie relativ teuer sind, werden sie aber nur eingesetzt, wenn alle anderen Methoden versagen.

Tellerdübel mit Klemmwirkung

Für WDV-Systeme kommen meist so genannte Tellerdübel zum Einsatz. Dabei handelt es sich um nagelartige Befestigungsmittel, die man per Durchsteckmontage verarbeitet. Man bohrt also Löcher durch den Dämmstoff hindurch in die massive Außenwand, in der die Dübel verankert werden. Die Produkte müssen daher – je nach Dämmdicke – über einen entsprechend langen Stiel verfügen. Die flächenbezogene Anzahl der zu verwendenden Dübel ist jeweils den Herstellerangaben zu entnehmen.

Das Funktionsprinzip der Dübel beruht auf ihren tellerförmigen Endstücken, die oberflächenbündig auf der Außenseite der Dämmplatten abschließen und dadurch eine Klemmwirkung erzeugen. Bei manchen Produktsystemen versenkt man die Dübel samt Teller aber auch ein Stückchen in der Dämmung und verschließt das so entstehende Loch an der Plattenoberfläche anschließend mit einer „Dämm-Rondelle“. Dadurch lassen sich Dübel-Abzeichnungen im Außenputz vermeiden.

Injektionsdübel aus Tschechien

Injektionsdübel („Spiral Anksys“) für EPS und Mineralwolle (mit Tellermodul). Grafiken: Ecoraw

Injektionsdübel („Spiral Anksys“) für EPS und Mineralwolle (mit Tellermodul). Grafiken: Ecoraw

Eine besondere Art von WDVS-Dübeln bietet der Hersteller Ecoraw. Das tschechische Unternehmen hat spezielle Injektionsdübel entwickelt, mit denen sich das Verkleben und die Verankerung des Dämmstoffs in einem Arbeitsgang erledigen lassen. Bei den so genannten Spiral Anksys (siehe Foto) handelt es sich um innen hohle Ankerhülsen aus verzinktem Stahldrahtgewebe. Sie werden in die zuvor anzufertigenden Bohrlöcher hineingeschoben, anschließend verfüllt man den Ankerdübel mit einem zum System gehörenden PU-Schaum („Spiral Anksys Foam = SAF“).

Da der Schaum durch die Löcher der siebartigen Ankerhülse hindurchquillt, kommt es nach dem Trocknen des Klebstoffs zu einer festen Verbindung zwischen Injektionsdübel und Dämmstoff beziehungsweise Mauerwerk. Mehr noch: Der SAF dringt auch in die Fuge zwischen Dämmstoff und Mauerwerk ein. Er optimiert damit die Haftung des Dämmstoffs auf der Fassade. Um Missverständnissen vorzubeugen: Zur Fixierung der Dämmplatten auf dem Untergrund kommt auch noch normaler Zementmörtel zum Einsatz. Schließlich müssen die Platten bereits an der Fassade hängen, bevor man die Bohrlöcher anfertigen kann. Doch beim Einsatz der Spiral Anksys wird weniger Klebemörtel benötigt. Einen Teil der „Klebeleistung“ übernimmt ja der Schaum aus den Ankerhülsen.

Nach Angaben von Ecoraw eignen sich die Injektionsdübel für alle Arten von Dämmplatten bis zu einer Stärke von 300 mm. Bei Hartschaumplatten aus EPS oder PUR/PIR genügt in vielen Fällen die Verwendung der einfachen Ankerhülse. Für Mineralwolle-Dämmstoffe und hochbelastete Fassaden – zum Beispiel WDVS mit Keramik- und Steinverkleidungen – sowie für WDVS mit hohem Flächengewicht hat Ecoraw zwei Zusatzmodule entwickelt: das Tellermodul PM70 und das Gewindemodul SM 70. Beide verstärken die Klemmwirkung der Dübel und lassen sich einfach auf die Ankerhülse aufstecken.

Dieser Beitrag ist eine Überarbeitung und Aktualisierung unseres ursprünglichen Artikels „Dübel für die WDVS-Fassade“ von August 2014.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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