
Riemchen können direkt auf die Hintermauer geklebt werden. Foto: Wienerberger/ Jens Krüger
Was sind Verblender?
Fassaden von Wohngebäuden werden meist entweder verputzt oder sie erhalten ein von außen sichtbares Mauerwerk, das aus optisch ansprechenden Steinen besteht. Man spricht dann von Vormauerwerk oder Verblendmauerwerk. Dafür stehen als Baustoffe so genannte Verblender zur Verfügung.
Für unverputztes, sichtbares Mauerwerk gibt es auch den Begriff Sichtmauerwerk. Der ist allerdings nicht auf die Fassade beschränkt. Schließlich gibt es sichtbares Mauerwerk auch auf der Innenraumseite von Außenwänden. Oft handelt es sich dabei einfach um das tragende Hintermauerwerk des Gebäudes, das man aus optischen Gründen unverputzt gelassen und allenfalls noch mit einem Farbanstrich versehen hat. Was man sieht, sind in diesem Fall aber eben die Hintermauersteine und keine Verblender. Von Letzteren spricht man nur im Fassadenbereich. Sichtbares Mauerwerk an der Fassade ist deshalb mit Begriffen wie Vormauerwerk oder Verblendmauerwerk eindeutiger bezeichnet als mit dem allgemeineren Ausdruck Sichtmauerwerk.
Vor- und Hintermauerwerk

Schlanker Klinker-Verblender für zweischaliges Mauerwerk mit Kerndämmung. Foto: Wienerberger / Jens Krüger
Verblendmauerwerk ist unverputztes, an der Fassade sichtbares Mauerwerk. Dafür verwendet man nicht dieselben Baustoffe wie für das Hintermauerwerk. Verblender sind besondere Mauerwerksteine mit speziellen Eigenschaften. Das tragende Hintermauerwerk besteht in der Regel aus Steinen, die tragfähig sind, aber nicht unbedingt besonders schick aussehen. Außerdem müssen sie nicht wetterfest sein. Hintermauersteine sind unverputzt als Sichtmauerwerk für die Fassade nicht geeignet. Dafür gibt es Verblender.
Verblendmauerwerk ist vor allem in Norddeutschland und in Teilen Westdeutschlands sehr verbreitet, während woanders die Putzfassaden dominieren. Am meisten verbreitet sind Verblender aus Tonbaustoffen wie Ziegel und Klinker, es gibt aber zum Beispiel auch Produkte aus Kalksandstein, Naturstein oder aus Betonstein. Die Baustoffindustrie bietet ein umfangreiches Verblender-Sortiment in unterschiedlichsten Farben und Designs für jeden Geschmack.
Verblender werden häufig im so genannten Normalformat verbaut, das 24 cm lang, 11,5 cm breit und 7,1 cm hoch ist. Eine Wand aus solchen Verblendern hat also eine Wandstärke von 11,5 cm. Das ist deutlich weniger als die übliche Stärke von Hintermauersteinen, die meist zwischen 30 und 50 cm liegt. Verblender sind eben nur optisch ansprechende Vormauern, die keine tragenden Funktionen übernehmen müssen.
Allen Verblendern ist gemeinsam, dass sie aus wetterfesten, langlebigen Materialien mit hoher Rohdichte bestehen. Während das Hintermauerwerk heute meist aus poröseren Baustoffen besteht, die dadurch einen Beitrag zur Wärmedämmung des Gebäudes leisten, müssen die Vormauersteine dichter sein, damit sie möglichst wenig Wasser aufsaugen und es im Winter nicht zu Frostschäden kommt.
Einschalige Außenwände

Sichtmauerwerk aus Kalksandstein. Foto: Xella
Wenn die Gebäudehülle aus einschaligem Mauerwerk besteht, dann verwendet man dafür häufig einfache Hintermauersteine, die auf der Fassadenseite verputzt werden. Oder man klebt zwischen tragendem Hintermauerwerk und Außenputz noch Dämmstoffe und realisiert somit ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) – ohne Verblender.
Es gibt aber auch Gebäude, bei denen einschaliges Mauerwerk auf der Fassadenseite durch Verblendersteine geschmückt wird, während dieselbe Mauer auf der Raumseite einfache Hintermauersteine enthält. In solchen Fällen bestehen also die einzelnen Mauerwerkslagen nicht nur aus einem breiten Stein, sondern aus zwei schmalen Steinen, die zudem von unterschiedlicher Qualität sind: Verblender auf der Außen- und Hintermauersteine auf der Raumseite. Dazwischen ergibt sich mitten in der Mauer eine Längsfuge parallel zur Wandebene, die mit Mörtel gefüllt wird. In den übereinanderliegenden Lagen ordnet man diese Längsfugen versetzt an.
Einsatz von Riemchen
Als Alternative zu traditionellen Verblendersteinen verwendet man für einschalige Außenwände auch so genannte Riemchen. Das sind dünne, längliche Platten, die nur 0,5 bis 2,5 cm dick sind und nicht vermauert, sondern einfach auf das Hintermauerwerk geklebt werden. Diese schmückenden Fassadenbekleidungen bestehen in der Regel aus frostbeständigem Ziegel- oder Klinkermaterial. Viele Hersteller schneiden sie einfach aus den Vormauersteinen heraus, die sie ohnehin produzieren. Riemchen können auch für die abschließende Beschichtung eines WDVS eingesetzt werden.
Wichtig bei allen Riemchen-Anwendungen ist, dass die Verklebung auf einem tragfähigen, ebenen Untergrund erfolgt. Je nach Beschaffenheit der Hintermauersteine kann es deshalb unter Umständen notwendig sein, dass der Untergrund noch mit einem ausgleichenden Putz beschichtet wird.
Zweischalige Außenwände
Wenn Verblender bei einschaligem Mauerwerk zum Einsatz kommen, sind sie direkt mit der tragenden Gebäudeaußenwand verbunden. Viel häufiger findet man Verblendmauerwerk aber bei zweischaligem Mauerwerk. Der typische Schichtaufbau solcher zweischaligen Konstruktionen besteht aus der Hintermauer, einer Dämmstoffschicht, einem Hinterlüftungsspalt und der abschließenden, nicht tragenden Vormauer, die mindestens 9 cm dick sein muss.
Zu diesem Schichtaufbau gibt es auch Alternativen, bei denen man auf den Lüftungsspalt und manchmal auch auf die Dämmschicht verzichtet. So kann die Außenschale aus Verblendersteinen auch direkt an die Hintemauer angrenzen – von dieser nur durch eine Putzschicht getrennt. Oder es befindet sich zwischen Verblend- und Hintermauerwerk nur eine Dämmstoffschicht, aber kein Hinterlüftungsspalt.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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