
Jedes Jahr fallen in Deutschland riesige Mengen mineralischer Bauabfälle an. Foto: Grimm
Verwertung mineralischer Bauabfälle
Beim Abriss von Gebäuden oder beim Aufbruch alter Straßenbeläge fallen regelmäßig riesige Mengen Bauschutt sowie Boden- und Steinmaterialien an. Ein Großteil davon ist keineswegs nutzloser Abfall. Zumindest bei den mineralischen Stoffen handelt es sich um wertvolle Rohstoffe für neue Einsatzzwecke. In Deutschland werden mineralische Bauabfälle bereits größtenteils wiederverwertet. Das dokumentiert der neue Monitoring-Bericht „Mineralische Bauabfälle“ der Initiative Kreislaufwirtschaft Bau.
„Mineralische Bauabfälle werden heute nahezu vollständig wiederverwertet und im Stoffkreislauf gehalten“, erläutert Michael Basten, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Baustoffe – Steine und Erden. Dadurch würden Deponien entlastet und Primärrohstoffe geschont. „Über 12 % des Bedarfs an Gesteinskörnungen werden inzwischen durch Recycling-Baustoffe gedeckt“, so Basten.
Zwölfter Monitoring-Bericht
Seit 1996 veröffentlicht die Initiative im zweijährigen Turnus Monitoring-Berichte mit Daten zum Aufkommen und zum Verbleib mineralischer Bauabfälle. Der aktuelle und inzwischen zwölfte Bericht wurde im Januar 2021 veröffentlicht und basiert auf den amtlichen Daten des Jahres 2018. Alle bisherigen Monitoring-Berichte sind unter www.kreislaufwirtschaft-bau.de als kostenloses PDF abrufbar.
Hinter der Initiative Kreislaufwirtschaft Bau stehen sieben baunahe Vereinsorganisationen: der Bundesverband Baustoffe − Steine und Erden (bbs), der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE), die Bundesgütegemeinschaft Recycling-Baustoffe (BGRB), die Bundesvereinigung Recycling-Baustoffe (BRB), der Deutsche Abbruchverband (DA), der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) und der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB).
Hohe Recyclingquoten

Der Wiederverwertungsanteil ist bei allen mineralischen Bauabfällen hoch.
Von den 218,8 Mio. Tonnen ungefährlicher mineralischer Bauabfälle, die 2018 in Deutschland anfielen, wurden laut Monitoring-Bericht 196,3 Mio. Tonnen beziehungsweise etwa 89,7 % einer umweltverträglichen Verwertung zugeführt. In manchen Bereichen ist die Recyclingquote sogar deutlich höher. „So werden im Straßenbau heute etwa 98 % des Aufbruchmaterials verwertet“, sagt René Hagemann-Miksits, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. „Das Material wird praktisch vollständig ortsnah recycelt und als Baumaterial wieder eingebaut. Unsere Unternehmen haben mit großem Erfolg in innovative Gewinnungs- und Recyclingtechnologien investiert.“
Die oben genannten 218,8 Mio. Tonnen mineralischer Bauabfälle im Jahr 2018 setzten sich im Detail wie folgt zusammen: 130,3 Mio. Tonen Boden und Steine (59,6 %), 59,8 Mio. Tonnen Bauschutt wie Beton, Ziegel oder Fliesen (27,3 %), 14,1 Mio. Tonnen Bitumengemische aus Straßenaufbruch (6,4 %), 0,6 Mio. Tonnen Bauabfälle auf Gipsbasis (0,3 %) und 14 Mio. Tonnen sonstige Baustellenabfälle wie etwa Holz, Glas, Kunststoff, Metall und Dämmstoffe (zusammen 6,4 %).
Verwertungsmöglichkeiten
Böden und Steine (Bodenaushub, Baggergut, Gleisschotter) machen mengenmäßig den größten Anteil am jährlichen mineralischen Bauabfall aus. Davon wurden 2018 allerdings nur 10,2 % für die Herstellung von Recycling-Baustoffen genutzt. Den größten Anteil dieses Materials (76 %) verwertet man stattdessen im übertägigen Bergbau und in anderen Maßnahmen (überwiegend im Deponiebau). Der Rest wurde nicht wiederverwertet, sondern entsorgt.
Beim Bauschutt stellt sich die Situation anders dar: Nur 6,1 % davon wurde beseitigt, dagegen wurden 77,9 % der 2018 angefallenen Beton-, Ziegel-, Keramik- und Fliesenabfälle wieder zu neuen Baustoffen recycelt. Bei den hergestellten Recycling-Baustoffen handelt es sich allerdings überwiegend um Schüttgüter, die vor allem im Straßenbau (51,3 %) und im Erdbau (22,2 %) zum Einsatz kamen. Es findet also meist ein Downcycling statt.
Von den Bauabfällen auf Gipsbasis wurden 2018 nur 4,7 % für Recycling-Baustoffe wiederverwertet. 44,9 % dieser mineralischen Abfälle verwertete man stattdessen für den Deponiebau oder im Bergbau. 50,4 % beseitigte man auf Deponien. Ein großer Teil dieser Abfälle wurde also nicht wiederverwertet. Dagegen liegt die Recycling-Quote der sonstigen Baustellenabfälle (Holz, Glas, Kunststoff, Metall, Dämmung) bei 96,9 %.
Etablierte Güteüberwachung

Der 12. Monitoring-Bericht ist Anfang 2021 erschienen und basiert auf Daten von 2018.
Aber birgt die Wiederverwendung mineralischer Bauabfälle, zu denen auch Böden gehören, nicht Gefahren? Können dadurch nicht problematische Schadstoffe in neue Bauvorhaben einfließen? Natürlich ist es wichtig, dass nur geprüftes Recycling-Material wiederverwendet wird. Dafür hat die deutsche Bauwirtschaft bereits 1984 die Bundesgütegemeinschaft Recycling-Baustoffe (BGRB) gegründet.
Die BGRB verleiht und überwacht RAL-Gütezeichen unter anderem für Mineralgemische und Gesteinskörnungen, die aus der Aufbereitung von Bau- und Abbruchmaterial stammen, sowie für Böden, die zur Wiederverwertung aufbereitet werden. „Wir stellen durch unser Gütesiegel sicher, dass hochwertige Recyclingbaustoffe auf dem Markt verfügbar sind, die den hohen Anforderungen des Boden- und Grundwasserschutzes gerecht werden“, sagt Christine Buddenbohm, Geschäftsführerin der Bundesgütegemeinschaft Recycling-Baustoffe, und fügt hinzu: „Nun muss insbesondere die öffentliche Hand diese Materialien bei Ausschreibungen stärker nachfragen.“
R-Beton 2.0
Wir halten fest: Die Recycling-Quoten bei mineralischen Bauabfällen sind mittlerweile sehr hoch, oft findet aber nur ein Downcycling statt. Aus Beton, Ziegeln oder Fliesen entstehen eben meist nur Schüttgüter. Das Schweizer Unternehmen Sika will das ändern und hat daher ein neues Wiederverwertungsverfahren für Altbeton entwickelt. Nach Angaben des Bauchemieherstellers soll es mithilfe des Verfahrens „reCO2ver“ künftig möglich sein, R-Beton herzustellen, dessen Gesteinskörnungen zu 100 % aus Beton-Abbruchmaterial gewonnen wurden.
Das Verfahren beinhaltet die Zerlegung des Altbetons in die Einzelteile Kiesel, Sand und Kalkstein, die dann für neue Betonmischungen wiederverwendbar sind. Positiver Nebeneffekt: Pro Tonne zerkleinertem Beton-Abbruchmaterial sollen rund 60 kg CO2 gebunden werden. Vergleichstests hätten gezeigt, dass der Beton mit recyceltem Inhalt ähnliche Eigenschaften aufweise wie ein völlig neues Produkt. Mithilfe von Zusatzmitteln will Sika außerdem bestimmte Funktionen und Eigenschaften des R-Betons verändern.
„Allein in den fünf größten EU-Ländern fallen jährlich rund 300 Mio. Tonnen Altbeton an“, erläutert Sika-CEO Paul Schuler. „Durch die komplette Rezyklierung können bis zu 15 Mio. Tonnen CO2– Emissionen eingespart werden. Wir sind überzeugt, dass unser neues Verfahren großen Mehrwert bringt, sowohl für unsere Kunden als auch für die Umwelt.“
Dieser Beitrag ist eine Aktualisierung des ursprünglichen Textes „Verwertung mineralischer Bauabfälle“ von April 2019.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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