
Palettenregal beim Baustoff-Fachhändler Linnenbecker in Hannover. Fotos: Grimm
Baustofflager: Paletten- und Kragarmregale
Zu den wichtigsten Funktionen, die der Baustoff-Fachhandel für die Baustoffindustrie übernimmt, gehört die Lagerfunktion. Nur wenn der regional ausgerichtete Handel die Produkte seiner Lieferanten vor Ort tatsächlich bereithält, lassen sich diese überall in Deutschland kurzfristig an die Kunden ausliefern. Die Aufbewahrung der Baustoffe im Händlerlager erfolgt auf speziellen Regalen. Vor allem Paletten- und Kragarmregale sind im Fachhandel weit verbreitet.
Beim klassischen dreistufigen Vertrieb in der Baustoffbranche werden die Waren zunächst vom Herstellerwerk zum Fachhandel geliefert und dort eingelagert. Was der Handel verkauft, ist anschließend vom Lager zum Verwender zu transportieren – etwa zu einer örtlichen Baustelle. Ein Großteil der Baustoffsortimente wird auf Paletten transportiert.
Ware und Palette bilden dabei eine oft lang andauernde Einheit. In vielen Fällen bleibt die Ware bis zur Verarbeitung auf der Baustelle immer auf ein und derselben Palette. Die Baustoffe werden also im Händlerlager mitsamt Palette eingelagert. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass Palettenregale im Baustoff-Fachhandel am stärksten verbreitet sind.
Aufbau von Palettenregalen
Dieser Regaltypus besteht in der Regel aus verschraubten oder verschweißten Stahlprofilen. Beim Einsatz im Freilager wird üblicherweise verzinkter Stahl verwendet. Dabei schützt die äußere Zink-Beschichtung den Stahl vor Regen und Durchrostung. Viele Regalhersteller bieten für den Außenbereich auch überdachte Palettenregale. Die Bedachung besteht häufig aus feuchteunempfindlichen Trapezblechen.
Je nach Einsatzzweck kann der Baustoffhändler Regale mit unterschiedlicher Belastbarkeit erwerben. Hersteller wie Ohra bieten zum Beispiel Produkte für schwere, mittelschwere und leichte Lasten. Für das Freilager sollte man auf besonders stabile Rahmen setzen. Natürlich spielen bei der Auswahl auch die lokal zu erwartenden Windlasten eine Rolle.
Palettenregale verfügen normalerweise über höhenverstellbare Regalfächer. Wobei der Ausdruck „Fächer“ eigentlich irreführend ist. Da ja die Palette selbst bereits eine stabile Unterlage für die Ware bildet, haben die Regalfächer üblicherweise gar keine vollflächigen Böden. Stattdessen stellt man die beladenen Paletten einfach auf den beiden horizontalen Auflageträgern ab, die an ihren beiden Seiten mit dem Regalrahmen verbunden sind. Die Palette übernimmt sozusagen eine Brückenfunktion. Direkt unter ihr befindet sich – weitgehend nichts. Auf den Fotos zu diesem Text kann man das gut erkennen.
Flexibel einsetzbar

Die Paletten lagern nicht auf Fachböden, sondern nur auf zwei Auflageträgern.
Da Palettenregale aus nur wenigen Stahlprofilen konstruiert sind, lassen sie sich schnell und einfach aufbauen. Die Systeme können zudem jederzeit erweitert werden. Nebenbei gesagt: Die Auflageträger sind zwar eigentlich für die Aufnahme von Paletten gedacht, in der Praxis lassen sich aber auch andere großflächige Ladehilfsmittel darauf abstellen – zum Beispiel Gitterboxen.
Baustoff-Fachhändler, die über wenig Lagerfläche verfügen und auf dieser möglichst viele Regale unterbringen wollen, sollten über eine Sonderform der Palettenregale nachdenken: mobile Systeme, die sich räumlich verschieben lassen. Bei diesen Systemen stehen die meisten Regale direkt nebeneinander, ohne dass dazwischen ein dauerhafter Bediengang angeordnet wäre. Im Grunde genauso wie man es auch von den verschiebbaren Bücherregalen in großen Bibliotheken kennt. Nachteil: Will ein Lagermitarbeiter ein bestimmtes Regal ansteuern, dann muss er unter Umständen erst mehrere Regale verschieben, bis am Zielregal ein Gang für den Gabelstapler entstanden ist. Vorteil: Auf minimaler Grundfläche lassen sich so maximal viele Regale unterbringen.
Der Regalexperte Ohra bietet dynamische Palettenregale, die auf verwindungssteife Verfahrwagen montiert sind und sich mittels elektronischer oder manueller Steuerung bewegen lassen. Die Verfahrwagen laufen auf Schienen, die sich nach Herstellerangaben auch in bestehende Böden nachträglich montieren lassen.
Kragarmregale

Kragarmregal beim Baustoff-Fachhändler Bolay in Rutesheim.
Manche Baustoffe sind so sperrig, dass man sie nicht auf genormten Paletten transportieren und lagern kann. Das gilt etwa für lange, stabförmige Materialien wie Entwässerungsrohre, Trockenbau-Profile, Eisenstangen oder Holzbretter. Für die Einlagerung solcher Waren eignen sich daher auch keine Palettenregale. Stattdessen bewahrt man sie meist auf so genannten Kramarmregalen auf.
Ein Kragarmregal besteht aus einem stabilen Ständer mit seitlich auskragenden Armen. Auf diesen Kragarmen kann man insbesondere Langwaren gut ablegen. Auch diese Regale werden in der Regel aus Stahlprofilen hergestellt. Auch hier gibt es verzinkte Varianten für den Außenbereich und auf Wunsch auch Dachkonstruktionen. Die Systeme sind flexibel, leicht aufzubauen, problemlos erweiterbar und es gibt sie – je nach Kundenwunsch – in unterschiedlichsten Höhen, Tiefen und mit unterschiedlicher Tragfähigkeit.
Bei Bedarf kann der Händler einzelne Bereiche des Regals auch mit Fachböden ausstatten, um dort auch mal kleinere Waren ablegen zu können. Auch Kragarmregale gibt es in mobilen Varianten zum Verschieben. Eine Sonderform sind zudem Kragarmregale mit Schrägarmen. In diesem Fall verlaufen die Kragarme nicht parallel zum Lagerboden, sondern sind zum Beispiel in einem 20°-Winkel schräg nach oben geneigt. Vorteil: Legt man zum Beispiele Profile oder Leisten auf diese Kragarme, dann sind die Waren besonders gut gesichert, weil sie automatisch auf dem Schrägarm in die „Mulde“ des jeweiligen Faches rutschen.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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