
Ein Armierungsputz ist eine Putzschicht mit eingebettetem Armierungsgewebe. Foto: Knauf
Was ist Armierungsputz?
Als Putz werden Mörtelprodukte bezeichnet, die zur Beschichtung von Wänden oder Decken dienen. Da ein mehrschichtiger Auftrag üblich ist, unterscheidet man Unterputze und Oberputze. Ein Armierungsputz ist im Grunde nichts anderes als ein armierter Unterputz. Er besteht aus Mörtel mit einem eingebetteten Armierungsgewebe. Am bekanntesten ist der Einsatz bei WDV-Systemen, doch auch in anderen Bereichen spielt Armierungsputz eine Rolle.
Viele Hersteller verkaufen Spezialprodukte unter Bezeichnungen wie „Armierungsputz“ oder „Armierungsmörtel“. Derartige Begriffe bezeichnen allerdings kein genormtes Produkt. Denn es gibt keine Norm, die festlegt, aus welchen Bestandteilen ein Armierungsputz zu bestehen hat oder welche genauen Eigenschaften er haben muss. In der Praxis kommen tatsächlich unterschiedlichste Putzmischungen als Armierungsputze zum Einsatz.
Natürlich hat der Armierungsputz eines konkreten Herstellers immer eine bestimmte Zusammensetzung. Man darf annehmen, dass diese auf das jeweilige Produktsystem des Herstellers abgestimmt ist, dass der Putz also zum Beispiel so hergestellt wird, dass eine besonders feste Verbindung zum Armierungsgewebe gewährleistet ist. Ein genormtes „Universalrezept“ für Armierungsputz gibt es aber nicht. Eine allgemeine Definition für Armierungsputz kann daher nur lauten, dass es sich um eine Putzschicht mit eingebettetem Armierungsgewebe handelt.
Funktion des Armierungsgewebes
Das Armierungsgewebe hat eine ähnliche Funktion wie die Bewehrungsmatten bei Stahlbeton. Es nimmt Spannungskräfte auf, die auf die Putzschichten wirken und vermindert dadurch das Risiko von Rissen im Oberputz. Der Risswiderstand des gesamten Putzaufbaus erhöht sich dadurch. Die Putzschichten werden insgesamt stabiler. Auch beim Armierungsmörtel selbst verwenden die Hersteller in der Regel Rezepturen, die eine hohe Zugfestigkeit des Materials garantieren.
Armierungsputz-Schichten sind für die Anwendung als Unterputz konzipiert. Sie werden also normalerweise noch mit einem Oberputz beschichtet und müssen daher keine Sichtputz-Qualitäten aufweisen. Im Allgemeinen ist ein Armierungsputz also ein armierter Unterputz. Er nimmt zum Beispiel thermische Spannungen auf, die auf den Putzaufbau wirken, und dient zugleich als Putzgrund für den Oberputz.
Anwendung bei WDVS
Die wohl bekannteste Anwendung für Armierungsputz ist die Armierungsschicht eines Wärmedämmverbundsystems (WDVS). Diese Unterputz-Schicht wird normalerweise direkt auf den Dämmstoff aufgebracht. Grundsätzlich lässt sich Armierungsputz aber auch als zusätzliche, armierte Putzlage zwischen einem Unterputz und einem abschließenden Oberputz verarbeiten. In jedem Fall sollte der verwendete Armierungsmörtel auf das jeweilige WDV-System abgestimmt sein. Näheres dazu ist den Herstellerhinweisen zu entnehmen.
Um die WDVS-Armierungsschicht herzustellen, wird meist ein kunststoffummanteltes Glasfasergewebe in den noch frischen Putzmörtel eingebettet. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es auch andere Gewebearten gibt sowie darüber hinaus auch Mörtelmischungen, die lose Armierungsfasern beinhalten. Die meisten WDV-Systeme setzen heute aber auf kunststoffummantelte Glasfasergewebe, da sie leicht zu verarbeiten, sehr robust und langlebig sowie alkalibeständig sind.
Zur Herstellung der Armierungsschicht trägt der Verarbeiter zunächst eine dünne Lage Mörtel auf. Mörtel und Dämmstoff sollten aufeinander abgestimmt sein, sodass sie sich an den Kontaktoberflächen fest ineinander verkrallen. In die erste Putzlage legt man dann das Gewebe ein und drückt es mithilfe der Glättkelle leicht an, sodass es in den Armierungsmörtel „versenkt“ wird. Anschließend wird nass-in-nass eine zweite Schicht Armierungsputz aufgetragen.
WDVS-Innovation von Weber

Beim WDV-System „Weber Therm Circle“ lässt sich die Putzschicht mitsamt Armierungsgewebe später einfach vom Dämmstoff abziehen. Foto: Saint-Gobain Weber
Eine interessante Neuerung im Bereich der WDVS-Verarbeitung hat Saint-Gobain Weber auf der Messe BAU 2019 vorgestellt. Der Hersteller präsentierte in München ein rückbaubares WDV-System, bei dem unter der Armierungsschicht noch eine so genannte Separationsschicht aufgebracht wird. Ein Detail mit großer Wirkung: Durch die Separationsschicht des neuen Systems „Weber Therm Cycle“ lässt sich nämlich der gesamte Putzaufbau im Falle eines späteren WDVS-Rückbaus ganz einfach von der Dämmstoffebene abziehen (siehe Foto).
Nach Angaben von Weber kann man alle Komponenten des neuartigen WDV-Systems (Dämmstoff, Dübel, Armierungsgewebe und mineralische Putzmörtel) sortenrein trennen. Die Mineralwolle-Dämmplatten werden ohne Klebemörtel – nur mit Schraubdübeln – auf dem Mauerwerk befestigt. Für die Separationsschicht unter der Armierungsschicht wurde ein eigener Separationsmörtel entwickelt. Auch in diese Schicht wird ein Gewebe eingelegt. Dieses Gewebe kann beim Rückbau zum Beispiel von einer Baggerschaufel gegriffen werden und lässt sich dann bahnenweise mitsamt dem Putz sauber abziehen.
Vielfältige Einsatzbereiche
Armierungsputz ist nicht auf WDVS-Fassaden beschränkt. Auch im Innendämmbereich spielt er eine Rolle. So werden zum Beispiel Mineraldämmplatten meist mit armiertem Kalkputz beschichtet. Diese Schicht muss man dann nur noch mit einer diffusionsoffenen Wandfarbe streichen.
In Putz eingebettete Armierungsgewebe findet man zudem nicht nur auf Dämmstoffuntergründen. Sie sind beispielsweise auch bei verputzten Wandheizungen üblich oder bei Unterputzen, die direkt auf hoch wärmedämmenden Baustoffen verarbeitet werden. Sie dienen zudem in vielfältiger Weise zur Verstärkung von Kantenbereichen – etwa in den Eckbereichen von Fenster- und Türöffnungen. Auch an Putzprofilen sind oft Armierungsgewebe angebracht, um diese stabiler in die Putzschicht zu verankern.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
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