
Der Kniestock verbindet Außenwände und Dachstuhl. Foto: Xella
Was ist ein Kniestock?
Gebäude mit Steildach verfügen oft über einen so genannten Kniestock. Das Bauteil verbindet die Außenwände mit dem Dachstuhl und sorgt für eine bessere Statik, indem es äußere Zugkräfte aufnimmt. Seine Höhe beeinflusst zudem das Raumvolumen und die nutzbare Fläche im Dachgeschoss. Die Begriffe Kniestock und Drempel werden oft synonym verwendet – was aber irreführend ist.
Der Kniestock ist eine Fortsetzung der Gebäudeaußenwand oberhalb des Dachbodens und dient als Auflage für das Steildach. Nicht alle geneigten Dächer verfügen allerdings über einen Kniestock. Die Balken des Dachstuhls können auch direkt auf der obersten Geschossdecke aufliegen. Dann ist der Dachraum allerdings meist von geringer Höhe. Und auch die nutzbare Fläche ist kleiner als beim Vorhandensein eines Kniestocks, der ja das Dach als Ganzes anhebt und somit den Abstand zwischen Dachboden und Dach vergrößert.
Typische Konstruktionsweise

Gemauerter Kniestock unter dem Dach einer alten Brauerei. Foto: Rockwool
Der Kniestock wird häufig mit Mauersteinen errichtet, kann aber auch aus (Stahl-)Beton gegossen beziehungsweise aus Betonfertigteilen gebaut werden. Er befindet sich auf beiden Traufseiten des Daches, beginnt auf der obersten Geschossdecke und endet dort, wo die Außenwand an die Dachfläche stößt.
Streng genommen liegt das Dach nicht direkt auf dem Kniestock, sondern auf einem hölzernen Auflagerbalken, der so genannten Fußpfette (siehe Grafik). Dieser waagerechte Längsträger wiederum ist auf der obersten Steinreihe des Kniestocks befestigt. Bei Steildächern ohne Kniestock liegt die Fußpfette dagegen direkt auf der obersten Geschossdecke auf.
Bei einem gemauerten Kniestock wird die oberste Reihe in der Regel als Stahlbeton-Ringanker ausgeführt. Mauerwerkhersteller bieten dafür U-förmige-Schalungssteine an, in die sich eine Stahlbewehrung einlegen lässt und die man anschließend mit Frischbeton verfüllen kann. Als horizontal in der Wandebene liegendes Bauteil nimmt der Ringanker äußere Zugkräfte auf. Das können zum Beispiel Winde sein, die auf das Dach oder die Gebäudeaußenwand einwirken, oder auch Verformungskräfte im hölzernen Dachstuhl, resultierend aus Frosteinwirkung oder starker Sonneneinstrahlung.
Kniestockhöhe
Je höher der Kniestock, umso mehr Platz – und damit umso mehr potenziellen Wohnraum – gibt es unter dem Steildach. Dieser Zusammenhang gilt natürlich nur bei gleichbleibender Dachneigung. Oder anders ausgedrückt: In einem Dachboden mit relativ hohem Kniestock kann man sich dennoch den Kopf stoßen, wenn die Dachflächen sehr flach geneigt sind. Umgekehrt kann ein Dachraum mit niedrigem oder auch ganz fehlendem Kniestock trotzdem eine beachtliche Höhe erreichen, wenn die Dachflächen besonders steil ansteigen.
In Deutschland sind Steildächer mit einer Dachneigung von 45 Grad weit verbreitet. Zusammen mit einem Kniestock von 40 bis 80 cm Höhe garantiert das ausreichend Kopffreiheit und eine gute Nutzbarkeit der vorhandenen Raumfläche. Übrigens ist es Bauherren in Deutschland oft gar nicht freigestellt, ob und wie sie in ihrem Gebäude einen Kniestock errichten. In vielen kommunalen Bebauungsplänen wird nämlich die Höhe des Kniestocks ausdrücklich vorgeschrieben!
Dachaufstockungen
Wie oben schon erwähnt: Je höher der Kniestock, umso mehr Platz unterm Dach. Deshalb spielt der Kniestock auch oft bei Dachaufstockungen eine Rolle. Haben Altbauten ein geneigtes Dach, das baulich noch gut in Schuss ist, lässt sich zusätzlicher Wohnraum nämlich relativ einfach durch eine Kniestockerhöhung realisieren. Dabei hebt man das Altdach mit speziellen Hydraulik-Pumpen oder per Kran an. Anschließend mauert man den Kniestock zu der gewünschten Höhe auf und verbindet anschließend wieder Dach und Gebäude.
Was ist ein Drempel?

Ein Drempel ist eine senkrechte Verkleidung unterhalb der Dachschräge. Grafik: Knauf
Es ist verwirrend: Die Begriffe Kniestock und Drempel werden – auch von Fachleuten – teilweise wie Synonyme behandelt, teilweise stehen sie aber auch für zwei unterschiedliche Bauteile im Steildach. Gemeinsam ist Kniestock und Drempel auf jeden Fall, dass es sich um kleine „Wände“ handelt, die senkrecht auf der obersten Geschossdecke fußen und mit ihrem oberen Ende bis zur geneigten Dachfläche reichen.
Definiert man allerdings den Kniestock – wie in diesem Beitrag – als Fortsetzung der Gebäudeaußenwand oberhalb des Dachbodens, dann macht es keinen Sinn, den Begriff synonym mit Drempel zu verwenden. Zumindest dann nicht, wenn man unter einer Drempel-Konstruktion eine senkrechte Verkleidung unterhalb der Dachschräge versteht, die sich eben nicht über der Außenwand befindet, sondern ein Stück weiter im Innenraum (siehe Grafik).
Bei einem solchen Dach mit Drempel liegen die Dachbalken direkt auf der Geschossdecke auf. Anders als der Kniestock in der hier verwendeten Definition sorgt ein solcher Drempel nicht für eine Anhebung des Dachstuhls. Stattdessen verkleinert er sogar die nutzbare Wohnfläche unterm Dach. Der Drempel kann allerdings auch über Öffnungsluken verfügen. Dann lässt sich der Raum hinter der Verkleidung als Stauraum nutzen.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
Früher waren Dachgauben Standard zur Belichtung und Belüftung von Dachgeschossen. Mit dem Siegeszug des „liegenden“ Dachflächenfensters in der zweiten Hälfte...
mehr »
Geneigte Dächer haben meist eine hölzerne Unterkonstruktion – auch Dachstuhl genannt. Dieser dient als Tragwerk für Dachpfannen, Dämmstoffe und die...
mehr »
Bei Gründächern unterscheidet man Extensiv- und Intensivbegrünungen. Irgendwo dazwischen liegt das so genannte Biodiversitätsgründach. Dabei handelt es sich um eine...
mehr »