
Die neue Unterdeckbahn Delta-Maxx Plus wurde erstmals auf der Dach + Holz 2020 präsentiert. Foto: Dörken
Woraus bestehen Unterdeckbahnen?
Bei gedämmten Steildächern schützt man Dämmstoffe und Dachtragwerk heute meist durch Unterdeckbahnen. Diese bilden eine zweite wasserführende Ebene unterhalb der äußeren Dacheindeckung. Doch Unterdeckbahn ist nicht gleich Unterdeckbahn. Es gibt verschiedene Varianten.
Unterdeckbahnen – man spricht auch von Unterdeckungen – sind bei unbelüfteten Warmdächern heute Standard. Man verlegt sie zum Beispiel auf den Platten einer Aufsparrendämmung. Ist das Dachtragwerk (Dachstuhl) nur mit einer Zwischensparrendämmung isoliert, erfolgt die Verlegung direkt auf den Dachsparren. Auf der Innenraumseite des Dämmpakets ist zudem eine Dampfbremse zu montieren.
In jedem Fall ist es zwingend notwendig, dass Wasserdampf, der aus dem Innenraum in die Dämmstoffebene diffundiert, nach außen entweichen kann. Deshalb sind Unterdeckbahnen stets diffusionsoffen. Das ist der wesentliche Unterschied zu klassischen Unterspannbahnen (Unterspannung), die früher als Standard für ungedämmte Dächer zum Einsatz kamen und die eben nicht nur regen-, sondern auch dampfdicht waren.
Kunststofffaservliese
Unterdeckbahnen bestehen üblicherweise aus zusammenhaftenden Kunststofffasern – zum Beispiel aus Polyethylen. Es handelt sich also um Vliese. Gleichwohl gibt es Produktunterschiede. Die Bahnen unterscheiden sich zum Beispiel in Sachen Stärke und Gewicht. Auch kommen unterschiedliche Kunststoffe zum Einsatz.
Darüber hinaus ist auch der Aufbau der Unterdeckungen meist komplexer als es von außen betrachtet erscheint. Bahnen, die durch und durch nur aus einem einheitlichen Vliesmaterial bestehen, sind nämlich eher die Ausnahme. Manche Produkte sind zusätzlich ein- oder beidseitig beschichtet. Andere wiederum haben einen mehrschichtigen Aufbau und verfügen im Kern über so genannte Funktionsmembrane, die wiederrum beidseitig mit normalen Vliesen verschweißt oder verklebt sind.
Mehrschichtige Bahnen

Diese dreilagige Unterdeckbahn besteht aus einer mikroporösen Membran, beidseitig geschützt von Polypropylen-Vliesen. Foto: Wienerberger/Koramic
Bei den mehrschichtigen Unterdeckungen mit mittiger Funktionsmembran unterscheidet man zwei Varianten. Die Membranschicht im Kern der Bahn besteht entweder aus einem mikroporösen oder aus einem monolithischen Film. Diese Funktionsschichten der Unterdeckungen werden beidseitig durch Vliesschichten geschützt.
Ein Kern aus mikroporösem Film enthält viele kleine Poren („mikro“), durch die Wasserdampf sehr leicht per Luftaustausch „hindurchschlüpfen“ kann. Monolithische Filme sind dagegen ganz und gar nicht „löchrig“. Im Gegenteil: Ihre innere Struktur ist besonders dicht – „aus einem Stück bestehend“ (monolithisch). Es handelt sich um geschlossenzellige Membrane. Da diese über keinerlei Poren verfügen, bieten sie einen besonders hohen Feuchtigkeitsschutz. Selbst kleinste Wassertropfen, wie sie bei Schlagregen vorkommen, dringen nicht durch diese Membrane.
Trotzdem lassen auch monolithische Unterdeckbahnen Wasserdampf durch. Der Transport von Wasserdampf erfolgt aber nicht, wie bei den mikroporösen Membranen, durch Luftaustausch, sondern – ganz ohne äußere Einwirkung – durch natürliche Diffusion. Dieses physikalische Prinzip sorgt überall in der Natur für einen Ausgleich von Konzentrationsunterschieden. Es wird auch dann wirksam, wenn auf den beiden Seiten eines Bauteils – oder einer Membran – unterschiedlich hohe Wasserdampfdrücke herrschen.
Beschichtete Bahnen

Diese beschichtete Bahn garantiert Regensicherheit sogar für flache Dächer bis zur Mindestdachneigung von 10°. Foto: Braas
Bei der neuesten Generation von Premium-Unterdeckungen findet man die mittigen Funktionsmembrane nicht mehr. Stattdessen verfügen diese Produkte über ein hydrophobiertes Polyestervlies im Kern, das beidseitig mit thermoplastischem Polyurethan (PU) beschichtet wird. Man spricht auch von TPU-Beschichtungen. Es sind diese äußeren Beschichtungen, die bei den neuen Bahnen als monolithische Funktionsschichten wirken.
Ein Beispiel für eine solche Unterdeckung mit TPU-Beschichtung ist die Bahn Divoroll Premium WU von Braas (Foto). Nach Angaben des Herstellers ist sie nicht nur wasserdicht, bei gleichzeitiger Diffusionsoffenheit, sondern auch besonders reißfest und widerstandsfähig. Die Regensicherheit der Bahn gilt laut Braas sogar für extrem flach geneigte Dächer bis zur Mindestdachneigung von 10°. Die Unterdeckung kann zudem bis zu sechs Monate als Behelfsdeckung dienen. So lange darf man sie also auf der Baustelle einer freien Bewitterung aussetzen – ohne Schutz durch die abschließende Dachpfannen-Eindeckung.
Messeneuheit von Dörken
Auch die meisten Unterdeckbahnen des Herstellers Dörken sind heute TPU-beschichtet. Auf der diesjährigen Messe Dach + Holz präsentierte das Unternehmen zum Beispiel das neue Produkt Delta-Maxx Plus (Foto ganz oben). Diese Bahn ist auf ihrer Oberseite mit einem gummiartigen, extrem widerstandsfähigen PU-Funktionsfilm beschichtet, der maximalen Schutz vor äußerer Witterung bietet. Die Wassereinwirkungsklasse W1 nach DIN 18533 wird laut Hersteller um den Faktor 100 überschritten.
Eine Besonderheit der neuen Dörken-Unterdeckung betrifft die Bahnunterseite, also die im Normalfall auf dem Dachdämmstoff aufliegende Seite. Diese ist nicht TPU-beschichtet. Stattdessen befindet sich auf der Unterseite ein „hochreißfestes PES-Spezialvlies“ (Polyester), das pro Quadratmeter bis zu ein Liter Wasserkondensat aus dem Innenraum aufnehmen und kontrolliert wieder nach oben (ins Freie) abgeben kann. Nach Angaben von Dörken handelt es sich bei Delta-Maxx Plus und dem Vorgängermodell Delta-Maxx um die ersten Unterdeckbahnen in Deutschland mit einer solchen „Feuchtespeicherfläche“.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
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