RM Rudolf Müller
Der Name spricht für sich: Poroton-Ziegel sind viel poröser als klassische Backsteine. Foto: Wienerberger / Jens Krüger

Der Name spricht für sich: Poroton-Ziegel sind viel poröser als klassische Backsteine. Foto: Wienerberger / Jens Krüger

Fassade und Massivbau
07. Februar 2019 | Artikel teilen Artikel teilen

Was sind porosierte Ziegel?

Mauerwerkziegel mit integriertem Dämmstoff haben sich im Wohnungsbau etabliert. Die Industrie brachte in den letzten 20 Jahren Produkte mit unterschiedlichsten Dämmfüllungen auf den Markt. Dabei ist eins fast in Vergessenheit geraten: Moderne Lochziegel für das Hintermauerwerk bieten auch ganz ohne Dämmstoffe bereits eine gute Wärmedämmung. Schließlich handelt es sich um porosierte Ziegel.

Der Siegeszug der dämmstoffgefüllten Ziegel begann um die Jahrtausendwende. Doch schon einige Jahrzehnte zuvor war die Baustoffindustrie auf die Idee gekommen, die Wärmedämmung von Mauerwerkziegeln zu erhöhen, indem sie das Ziegelmaterial selbst porosierte – also mit Luftporen versah. Erfunden hat dieses Verfahren bereits 1961 der schwedische Ingenieur Sven Fernhoff. In Deutschland wurden die ersten porosierten Lochziegel Ende der 1960er-Jahre unter dem Markennamen „Poroton“ verkauft. Heute stehen hinter dem Markenverband „Deutsche Poroton“ die beiden Hersteller Wienerberger und Schlagmann Poroton.

Vom Backstein zu Poroton

Klassische Backsteine: Diese Vollsteine haben eine deutlich höhere Rohdichte als porosierte Ziegel. Foto: Pixabay

Klassische Backsteine: Diese Vollsteine haben eine deutlich höhere Rohdichte als porosierte Ziegel. Foto: Pixabay

Ziegel sind ein Jahrtausende alter Baustoff, der auf dem Rohstoff Ton basiert. Doch bis zur Entwicklung der Poroton-Produkte war das Material alles andere als porös. Bei den traditionellen Backsteinen handelt es sich vielmehr um dichte Vollsteine mit geringem Luftporenanteil und gar keinen Lochbildern. Entsprechend sind diese Wandbildner zwar sehr druckfest und bieten einen ausgezeichneten Schallschutz, sie erfüllen aber nicht die modernen Wärmedämmanforderungen.

Folgerichtig kommen Backsteine beim heutigen Hausbau für die Errichtung des Hintermauerwerks nicht mehr zum Einsatz. Stattdessen verwendet man porosierte Lochziegel – wahlweise mit oder auch ohne Dämmstofffüllung. Der zusätzliche Dämmstoff verbessert insbesondere den Schallschutz der Steine. Außerdem erhöht sich dadurch die Druckfestigkeit der Lochziegel, die meist nur über sehr dünne Stege verfügen.

Dichte, nicht poröse Ziegelsteine kommen dagegen heute nur noch als Klinker oder Klinkerriemchen für die äußere Fassadenbeschichtung (Verblender) sowie für die Gestaltung von Pflasterflächen im Garten- und Landschaftsbau zum Einsatz. Vor allem in Norddeutschland sind solche Klinker weit verbreitet. Es handelt sich um Tonziegel, die besonders heiß gebrannt wurden. Bei 1.200°C kommt es zur Sinterung des Ziegels, wodurch sich die vorhandenen Luftporen im Material komplett verschließen.

Herstellung porosierter Ziegel

Moderner Klassiker: Porosierte Ziegel mit Dämmstofffüllung sorgen nicht nur für Wärme-, sondern auch für Schallschutz. Foto: Deutsche Poroton

Moderner Klassiker: Porosierte Ziegel mit Dämmstofffüllung sorgen nicht nur für Wärme-, sondern auch für Schallschutz. Foto: Deutsche Poroton

Bei porosierten Ziegeln ist das Gegenteil gefragt: Sie sollen möglichst viele Luftporen enthalten. Rein optisch wirken diese Ziegel dadurch weniger edel als Klinker, außerdem sind sie natürlich nicht wasserfest, da die Poren Flüssigkeiten aufsaugen können. In der Praxis macht das aber nichts, da porosierte Ziegel ja nur für das Hintermauerwerk zum Einsatz kommen. Dort sind sie nicht sichtbar und auch nicht der Witterung ausgesetzt.

Ziegelsteine bestehen im Wesentlichen aus Ton, Lehm, Sand und Wasser. Um den Poreneffekt bei den Poroton-Ziegeln zu erzeugen, fügen die Hersteller der Rohstoffmasse Zusatzstoffe wie EPS-Kügelchen, Sägespäne oder Papierfasern hinzu. Diese Luftporenbildner verbrennen vollständig im Ziegelofen, hinterlassen dabei aber die gewünschten, mit Luft gefüllten Mikroporen im Material. Die so behandelten Ziegel sind wesentlich leichter als Backsteine – ihre Rohdichte liegt unter 1000 kg/m3 – und sie haben eine geringere Wärmeleitfähigkeit. Letztere hängt allerdings nicht nur vom Porengehalt ab, sondern auch von der jeweiligen Gestaltung des Ziegel-Lochbildes.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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