RM Rudolf Müller
Diese Mauerwerkziegel sind mit EPS-Perlen gefüllt. Foto: Joma Dämmstoffwerk GmbH

Diese Mauerwerkziegel sind mit EPS-Perlen gefüllt. Foto: Joma Dämmstoffwerk GmbH

Dämmstoffe
06. Dezember 2018 | Artikel teilen Artikel teilen

Ziegel-Mauerwerk: EPS-Perlen als Füllung

Über gefüllte Ziegel haben wir bereits im Beitrag „Welche Dämmstoffe gibt es in Mauerwerksteinen?“ informiert. Als Beispiele wurden dort Hohllochziegel vorgestellt, deren Lochkammern mit Perlit, Mineralwolle oder Holzfaser gefüllt sind. Doch es gibt auch moderne Ziegelsteine mit EPS-Füllung.

Bei expandiertem Polystyrol-Hartschaum (EPS) im Bauwesen denkt man vor allem an die Platten zur Fassadendämmung. Diese werden als Bestandteil eines Wärmedämmverbundsystems (WDVS) von außen auf gemauerte Außenwände geklebt. EPS („Styropor“) ist vergleichsweise günstig und nicht zuletzt deshalb der in Deutschland am häufigsten verbaute Fassadendämmstoff. Daran hat auch die anhaltende Kritik am Brandverhalten des Materials nicht grundsätzlich etwas geändert.

Als Massendämmstoff an der Fassade ist EPS also omnipräsent. Als Füllmaterial für Mauerwerkziegel ist der Hartschaum dagegen weniger bekannt. Die Baustoffindustrie bietet zwar schon seit knapp 20 Jahren gefüllte Ziegel. Sie bieten einen hohen Wärme- und Schallschutz und erfüllen die Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) auch ohne Zusatzdämmung an der Fassade. Als Füllungen dominieren aber die Dämmstoffe Perlit und Mineralwolle. In den letzten Jahren sind zudem Ziegel mit Holzfaserfüllung hinzugekommen.

Kunststoffperlen in Steinen

Zwar gibt es auch schon seit Längerem Mauerwerksteine mit Hartschaumfüllung, allerdings für Mauerwerk aus Leichtbeton, nicht für Ziegelprodukte. Bei Bimssteinen und anderen Leichtbetonprodukten besteht die Füllung zudem in der Regel aus Polyurethan-Hartschaum, seltener wird auch der Hochleistungsdämmstoff Resol-Hartschaum verwendet. Noch seltener hatte man bisher von Mauerwerksteinen mit EPS-Füllung gehört, weder bei Ziegel- noch bei Leichtbetonprodukten.

Doch seit 2012 gibt es ein solches Produkt. Der bayerische Hersteller ZMK (Ziegelsysteme Michael Kellerer) brachte damals seine „X-Serie“ auf den Markt. Dabei handelt es sich um Mauerwerkziegel, in deren Lochkammern sich EPS befindet. Das Füllmaterial dieser patentierten Produkte wird in Form loser EPS-Perlen vom Allgäuer Dämmstoffhersteller Joma zur Verfügung gestellt.

Natürlich ist das verwendete EPS (Joma-Markenname: „Air Por“) frei von dem seit 2015 verbotenen Flammschutzmittel HBCD. Stattdessen enthält das Material das neue Flammschutzmittel Polymer-FR. Hintergrund: Reiner Polystyrol-Hartschaum wird nur als „normal entflammbar“ eingestuft (Baustoffklasse B2), erst durch die Beimischung von Flammschutzmitteln wird er „schwer entflammbar“ (Baustoffklasse B1). Dadurch dass die EPS-Perlen im Ziegelmauerwerk eingeschlossen sind, ist die Brandgefahr aber ohnehin erheblich eingeschränkt, da in dem geschlossenen System die Sauerstoffzufuhr weitgehend unterbunden wird.

Diffusionsoffen und recyclingfähig

Produktion der EPS-gefüllten Ziegel beim bayerischen Hersteller Kellerer. Foto: ZMK

Produktion der EPS-gefüllten Ziegel beim bayerischen Hersteller Kellerer. Foto: ZMK

Die EPS-Perlen werden für die Steine von ZMK zwar lose angeliefert, eignen sich in dieser Form aber natürlich noch nicht für die Verfüllung der Hohllochziegel. Einzelperlen, die nicht irgendwie zusammengehalten werden, könnten schließlich sehr leicht wieder aus den Lochkammern herausrieseln. ZMK verarbeitet die Perlen daher zu zusammenhängenden Stecklingen, die man an die Form der Lochkammern anpasst.

Dabei kommen aber keine chemischen Bindemittel zum Einsatz. Nach Angaben des Herstellers weiten sich die Air-Por-Perlen allein durch eine Behandlung mit heißem Wasserdampf aus und verzahnen sich dabei zu Keilen. Die aus diesem Material hergestellten Stecklinge sitzen fest genug in der Lochkammer, um nicht gleich wieder herauszufallen. Sie sind aber nicht fest mit dem Ziegel verbunden und lassen sich von diesem ohne größeren Aufwand wieder trennen. Das ermöglicht später ein sortenreines Recycling der Materialien.

ZMK weist zudem darauf hin, dass die gefüllten Ziegel dauerhaft wasserabweisend, schnell trocknend und diffusionsoffen seien. Das ist eine gute Voraussetzung für schimmelfreie Außenwände, die eine gute Feuchteregulierung ermöglichen. „Die Ziegel unserer X-Serie bieten selbst Überschwemmungen und Wasserrohrbrüchen Paroli und können sogar bei Regen verarbeitet werden“, betont Geschäftsführer Michael Kellerer.

Hoher Wärme- und Schallschutz

Die Ziegel mit Air-Por-Füllung erreichen nach Angaben des Herstellers gute Wärme- und Schallschutzwerte. So bietet beispielsweise das Modell „ZMK X6,5“, das sich zum Bau von Ein- und Mehrfamilienhäusern eignet, bei einer Steinstärke von 36,5 cm einen Schallschutzwert von 49,5 dB sowie einem U-Wert von nur 0,17 W/m2K.


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Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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