
Hässliche Ausblühungen an einer Wand aus Ziegelsteinen. Foto: Pixabay
Bauschäden: Was sind Ausblühungen?
Viele Bauwerke sehen oft schon kurz nach ihrer Errichtung nicht mehr so schön aus wie zu Beginn. An der Oberfläche mineralischer Baustoffe bilden sich nämlich schnell schleierartige oder fleckige Beläge. Die meist weißen Ablagerungen werden als Ausblühungen bezeichnet. Unser Beitrag erklärt, was das ist.
Ausblühungen treten bei praktisch allen mineralischen Baustoffen auf. Man sieht sie beispielsweise sehr häufig an den Oberflächen von Betonbauteilen, aber auch auf Ziegel- und Putzfassaden, auf Natursteinen oder bei Pflastersteinen sind sie oft zu beobachten. Die gute Nachricht: Die Beläge stellen für viele Bauherren zwar ein optisches Ärgernis dar, sie sind selbst aber unschädlich und beeinträchtigen jedenfalls nicht die technischen Eigenschaften des Bauteils. Sie lassen sich zudem wieder entfernen.
Allerdings deutet die Existenz von Ausblühungen darauf hin, dass die betroffenen Baustoffe feuchtebelastet sind. In vielen Bereichen, etwa bei Pflastersteinen, ist das praktisch nicht zu vermeiden und auch nicht weiter schlimm. Treten Ausblühungen dagegen an Wandoberflächen auf, empfiehlt es sich zu prüfen, ob das Mauerwerk vielleicht zu feucht ist. Dann sollte man Gegenmaßnahmen in Betracht ziehen, etwa eine Horizontalsperre, um die weitere Feuchtezufuhr zu stoppen, oder den Auftrag eines Sanierputzes zur Entfeuchtung des Mauerwerks.
Salz auf der Baustoff-Haut
Bei den Ausblühungen handelt es sich um Bestandteile der Baustoffe, die durch Feuchtigkeit „ausgewaschen“ und bis an die Bauteiloberfläche transportiert wurden. Dort bleiben sie als hässlicher Belag zurück, wenn das Wasser verdunstet. Man kann auch sagen, dass die Ausblühungen durch Verdunstung salzhaltiger Lösungen in den Poren der Baustoffe entstehen. Denn chemisch betrachtet handelt es sich bei den weißen Belägen meist um Salze.
Salze sind Stoffe mit Kristallstruktur, die aus positiv und negativ geladenen Teilchen in einem Ionengitter aufgebaut sind. In den Poren mineralischer Baustoffe befinden sie sich oft in Wasser gelöst. An der Bauteiloberfläche kommt es dann zur Verdunstung und Abtrocknung, wodurch die Salze auskristallisieren und dabei ihr Volumen vergrößern. Daher leitet sich der Begriff „ausblühen“ ab.
Bei den Salzen, die sich auf der Außenhaut der Baustoffe ablagern, handelt es sich in der Regel um Sulfate, Carbonate, Chloride oder Nitrate. Auch Gips (Calciumsulfat) und Kalk (Calciumcarbonat) gehören übrigens – chemisch betrachtet – zu den Salzen.
Betonbauteile

Der Mariendom in Velbert-Neviges besteht aus Sichtbeton und zeigt vor allem im Dachbereich starke Ausblühungserscheinungen. Foto: Grimm
Bei Ausblühungen auf Betonbauteilen handelt es sich meist um Kalkablagerungen (Calciumcarbonat). Wie bereits im Beitrag Betonschäden (Teil 1) erläutert, kommt es in Betonbauteilen häufig zum Prozess der so genannten Carbonatisierung. Darunter versteht man die chemische Reaktion zwischen dem Zementstein im Beton und dem Kohlendioxid der Umgebungsluft. Dabei verwandelt sich Zementstein in Calciumcarbonat, also in Kalkstein.
Bei den Ausblühungen am Beton handelt es sich um so entstandenes Calciumcarbonat, das im Porenwasser von Zementstein vorlag und durch Auswaschung an die Bauteiloberfläche transportiert wurde. Auch hier gilt die gute Nachricht: Die Kalkausblühungen mögen nicht schön aussehen, aber sie vermindern nicht die Festigkeit und Dauerhaftigkeit des Betons.
Ziegelsteine

Kalkablagerungen bei Betonsteinpflaster. Foto: Pixabay
Auch bei Ziegelsteinen kommt es häufig zu Ausblühungen, etwa an den Oberflächen von Sichtmauerwerk oder bei Pflasterklinkern. Wobei die Ausblühsalze hier oft nicht aus dem Ziegelbaustoff selbst, sondern aus dem Verlege-Mörtel stammen. Der enthält eben auch meist Kalk oder Zement als Bindemittel. Durch die Kapillarwirkung der Ziegelsteine werden Salze aus dem Mörtel an die Baustoffoberfläche transportiert. Das kann zum Beispiel im Rahmen der normalen Trocknung des Mörtels geschehen, bei der das Anmachwasser verdunstet.
Um Ausblühungen so weit wie möglich zu vermeiden, sollte man unbedingt darauf achten, dass die Baustoffe nicht schon in der Bauphase übermäßig durchfeuchtet werden. Denn Feuchtigkeit ist immer die Voraussetzung dafür, dass die Salze überhaupt an die Bauteiloberfläche gelangen. Bei erdberührten Bauteilen können Salze auch aus dem Boden in die Baustoffe gelangen. Das gilt für Ziegel genauso wie für alle anderen mineralischen Baustoffe. Der Transport erfolgt durch aufsteigende Feuchtigkeit aus dem Erdreich.
Bei Pflasterklinkern und anderen Steinen für den Bodenbereich kommen Streusalze als weitere große Belastung hinzu. Diese versickern mit Regenwasser im Untergrund, werden durch Feuchtigkeit aber auch immer wieder an die Pflasteroberfläche gespült werden und setzen sich dort als Ausblühungen ab.
Putze und Mörtel
Ebenso wie Mörtel enthalten auch mineralische Putze meist Kalk, Zement oder Gips. Auch aus diesen Materialien heraus kann es im Verbund mit Feuchtigkeit natürlich zu Ausblühungen kommen. Zugleich werden Salze aus dem Mauerwerk durch Putzschichten hindurch an die Bauteiloberfläche transportiert. In diesem Fall sorgen Ausblühungen dann mitunter doch für Funktionsbeeinträchtigungen bei Baustoffen. Die „Salzwanderung“ kann nämlich zu Rissen in der Putzschicht führen.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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