
Die Farbvielfalt der Steine erlaubt interessante Lichteffekte. Foto: Pixabay
Glassteine: Eigenschaften und Einsatzbereiche
Lichtdurchlässig und innen hohl: Glassteine sind sehr spezielle Wandbildner, die aber stets ihre Liebhaber und Einsatzbereiche hatten. Und das sowohl im Außen- als auch im Innenbereich. Längere Zeit war das Material allerdings ziemlich out. Doch vor allem als Designelemente für Innenräume erleben Glassteine seit einigen Jahren eine kleine Renaissance.
Die Steine werden häufig auch als Glasbausteine bezeichnet. Typische Hohlglasbausteine bestehen aus zwei gläsernen Halbschalen, die in der Produktion miteinander verschmolzen werden. Daneben gibt es übrigens mittlerweile auch Vollglassteine. Die sind innen nicht hohl, sondern bestehen durch und durch aus Glas und kommen vor allem als Raumteiler in Innenräumen zum Einsatz.
Am meisten verbreitet sind aber weiterhin die Hohlsteine. In ihrem Inneren befindet sich im Prinzip nichts. Genauer gesagt: ein etwa 70-prozentiges Vakuum. Das spricht eigentlich für eine gute Wärmedämmung, man denke nur an Vakuumdämmstoffe. In der Praxis sieht das allerdings etwas anders aus. Bei Glasstein-Wänden geht nämlich viel Wärme über die Fugen verloren.
Glassteine als Wandbildner

Vor allem im Innenbereich gelten Glassteine heute wieder als schick. Foto: Pixabay
Glassteine lassen sich einfach zu Wandbauteilen aufmauern, wobei sie aber nur für nichttragende Wände eingesetzt werden dürfen. Verklebt werden sie in der Regel mit Zementmörtel. Um die Stabilität zu erhöhen, legt man in die Mörtelfuge häufig noch eine Stahlbewehrung ein. Dabei handelt es sich meist um U-Profile. Beide Materialien – Zementmörtel und die Stahlprofile – haben eine deutlich höhere Wärmeleitfähigkeit als die Glassteine selbst und wirken daher als Wärmebrücke.
Selten bestehen ganze Wände aus Glassteinen, in der Regel sind es nur bestimmte Teilbereiche. Früher wurden etwa die Außenwände von Mehrfamilienhäusern im Bereich des Treppenhauses oft mit Glassteinen vermauert. Bei solchen Konstruktionen ist die Glassteinfläche von den umliegenden Bauteilen durch eine elastische Fuge abzutrennen. Das ist wichtig, weil Glas ein sehr steifes Material ist und bei Temperaturwechseln ein anderes Ausdehnungsverhalten aufweist als herkömmliche mineralische Mauerwerksteine wie Ziegel, Kalksandstein oder Porenbeton.
Da Glassteine dem Mauermörtel kein Wasser entziehen, dauert es sehr lange, bis die Mauerwerkfugen richtig getrocknet sind und die Wand voll belastbar ist. Als Alternative bietet die Baustoffindustrie auch größere Fertigteilelemente an. Für diese werden die Steine bereits im Werk vermauert.
Typische Einsatzbereiche

Bei Mehrfamilienhäusern kamen die Steine früher oft im Treppenhaus-bereich zum Einsatz. Foto: Pixabay
Wände aus Glassteinen sind mehr oder weniger lichtdurchlässig, aber nicht komplett durchsichtig. Die Steine brechen einfallendes Licht so, dass deutlich mehr Sichtschutz gewährt wird als bei herkömmlichem Fensterglas. In manchen Gebäudebereichen ist so etwas gefragt. Zumal die Steine deutlich stabiler sind als übliche Fensterscheiben. Hinzu kommt das Spiel mit den Farben. Es gibt nämlich nicht nur Klarglas-, sondern auch unterschiedlichste Farbglassteine. Das ermöglicht interessante Lichteffekte.
Mitte des 20. Jahrhunderts verwendete man Glassteine noch viel häufiger als heute auch im Außenwandbereich. Sie ermöglichten eine großflächige, zugleich aber dezente Belichtung von Bereichen, in denen man keine klarsichtige Fensterverglasung einsetzen wollte – zum Beispiel in Treppenhäusern oder auch in Badezimmern. Ein weiterer Einsatzbereich waren Innenräume ohne eigene Außenwand. Hier leiteten Glassteinwände das Tageslicht aus benachbarten Räumen auch in die dunkleren Bereiche. Das konnten zum Beispiel innenliegende Badezimmer sein, aber auch Kellerräume.
Abstieg und Comeback
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam der Glasstein in Deutschland zunehmend aus der Mode und wurde im Baubereich immer weniger verwendet. Mehrere Jahrzehnte haftete dem Material hierzulande ein verstaubtes Image an. Scheinbar verbanden ihn viele Bauherren und Architekten mit den engen, biederen gesellschaftlichen Verhältnissen der 1950er- und frühen 60er-Jahre. Zu Unrecht: Denn wie kaum ein zweiter Wandbildner steht der Glasstein ja eigentlich für Offenheit und lichtdurchflutete Wohnwelten.
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde dieses Potenzial zunehmend wiederentdeckt. Vor allem in Innenräumen gelten Glassteine heute wieder als schick und kommen für moderne Trennwände in Bädern, Küchen und Wohnräumen zum Einsatz. Aufgrund ihrer Lichtdurchlässigkeit erlauben sie eine relativ offene, großzügig-helle Raumgestaltung, ohne dass man ganz auf Sichtschutzwände verzichten müsste. In manchem Designer-Bad ersetzt die pflegeleichte Glassteinwand auch schon den alten Duschvorhang.
Zugleich erlebt der Glasstein bei manchen Architekten auch eine Renaissance als Fassadenbaustoff. Man findet ihn mittlerweile wieder vermehrt bei öffentlichen Großneubauten. Ein Beispiel dafür ist die 2011 eröffnete, neue Stuttgarter Stadtbibliothek, deren äußere Fassade größtenteils aus matten Glassteinen besteht (siehe Foto). Durch diese Bauweise werden die Lesenden im Gebäudeinneren zuverlässig mit viel Tageslicht versorgt. Zugleich bleibt aber alle Konzentration auf die Bücher gelenkt, denn die Bibliotheksbesucher befinden sich eben nicht in einem durchsichtigen „Glaskasten“, sondern sind im Gegenteil weitgehend von der Außenwelt abgeschottet.
Materialeigenschaften

Die Fassade der neuen Stuttgarter Stadtbibliothek besteht größtenteils aus Glassteinen. Foto: Landeshauptstadt Stuttgart
Glassteinwände sind im Grunde ein Kompromiss zwischen festen Massivbau- und komplett transparenten Stahlskelett-Glaswänden. Sie bieten mehr Sicht- und Einbruchschutz als normale Verglasungen, sind aber anders als herkömmliches Mauerwerk eben lichtdurchlässig. Sie bieten außerdem einen guten Schallschutz und sind nicht brennbar. Wie schon erwähnt dürfen Glassteine jedoch nur für nichtragende Wandkonstruktionen verwendet werden. Ihr Einsatzspektrum im Außenwandbereich wird heute außerdem durch die geringe Wärmedämmung der Wandkonstruktionen begrenzt.
Eine typische, mörtelverfugte Glassteinwand von 10 cm Stärke bietet in etwa die gleiche Wärmedämmung wie eine 25 cm starke Beton-Außenwand ohne Wärmedämmung. Das ist relativ wenig und entspricht jedenfalls nicht den hohen energetischen Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV). Zwar gibt es auch spezielle Wärmedämm-Glassteine, die bis zu 16 cm dick sein können und damit eine größere Wandstärke erlauben. Aber auch die lösen nicht das Problem, wenn die Wand mit Mörtel beziehungsweise sogar mit zusätzlichen Metallprofilen errichtet wird. Wie oben schon erwähnt, erfolgt der Wärmeverlust eben vor allem über die Fugenbereiche. Standardmäßig sind Glassteine übrigens 8 oder 10 cm dick (Wandstärke). Geläufige Formate sind 19 x 19 cm, 24 x 24 cm oder auch 30 x 30 cm.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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