
Diese Stützen-Dämmschalung ist im Ziegelrastermaß gefertigt. Foto: Leipfinger-Bader
Was ist eine Stützen-Dämmschalung?
Aus statischen Gründen ist es mitunter notwendig, in Wände aus Ziegelmauerwerk Stahlbeton-Stützen zu integrieren. Um die Bauabläufe zu erleichtern, hat die Ziegelindustrie dafür das Systemprodukt Stützen-Dämmschalung entwickelt. Dabei handelt es sich um ein vorgefertigtes Schalungselement, das sich einfach in den Rohbau einfügen lässt und zugleich eine dämmende Wirkung übernimmt. Die innen hohle Dämmschalung wird nach dem Einbau mit (Stahl-)Beton verfüllt und verbleibt als verlorene Schalung dauerhaft im Bauwerk.
Stützen-Dämmschalungen kommen im Neubau bei Außenwänden aus Ziegelmauerwerk zum Einsatz – überall dort, wo aus statischer Sicht Betonstützen gebraucht werden. Darüber hinaus lassen sich die Elemente auch als Stahlbeton-Ringanker im Bereich des Kniestocks verwenden. Das ist die Verlängerung der Außenwand am Bauwerkskopf, auf der das Steildach aufliegt. Einen Kniestock gibt es auf beiden Traufseiten des Daches, er beginnt auf der Rohdecke unter dem Dachgeschoss und endet dort, wo die Außenwand an die Dachfläche stößt. Auch ein gemauerter Kniestock benötigt in vielen Fällen Betonstützen zur Aussteifung.
Druckfeste Hartschaum-Formteile
Im Grunde ist eine Stützen-Dämmschalung nichts anderes als ein spezielles Formteil aus druckfestem Hartschaum-Dämmstoff. Die Hersteller verwenden dafür meist EPS, oder auch Neopor. Das ist das von BASF 1998 eingeführte silbergraue EPS, das Strahlungsabsorber enthält und dadurch eine noch bessere Wärmedämmung bietet als das herkömmliche weiße EPS (Styropor).
Natürlich sind Dämmschalungen keine durch und durch massiven Teile, sondern innen hohl. Logisch: Es handelt sich ja um verlorene Schalungen, die mit Frischbeton und gegebenenfalls einer Stahlbewehrung gefüllt werden sollen. Von außen ist die Hartschaumschale üblicherweise geriffelt, sodass Putz besser haftet. Manche Hersteller beschichten den Dämmstoff vorsorglich auch gleich mit einem Putzhaftgrund. Auch dünne Ziegel-Verblender zur äußeren Beschichtung der Dämmschalung werden angeboten.
Effiziente Verarbeitung
Mithilfe des Systemprodukts Stützen-Dämmschalung lassen sich Betonstützen besonders einfach und zeitsparend in das Ziegelmauerwerk integrieren. Da es sich um vorgefertigte Elemente handelt, abgestimmt auf die üblichen Ziegelsteinformate, entfallen fehleranfällige „Do-it-yourself“-Schalungsarbeiten auf der Baustelle. Eine Holzschalung ist nicht mehr notwendig.
Eine bloße Betonstütze in einer Außenwand aus Wärmedämmziegeln wäre eine ärgerliche Wärmebrücke. Deshalb muss auch dieses Bauteil gedämmt werden. An dieser Stelle spielt die Stützen-Dämmschalung einen weiteren großen Vorteil aus. Wie der Name schon sagt: Die Elemente verfügen bereits über eine integrierte Dämmung. Dadurch entfallen aufwändige Zuschneide- und Klebearbeiten.
Stein und Säule

Für diese 1 m hohe Dämmschalung gibt es auch passende Ziegel-Verblender. Foto: DiHa GmbH
Der bayerisch-schwäbische Dämmschalungshersteller DiHa GmbH bietet seine druckfesten Stützen-Dämmschalungen aus Neopor gleich in zwei Varianten an. Die ESM-Stützen-Dämmschalung „Stein“ (das ESM steht für „Energiesparmodell“) ist für die Hohllochziegel-Wandstärken 365 mm und 425 mm erhältlich, hat eine passende Höhe von 249 mm und kann daher einfach in den Mauerverband mit eingebaut werden. DiHa bietet dazu auch passende, 10 mm starke Ziegelschalen-Verblender.
Als Alternative hat der Hersteller zudem die deutlich höhere ESM-Stützen-Dämmschalung „Säule“ im Programm. „So einfach wie nie zuvor lassen sich damit Kniestockanker und Betonstützen herstellen“, sagt Jürgen Wagner, Kundenberater der DiHa GmbH. Das ein Meter hohe Element wird noch vor den Mauerarbeiten an der gewünschten Position eingesetzt.
Eine weitere Besonderheit der Säule: Um einen stabilen, kraftschlüssigen Verbund mit dem angrenzenden Mauerwerk herzustellen, sind in die Dämmstoffschale kreisrunde Aussparungen eingearbeitet (siehe Foto). Wird der Hohlköper später mit Beton verfüllt, fließt dieser auch in diese Lochbereiche und haftet somit direkt an den benachbarten Mauerwerksteinen.
Hohe Stabilität bei geringem Eigengewicht
Eine Stützen-Dämmschalung im Ziegelrastermaß ist auch beim Ziegelmauerwerk-Hersteller Leipfinger-Bader erhältlich (siehe Foto ganz oben). Das zur Unipor-Gruppe gehörende niederbayerische Unternehmen nutzt für die Formteile ein geschäumtes und bei 140 °C gebackenes expandiertes Polystyrol (EPS). Leipfinger-Bader kooperiert hier mit dem Formteilhersteller Grupor. Die recycelbare, wasserresistente und frostsichere Steinschalung bietet eine hohe Stabilität bei geringem Eigengewicht.
Die LB-Stützendämmschalungen lassen sich wie Legosteine übereinander stapeln, sodass auch höhere Betonstützen realisierbar sind. Ein geschoßhohes Verfüllen mit Beton ist möglich. Die Oberfläche des Schalungselements ist außen und innen gerippt, sodass ein idealer Putzhaftgrund entsteht beziehungsweise ein optimaler Kraftschluss mit der Betonmasse. An ihrer Oberseite verfügen die Steinschalungen über Aussparungen zum Einlegen von Mauerwerksverbindern (siehe Foto). Genauso wie bei den DiHa-Produkten sind am Dämmkörper zudem Mörteltaschen angebracht. Das sind die tieferen Einschnitte an der seitlichen Oberfläche des Materials, die man beim Vermauern später mit Mauermörtel füllt.
Derartige Mörteltaschen findet man übrigens auch häufig an den Stoßfugenseiten von modernen Planziegeln. Hintergrund: Bei der Verarbeitung dieser plan geschliffenen Lochziegel vermörtelt man die Lagerfugen heute in der Regel nur noch im Dünnbettverfahren, während die Stoßfugen sogar komplett mörtelfrei bleiben. Haben die Steine allerdings Mörteltaschen, so lassen sich diese natürlich mit Mörtel verfüllen, sodass man zumindest punktuell eine verstärkte Haftung zwischen benachbarten Mauerwerk-Elementen realisieren kann. Zwischen einer Betonstütze und dem Ziegelmauerwerk ist dies sinnvoll. Daher die Mörteltaschen an der Dämmstoffschalung.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
Gebäudewände stehen bekanntlich auf Fundamenten. Was viele nicht wissen: Dazwischen befindet sich häufig noch eine Mauerwerkssperre als Querschnittsabdichtung. Diese dünnen...
mehr »
Welche Wandbaustoffe bevorzugen die Deutschen? Um dies genauer zu ermitteln, hat Bau-Info-Consult die 2019 fertiggestellten Wohnneubauten bezüglich der dabei überwiegend...
mehr »
Vom berühmten Fenstersturz zu Prag hast du vielleicht schon mal etwas im Geschichtsunterricht gehört. Er fand im Jahr 1618 statt...
mehr »