RM Rudolf Müller
„Delta Protekt“ ist eine vlieskaschierte, bitumenbeständige Mauerwerkssperre aus EVA-Kunststoff.  Foto: Dörken

„Delta Protekt“ ist eine vlieskaschierte, bitumenbeständige Mauerwerkssperre aus EVA-Kunststoff.  Foto: Dörken

Fassade und Massivbau
09. Juli 2020 | Artikel teilen Artikel teilen

Was sind Mauerwerkssperren?

Gebäudewände stehen bekanntlich auf Fundamenten. Was viele nicht wissen: Dazwischen befindet sich häufig noch eine Mauerwerkssperre als Querschnittsabdichtung. Diese dünnen Kunststoffbahnen sorgen dafür, dass keine Feuchtigkeit aus dem Untergrund in das aufragende Mauerwerk eindringt.

Im Beitrag „Die wichtigsten Methoden zur Abdichtung des Kellers“ haben wir bereits verschiedene Möglichkeiten kennengelernt, um Gebäudebauteile, die sich unterhalb der Grundstücksoberfläche befinden, vor Feuchtigkeit aus dem angrenzenden Erdreich zu schützen. Bei den dort geschilderten Varianten wie der „Schwarzen Wanne“ oder der „K-Wanne“ handelt es sich um vertikale Abdichtungen, mit denen man Kellerwände von außen beschichtet.

Horizontale Querschnittsabdichtungen

Mauerwerkssperren sind etwas anderes. Es handelt sich um horizontal verlegte, bahnenförmige Querschnittsabdichtungen unterhalb der Gebäudemauern. Die Wand steht also auf der Mauerwerkssperre. Die Bahnen sind in der Regel zwischen 0,3 und 1,2 mm stark und bestehen aus elastischem, aber zugleich robustem, verrottungsfestem und wasserundurchlässigem Kunststoff. Sie verhindern, dass Feuchtigkeit aus dem Fundament – also der Bodenplatte oder dem Streifenfundament – kapillar im aufragenden Mauerwerk aufsteigt.

Je nachdem, ob es sich um ein Haus mit oder ohne Keller handelt, wird die Mauerwerkssperre einlagig unter der Kellerwand oder eben unter der ersten Mauersteinreihe auf Höhe der Geländeoberkante verlegt. Der Einbau erfolgt also am Fußpunkt der Wand – und zwar zwischen zwei Mörtelschichten, in der untersten Lagerfuge des Mauerwerks. Damit eine gute Verkrallung mit dem Mauermörtel sichergestellt ist, dürfen die Bahnoberflächen nicht zu glatt sein. Aus diesem Grund bieten die Hersteller in der Regel rutschfest profilierte oder auch beidseitig vlieskaschierte Kunststoffbahnen an.

Die Breite der Mauerwerksperre richtet sich natürlich nach der Wandstärke des Gebäudes. Sie muss allerdings schon etwas breiter als die Mauerstärke sein, damit man die Bahn feuchtigkeitsdicht mit der vertikalen Wandabdichtung verkleben kann. Handelt es sich bei der Wandabdichtung um eine Schwarze Wanne, also um einen Anstrich oder eine Bahn aus Bitumen, dann muss die Mauerwerkssperre zwingend aus einem bitumenbeständigen Kunststoff bestehen.

Zweischaliges Mauerwerk: L- und Z-Sperren

Bei zweischaligem Mauerwerk werden meist L-Sperren verlegt. Grafik: Dörken

Bei zweischaligem Mauerwerk werden meist L-Sperren verlegt. Grafik: Dörken

Bei zweischaligem Mauerwerk haben Mauerwerkssperren noch eine zusätzliche Funktion. Zunächst einmal verlegt man hier natürlich zwei Abdichtungsbahnen: eine unter dem tragenden Hintermauerwerk und eine unter der Vormauer. Für die Vormauerschale, die das optische Bild des Gebäudes prägt und die Hintermauerschale vor der äußeren Witterung schützt, verwendet man besonders elastische Abdichtungsbahnen, die zudem deutlich breiter als das Mauerwerk sind.

Warum das? Ganz einfach: Die Mauerwerkssperre wird nicht nur unter der Vormauer verlegt, sondern bedeckt im Bereich des Schalenzwischenraums auch die Bodenplatte/Kellerdecke. Sie wird weiterhin sogar an der Vorderseite des Hintermauerwerks hochgeführt und dort verklebt. Im Bereich des Mauerzwischenraums erfolgt die Verlegung übrigens mit einem Gefälle zur Vormauer hin. Dieses Gefälle erstellt der Verarbeiter mit Mörtel oder mithilfe spezieller Dämmstoffkeile.

Eine solche L-Sperre (siehe Grafik) schützt nicht nur die Vormauer gegen aufsteigende Feuchtigkeit aus dem Untergrund. Sie schirmt darüber hinaus auch den Sockelbereich des Hintermauerwerks sowie das Fundament zwischen den beiden Mauern vor einem möglichen Feuchteeintrag ab. Dabei kann es sich um Schlagregen handeln, der durch die Vormauer hindurch in den Schalenzwischenraum gelangt. Dies kann bei starkem Regen und relativ porösen Mauerwerksteinen beziehungsweise Mörtelfugen durchaus passieren.

Noch einen Schritt weiter als die L-Sperre geht die so genannte Z-Sperre. Bei dieser wird das eine Ende der Kunststoffbahn nicht nur an der Hintermauer hochgeführt, sondern auch noch waagerecht in eine höher gelegene Lagerfuge des Hintermauerwerks eingebettet. Die tragende Gebäudewand verfügt dann also sogar über zwei Horizontalsperren (siehe Grafik). Die obere dieser Sperren soll verhindern, dass von außen eindringender Schlagregen durch das Mauerwerk weiter nach oben steigt.

Nachträgliche Mauerwerkssperre

 Bei der Z-Sperre wird das eine Ende der Kunststoffbahn in eine Lagerfuge des Hintermauerwerks eingebettet. Grafik: Dörken


Bei der Z-Sperre wird das eine Ende der Kunststoffbahn in eine Lagerfuge des Hintermauerwerks eingebettet. Grafik: Dörken

Kann man eigentlich etwas tun, wenn ein Bestandsgebäude gar keine oder nur noch eine undichte Mauerwerkssperre hat? Ja, denn man kann Horizontalsperren auch nachträglich in vorhandenes Mauerwerk einbauen. Das können zum Beispiel Kunststofffolien, Bitumenbahnen oder Metallbleche sein, die man in den Wandquerschnitt einarbeitet.

Das ist allerdings aufwändig, denn dafür muss man Mauerfugen aufsägen und nach dem Einlegen der neuen Abdichtungen wieder sicher verschließen. Als Alternative bieten sich chemische Injektionsverfahren an. Dabei spritzt man wasserfeste Chemikalien über Bohrlöcher in den Wandquerschnitt, wodurch die wassersaugenden Kapillare verschlossen werden.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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