RM Rudolf Müller
Auch auf alten Holzdielen sind Bodenausgleichsmassen verwendbar.   Foto: Knauf

Auch auf alten Holzdielen sind Bodenausgleichsmassen verwendbar.   Foto: Knauf

Bauchemie
08. Oktober 2019 | Artikel teilen Artikel teilen

Was sind Bodenausgleichsmassen?

Mit Bodenausgleichsmassen lassen sich unebene Unterböden, aber auch alte, sanierungsbedürftige Oberbeläge schnell und einfach ausgleichen. Das ist oft notwendig, um einen geraden Untergrund für einen neuen Bodenbelag zu schaffen. Es gibt Ausgleichsmassen für unterschiedliche Einsatzzwecke – je nachdem, ob nur kleine Löcher oder Risse zu füllen sind, Dellen geglättet werden müssen oder sogar ein Gefälle großflächig auszugleichen ist.

Aufgrund der unterschiedlichen Einsatzzwecke und der daraus resultierenden verschiedenen Produktrezepturen wirkt das Marktangebot an Bodenausgleichsmassen recht unübersichtlich. Hinzu kommt, dass die Produkte auch unter einer Vielzahl von Namen vermarktet werden. So sind im Handel zum Beispiel auch Namen wie Nivelliermasse, Gefällemörtel, Reparaturspachtel oder Reparaturmörtel geläufig.

Dünnschichtiger Auftrag möglich

In der Regel handelt es sich bei den Ausgleichsmassen um Trockenmörtel, sie sind also vor Gebrauch noch mit Wasser anzurühren. Allerdings sind es spezielle Trockenmörtel für spezielle Einsatzzwecke. Zu den Besonderheiten dieser Produktgruppe gehört insbesondere, dass sie sich zum Ausgleich von Bodenunebenheiten sehr dünnschichtig auftragen lassen. Selbst Schichten von nur 1–3 mm Stärke sind mit vielen Produkten möglich.

Das unterscheidet Bodenausgleichsmassen von mineralischen Fließestrichen, für welche die DIN 18560 – je nach Estrichtyp und Verarbeitung – Mindestschichtstärken zwischen 3 und 5 cm vorschreibt. Besonders im Sanierungsbereich haben die Ausgleichsmassen hier Vorteile. Schließlich bedeutet ein dünnschichtiger Bodenaufbau nicht nur weniger Raumverlust, sondern auch geringere statische Lasten. Und während ein normaler Fließestrich bis zu 30 Tage zum Aushärten benötigt und selbst moderne Schnellstriche erst nach etwa sieben Tagen belegreif sind, dauert das bei Ausgleichsmassen – je nach Produkt – nur wenige Stunden oder allenfalls ein paar Tage.

Flexibel einsetzbar

Ein weiterer Vorteil der Massen ist ihre Flexibilität. Sie sind auf unterschiedlichsten Untergründen einsetzbar – zum Beispiel auf Fließestrich, Trockenestrich oder Betonuntergründen, aber eben auch auf alten Oberbelägen wie Fliesen oder Holzdielen. Und sie lassen sich anschließend mit allen gängigen Bodenbelägen belegen – von Parkett, Keramikfliesen und Teppich bis hin zu Designböden. Gleichwohl eignen sich nicht alle Ausgleichsmassen für alle Untergründe und Oberbeläge. Anwender sollten sich also beraten lassen oder zumindest die Verpackungshinweise sorgfältig durchlesen.

Haupteinsatzgebiet der Nivelliermassen ist die Sanierung im Altbau. Hier sind die alten Bodenaufbauten im Laufe der Zeit oft so uneben geworden, dass für die fachmännische Verlegung des neuen Belags ein Niveauausgleich zwingende Voraussetzung ist. Auch bei der Umwandlung von Kellerräumen oder Dachböden in Wohnraum kommt man an den Spachtelmassen oft nicht vorbei. Schließlich verfügen diese Gebäudebereiche oft nur über einen rohen Unterboden (Estrich, einfache Holzdielen), der als Grundlage für einen schmückenden Belag in der Regel zu uneben ist.

Nicht zuletzt kann man Ausgleichsmassen auch gut einsetzen, um vorhandene Bodenflächen partiell anzuheben – etwa um einen barrierefreien Übergang im Bereich von Türschwellen zu erzeugen.

Einfache Verarbeitung

Standfeste Ausgleichsmasse (Reparaturmörtel) für die Sanierung von Betonuntergründen und Zementestrichen. Foto: PCI

Standfeste Ausgleichsmasse (Reparaturmörtel) für die Sanierung von Betonuntergründen und Zementestrichen. Foto: PCI

Ausgleichsmassen sind schnell angerührt und lassen sich mit der Zahnkelle einfach verarbeiten. Noch leichter geht es mit den selbstnivellierenden Ausgleichsmassen, die heute einen Großteil des Marktangebots ausmachen. Diese fließfähigen Produkte braucht man nur aus dem Eimer auf den Boden zu gießen, sie verteilen sich dann selbsttätig so, dass sich die flüssige Masse automatisch überall auf eine einheitliche Bodenhöhe einpendelt. Das geht schnell, allerdings muss man diese modernen Massen auch schnell verarbeiten, da sie nach der Wasserzugabe rasch wieder erhärten.

Neben den selbstnivellierenden Produkten, die sich gut zum Ausgleich größerer Dellen oder Gefälle eignen, gibt es auch weiterhin standfeste Spachtelmassen, die nicht von selbst verlaufen, sondern manuell zu verteilen sind. Diese dienen zum Beispiel zur Füllung von Löchern im Boden. Manche Hersteller bieten auch flexibel einsetzbare Trockenmörtel an, die man je nach Wassermengenzugabe mal als standfesten und mal als selbstnivellierenden Mörtel verwenden kann.

Bodenausgleichsmassen sind deutlich teurer als normaler Estrichmörtel. Da für sie geringere Mindestschichtstärken gelten, sind sie aber auch sparsamer im Verbrauch. Ist ohnehin eine Schichthöhe von mehreren Zentimetern geplant, wäre es aus Kostengründen allerdings günstiger, den Bodenausgleich mit Fließestrich zu bewerkstelligen.

Inhaltstoffe

Wie alle Mörtel enthalten Ausgleichsmassen neben einem oder mehreren Bindemitteln vor allem Sand und Wasser sowie – je nach Anwendungsbereich – weitere Zusatzstoffe. Als Bindemittel kommt vor allem Zement zum Einsatz, insbesondere bei den selbstverlaufenden Produkten verwenden die Hersteller aber auch häufig Calciumsulfat – also im Prinzip Gips.

Ausgleichsmassen enthalten üblicherweise Sande und Zuschlagstoffe mit sehr geringen Korngrößen. Auch deshalb lassen sich mit ihnen besonders dünne Schichten realisieren. Als Zuschlagstoffe kommen unterschiedlichste Additive zur Erreichung bestimmter Produkteigenschaften zum Einsatz. So gibt es zum Beispiel faserarmierte Ausgleichsmassen, die über eine erhöhte Elastizität verfügen und damit bruchsicherer sind. Viele Produkte enthalten auch Kunststoffe als zusätzliche Bindemittel, um die Haftung auf dem Untergrund zu optimieren.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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