
Gauben sorgen für eine optische Aufwertung von Immobilien. Foto: Pixabay
Was sind Dachgauben?
Früher waren Dachgauben Standard zur Belichtung und Belüftung von Dachgeschossen. Mit dem Siegeszug des „liegenden“ Dachflächenfensters in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind sie im Neubau seltener geworden, aber nicht verschwunden. Auch heute noch schätzen viele Bauherren diese traditionsreiche Form der Dacherweiterung – vor allem wegen des Raumgewinns und der optischen Aufwertung der Immobilie. Und natürlich kann man Gauben bei Bestandsgebäuden auch nachträglich einbauen.
Eine Dachgaube ist ein Bauerweiterungselement mit „stehender“ Fensterfläche im geneigten Dach. Sie unterbricht die Dachschräge und verändert deutlich die Optik des Hauses. Von außen betrachtet wirken viele Dachgauben wie kleine Miniaturhäuser, deren vorderer Teil aus der Dachfläche herausragt. Der hintere Teil scheint im Gebäudeinneren zu verschwinden. Aber natürlich gibt es keinen „hinteren Teil“. Schließlich liegt ein Hauptzweck der Gaube – neben Licht und Luft fürs Dachgeschoss – darin, den dort nutzbaren Raum zu vergrößern. Die Stehhöhe unterm Dach nimmt durch die Dachaufbauten deutlich zu.
Massive Elemente

Klassische Giebelgaube mit abgestimmter Schiefereindeckung. Foto: Pixabay
Was den Raumgewinn betrifft, ähneln Gauben den modernen Balkonfenstern. Bei dieser Variante des liegenden Dachflächenfensters entsteht das Plus an Bewegungsfreiheit unterm Dach allerdings erst durch das Öffnen des Fensters. Dann „entfaltet“ sich ein balkonartiger Dachaustritt ins Freie, der sich jederzeit wieder in ein normales Klapp-Schwingfenster zurückverwandeln lässt. Dachgauben dagegen sind massive Aufbauten, die dauerhaft aus der Dachfläche herausragen und über parallel zu den Fassadenfenstern angeordnete, senkrechte Verglasungen verfügen.
Außerdem liegt der gewonnene Raumzuwachs bei Gauben eben nicht im Freien. Es handelt sich um geschlossene Elemente, oft mit zwei Seitenwänden (Gaubenwangen). Während traditionelle Gauben in der Regel nur auf der Stirnseite verglast waren, sind heute auch Modelle mit transparenten Gaubenwangen und/oder verglasten Dächern erhältlich. In solchen Fällen wird die Gaube gewissermaßen zum Wintergarten auf dem geneigten Dach.
Eine Gaube liegt immer auf der Dachfläche beziehungsweise auf den Dachsparren auf und ist konstruktiv nicht mit der Gebäudehülle unterhalb des Daches verbunden. Das unterscheidet die Gaube vom so genannten Zwerchhaus, dessen Giebelwand auf einer Gebäudeaußenwand aufsetzt.
Vielfältige Optiken möglich

Hier nehmen zwei kleine Schleppgauben ein großes Zwerchhaus in ihre Mitte: Foto: Pixabay
Gauben mit Satteldach – also mit zwei entgegengesetzt geneigten Dachflächen – haben natürlich auch einen Giebel. Die Eindeckung besteht oft aus denselben Dachpfannen wie auf dem Hauptdach, manche Bauherren setzen hier aber auch bewusst andere Akzente. So lassen sich zum Beispiel Tonziegel auf dem Hauptdach mit Metallpfannen auf der Gaube kombinieren.
Die Formenvielfalt beschränkt sich im Übrigen nicht auf Giebelgauben mit Satteldach. Es gibt zum Beispiel auch Bauformen mit nur einer, durchgehenden Dachfläche. Das kann eine gerade, nur flach geneigte Fläche sein (Schleppgaube) oder auch eine runde Form (Tonnengaube). Bei der Fledermausgaube – einer traditionellen Variante der geschwungenen Bauweise mit durchgehender Dachfläche – gibt es keine Gaubenwangen. Die Eindeckungen von Gaube und Hauptdach gehen hier gleitend ineinander über. Weitere typische Varianten sind die Gaube mit Walmdach und die dreieckige Spitzgaube.
Genehmigungspflichtige Dacherweiterung
Wer in sein Bestandsgebäude nachträglich eine Dachgaube einbauen möchte, benötigt dafür in vielen Bundesländern eine Baugenehmigung. Näheres sollte man vorab bei seinem örtlichen Bauamt erfragen. In jedem Fall ist es notwendig, dass ein Fachmann (Bauingenieur, Architekt) die Statik berechnet. Auf diese Weise wird vorab geklärt, ob der vorhandene Dachstuhl überhaupt ausreichend belastbar ist, um die geplante Gaube zu tragen.
Hausbesitzer können sich ihre individuelle Wunschgaube von einem Architekten planen und dann Stück für Stück direkt vor Ort anfertigen lassen. Günstiger als ein solches „Maßprodukt“ ist natürlich eine Fertiggaube. Entscheidet man sich dafür, erhält man eine im Herstellerwerk vorgefertigte Gaube, die auf der Baustelle nur noch im Dach montiert werden muss. Das ist dann gewissermaßen eine Gaube „von der Stange“ (um im Bild zu bleiben), aber auch bei Fertiggauben gibt es heute eine große Auswahl an Anbietern und Modellen.
Vergleich zum Dachflächenfenster

Fledermausgauben haben keine Gaubenwangen. Foto: Pixabay
Egal ob frei geplant oder Fertigprodukt: Dachgauben sind in jedem Fall teurer als normale Dachflächenfenster. Für diese benötigt man zudem keine Baugenehmigung, und ihr Einbau ist deutlich weniger aufwändig. Nicht einmal in Sachen Lichtausbeute können Gauben punkten. Im Gegenteil: Vor allem bei hochstehender Sonne ist der Lichteinfall bei Dachflächenfenstern aufgrund der Dachschräge merklich höher. Nach Angaben des Herstellers Velux lassen liegende Dachfenster im Tagesverlauf mehr als doppelt so viel Licht in den Raum als vertikale Verglasungen.
Was spricht dann überhaupt für eine Gaube? Zum einen sicher der überdachte Raumgewinn. Außerdem heizt sich das Gebäudeinnere nicht so stark auf wie bei Dachflächenfenstern. Nicht zuletzt scheint die Entscheidung „Pro Gaube“ aber meist auch optischen Kriterien zu folgen. Viele Hausbesitzer schätzen einfach das wertige Aussehen, den individuellen Charme, die zuweilen architektonische Raffinesse und den „historischen Glanz“ der guten alten Dachgaube. Und weil viele so denken, kann sich der traditionelle Dachaufbau langfristig sogar lohnen – indem er nämlich den Verkaufswert der Immobilie erhöht.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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