
Loses Perlit-Granulat der Marke „Europerl“. Foto: Stauss-Perlite GmbH
Perlit: Einsatz im Bauwesen
Das natürliche Vulkangestein Perlit hat in den letzten 20 Jahren in der Baustoffbranche stark an Bedeutung gewonnen. Verarbeitet zu einem leichten und daher gut dämmendem Granulat kommt es in vielen Gebäudebereichen zum Einsatz. Perlit findet man als Füllmaterial für Lochziegel-Mauerwerk, als loses Schüttungsmaterial für Fußböden beziehungsweise Decken sowie als Einblasdämmung für Dächer und zweischalige Außenwände. Für die Innendämmung gibt es zudem Perlite-Platten.
Über die Dämmplatten haben wir bereits im Beitrag „Perlite-Dämmplatten: Eigenschaften und Einsatzbereiche“ ausführlich informiert. Aufgrund ihrer hohen Alkalität und der Kapillaraktivität eignen sich diese Platten insbesondere für die Innendämmung von Außenwänden, da sie sich resistent gegen Schimmelschäden verhalten. Zudem ist das Material nicht brennbar (Baustoffklasse A1), unverrottbar und vollständig recycelbar.
Die Verarbeitung des Vulkangesteins zu Platten oder anderen geometrischen Bauteilen ist aber eher die Ausnahme. Meist kommt der zu den Silikatgesteinen zählende Naturstoff nämlich als „formloses“ Schüttgut zum Einsatz. Genauer handelt es sich dabei nicht um das unbehandelte Gestein Perlit, sondern um ein porenreiches, weißes Dämmstoff-Granulat, das man durch eine spezielle Behandlung aus dem Ausgangsmaterial gewinnt.
Weißes Dämmstoff-Granulat

Moderner Klassiker: Ziegelmauerwerk mit Perlit-Granulat als Füllung. Foto: Deutsche Poroton
Um dieses Granulat zu erhalten, wird der Rohstoff zunächst fein gemahlen. Anschließend erhitzt man das Material so stark, dass das im Vulkangestein gebundene Wasser komplett verdampft und sich die Mehlkörner auf das zehn- bis zwanzigfache ihrer Ursprungsgröße aufblähen. Aus winzigen, gemahlenen Partikeln werden so deutlich größere Perlen, die zugleich aber sehr porös und dadurch leicht sind.
Darauf beruht die Dämmwirkung des Granulats, das in der Regel eine Wärmeleitfähigkeit zwischen 0,04 und 0,07 W/mK aufweist. Das ist im Bereich der Dämmstoffe ein ordentlicher, wenn auch sicher kein Spitzenwert. Das fertige Granulat wird in der Baubranche zum Beispiel als loses Schüttungsmaterial für Fußböden beziehungsweise Decken sowie als Einblasdämmung für Dächer und zweischalige Außenwände verwendet. Auch als Leichtzuschlag für Mörtel, Putz, Farben und Lacke kommt es häufig zum Einsatz.
Dämmfüllung für Ziegel
Seit der Jahrtausendwende spielt das Perlit-Gestein auch bei Ziegelmauerwerk immer häufiger eine wichtige Rolle. Damals kamen die ersten Hintermauer-Lochziegel mit Dämmstoff-Füllung aus körnigem Perlit-Granulat auf den Markt. Sie werden bis heute von den Mitgliedern des Markenverbands Deutsche Poroton hergestellt. Dabei handelt es sich um die beiden Hersteller Wienerberger und Schlagmann Poroton.
Die Kombination Ziegel/Perlit hat sich bewährt, weil beide Materialien nicht brennbar sind und das Granulat die ohnehin schon relativ gute Wärmedämmung porosierter Hintermauer-Ziegel weiter erhöht. Darüber hinaus wird der Schallschutz der Mauerwerksteine verbessert. Damit die aufgeblähten Perlit-Kiesel nicht einfach wieder aus den Lochkammern der Ziegelsteine herausrieseln, muss man die Körner untereinander verkleben. Dafür verwenden die Hersteller ein mineralisches Bindemittel. Auch für den Zusammenhalt der oben genannten Perlite-Dämmplatten sind natürlich Bindemittel notwendig.
Perlit oder Perlite?
Wie heißt es korrekt: Perlit oder Perlite? Im Internet werden die Begriffe oft bunt durcheinander benutzt – auch auf den Websites von Herstellern. Der Hersteller Knauf Aquapanel wiederum bezeichnet das vulkanische Ausgangsmaterial als Perlit, das aufgeblähte Granulat dagegen als Perlite. Diese Definition wird in der Baustoffbranche aber keineswegs einheitlich verwendet.
Auf zahllosen Internetseiten hat man vielmehr den Eindruck, dass die beiden Worte synonym genutzt werden. Man muss also davon ausgehen, dass nicht unterschiedliche Werkstoffe gemeint sind, wenn das Wort mal mit und mal ohne „e“ am Ende geschrieben wird. Möglicherweise hängt die verwirrende Praxis mit dem weit verbreiteten „Denglisch“-Phänomen in der deutschen Sprache zusammen. Das deutsche Wort Perlit heißt auf Englisch nämlich „perlite“.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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