
Für die Hohlraumdämpfung eignen sich eher weiche Dämmstoffe. Foto: Saint-Gobain Isover
Schallschutz: Mehrschalige Wände dämmen
Da Gebäudewände den Schall nur dann von Raum zu Raum übertragen, wenn sie selbst ins Schwingen geraten, bieten schwere Wandbaustoffe einen besseren Schallschutz als leichte. Muss man deshalb bei leichten Trockenbauwänden einen schlechten Schallschutz einfach akzeptieren? Keineswegs. Schließlich handelt es sich bei solchen nichttragenden Innenwänden stets um mehrschalige Konstruktionen mit Hohlräumen zwischen den Plattenwerkstoffen. Diese Hohlräume kann man mit Dämmstoffen füllen.
Trockenbauwände werden meistens mit Unterkonstruktionen aus Stahlblechprofilen errichtet, als Beplankungsmaterial dominieren Gipskartonplatten. Einfachständerwände haben zwar nur eine Metallständerebene, verfügen aber ebenfalls über einen Hohlraum, der sich dämmen lässt. Ihre Tragprofile (C-Profile) werden nämlich beidseitig mit Plattenwerkstoffen bekleidet. Darüber hinaus gibt es im Trockenbau auch Doppelständerwände. Für diese beplankt man zwei parallele Ständerreihen – jeweils einseitig. So entstehen zwei entkoppelte Wandschalen, die keine Verbindung miteinander haben. Das verbessert grundsätzlich den Schallschutz.
Abstand und Masse der Wandschalen

Auch Einfachständerwände haben einen Hohlraum, der sich dämmen lässt. Foto: Knauf
Mit Doppelständerwänden sind deutlich größere Hohlräume möglich, weil der Abstand zwischen den Gipsplatten nicht durch die Breite der Tragprofile begrenzt wird. Je breiter der Hohlraum, umso dickere Dämmstoffschichten lassen sich zwischen die Platten klemmen, um den Schallschutz zu verbessern.
Bis zu einem gewissen Grad lässt sich die Hohlraumbreite natürlich auch bei Einfachständerwänden variieren – je nachdem, welche C-Profile man verwendet. Die typischen Standardbreiten reichen hier von 50 mm bis hin zu immerhin 150 mm. Aber mit Doppelständerwänden sind natürlich noch größere Hohlräume realisierbar.
Je größer der Abstand der beiden Schalen, umso größer ist das Potenzial für eine gute Schalldämmung. Das gilt umso mehr, wenn die Schalen auch noch entkoppelt sind. Außerdem sollte der Hohlraum möglichst vollständig mit Dämmstoff gefüllt sein.
Darüber hinaus spielt aber auch die Masse des Beplankungsmaterials eine wichtige Rolle. Je schwerer die Plattenwerkstoffe sind, desto besser der Schallschutz der Wand. Deshalb bieten manche Hersteller spezielle Hartgipslatten an (zum Beispiel „Knauf Diamant“), und deshalb beplankt man die Tragprofile der Wände oft nicht nur ein-, sondern gleich zweilagig. Nach Angaben des Herstellers Rigips weist eine optimale Gipsplatte für den Schallschutz eine hohe flächenbezogene Masse (kg/m2) und zugleich eine geringe Biegesteifigkeit auf.
Längenbezogener Strömungswiderstand

Der Dämmstoff wirkt wie eine weichelastische Feder zwischen den schwingenden Gipskartonplatten. Grafik: Saint-Gobain Isover
Natürlich hängt der Schallschutz der mehrschaligen Wand auch von der Art des verwendeten Dämmstoffs ab. Entscheidend ist dessen längenbezogener Strömungswiderstand. Dieser Kennwert ist ein Maß für die Fähigkeit des Dämmstoffs, Luftbewegungen zu bremsen, die von auftreffenden Schallwellen ausgelöst wurden. Genauer gesagt gibt der längenbezogene Strömungswiderstand an, welchen Druckverlust der Schall im Dämmstoff auf einer bestimmten Fläche erleidet. Die Maßeinheit lautet daher Kilo-Pascal (Maß für den Schalldruck) mal Sekunde (Zeit) geteilt durch Quadratmeter (Fläche) – kurz: kPa·s/m2.
Wie der Dämmstoffhersteller Isover in seiner Broschüre „Schallschutzwissen“ ausführt, liegt der Strömungswiderstand einer Hohlraumdämmung bei mehrschaligen Trockenbauwänden üblicherweise zwischen 5 und 15 kPa·s/m2. Einen Mindestwert von 5 kPa·s/m2 fordert auch die DIN 4109-33, weil der Dämmstoff sonst zu durchlässig für Schallwellen wäre. Schall würde dann kaum absorbiert, sondern weitgehend „ungebremst“ auf der anderen Wandseite wieder heraustreten.
Umgekehrt – so Isover – dürfe der längenbezogene Strömungswiderstand aber auch nicht zu hoch sein. Die DIN 4109-33 definiert die maximale Obergrenze bei einem Wert von 50 kPa·s/m2. Ist der Strömungswiderstand zu hoch, können Schallwellen nicht tief genug in das Material eindringen und somit auch nicht absorbiert werden.
Weiche Dämmstoffe gefragt

Bei Doppelständerwänden beplankt man zwei parallele Ständerreihen – jeweils einseitig. Grafik: Saint-Gobain Rigips
Was bedeutet das für die Auswahl des Dämmstoffs? Ganz einfach: Für die Hohlraumdämpfung in mehrschaligen Wandkonstruktionen eignen sich keine harten und dichten, sondern eher weiche Dämmstoffe. Anders als bei einer einschaligen Wand gilt hier also nicht durchweg das Prinzip „Je schwerer, desto besserer Schallschutz“! Bei mehrschaliger Bauweise gilt dies vielmehr nur für die Schalenmaterialien – nicht aber für den Dämmstoff dazwischen.
Worauf es beim Schallschutz der Hohlraumdämmung vor allem ankommt, ist neben der Dicke der Dämmschicht ein optimaler längenbezogener Strömungswiderstand. Der Dämmstoff sollte wie eine weichelastische Feder zwischen den schwingenden Gipskartonplatten funktionieren. Dafür eignen sich Dämmstoffe wie Mineralwolle und Holzfaserplatten, aber auch viele Naturdämmstoffe wie zum Beispiel Produkte aus Jute-, Hanf- oder Flachsfasern.
Sind die Dämmplatten dagegen zu hart, entspricht das einer zu steifen Feder. Das gilt etwa für die klassischen EPS-Platten („Styropor“), aber auch für Polyurethan-Hartschaumplatten. In solche Materialien können Schallwellen nicht eindringen. Stattdessen übernimmt der Dämmstoff als Ganzes einfach die Schwingungen der Beplankung und überträgt diese weitgehend ungebremst an die Gipsplatten auf der anderen Wandseite. Genau das will man durch die Schalldämmung aber ja eigentlich verhindern. Deshalb sind weiche, Schall absorbierende Materialien bei der Hohlraumdämpfung die einzig richtige Wahl.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
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