Der bekannteste Tonbaustoff für die Gebäudehülle ist sicher der Dachziegel. Doch auch Fassaden lassen sich mit dieser Art Keramik bekleiden. Die dafür verwendeten Plattenwerkstoffe bestehen größtenteils aus gebrannten Tonmineralien und kommen insbesondere bei vorgehängten hinterlüfteten Fassaden häufig zum Einsatz. Über die Vorteile von Keramikfassaden – manche Hersteller sprechen auch von Ziegelfassaden – geht es im folgenden Beitrag.
Wenn an dieser Stelle von Keramikfassaden die Rede ist, sind damit nicht die klassischen Klinker -Steine gemeint („Backsteine“), die vor allem in Norddeutschland ein weit verbreitetes Baumaterial für Gebäudefassaden und Pflasterbodenbeläge sind. Stattdessen geht es um plattenförmige Produkte, die vor allem als äußere Bekleidung in vorgehängten hinterlüfteten Fassaden ( VHF ) zum Einsatz kommen.
Übrigens werden auch Keramikfliesen ( Steinzeug ) mitunter zur Fassadenbeschichtung verwendet. Solche klassischen Fliesen gehören zu den feinkeramischen Produkten. Es handelt sich um gebrannte, tonhaltige Produkte, deren Rohstoffe besonders fein gemahlen wurden (Korngrößen kleiner als 1 mm). Bei den Keramikfassadenplatten, um die es hier geht, handelt es sich dagegen meist um grobkeramische Produkte.
Es gibt allerdings Ausnahmen. So produziert der Hersteller Tonality seine Fassaden-Keramikelemente im eigens entwickelten Micro-Compressed-Sintered-Verfahren (MCS) und verwendet dafür hochfein gemahlene Rohstoffe. Hier handelt es sich also um Feinkeramik, das Material ist also eher wie Steinzeugfliesen einzustufen.
Wetterfester Fassadenbaustoff

Wie Klinker bestehen Keramikfassadenplatten größtenteils aus Ton (50–70 %), dem man zudem noch mineralische Rohstoffe wie Feldspat, Schamotte und Kaolin beimischt. Die formbare Rohmasse wird bei hohen Temperaturen um 1.200 °C gebrannt. Durch dieses so genannte Sintern wird das Material fest „zusammengebacken“. Es entsteht eine sehr dichte Keramikvariante, die deutlich härter und widerstandsfähiger ist als das porosierte Ziegelmaterial , aus denen heutzutage Hintermauerwerksteine bestehen.
Keramikplatten, die bei Temperaturen von 1.200 °C oder mehr gebrannt wurden, enthalten deutlich weniger Luftporen als klassische Hintermauerziegel. Sie bieten dadurch zwar eine geringere Wärmedämmung, nehmen dafür aber so gut wie kein Wasser auf. Das ist ein wichtiger Punkt für den Einsatz als frei bewitterter Fassadenbaustoff. Porenreiche Keramik dagegen wäre an dieser Stelle fehl am Platz, weil sie Feuchtigkeit aufsaugt und daher nicht frostbeständig ist.
Doch nicht nur gegen die Einflüsse von Wind und Wetter sind keramische Fassadenplatten bestens gefeit, auch gegenüber sonstigen Umwelteinflüssen verhält sich das Material sehr widerstandsfähig. Es ist praktisch chemikalienresistent sowie ausgesprochen druck-, stoß- und kratzfest. Der gebrannte Ziegel gilt zudem als licht- und farbecht. Die UV-Strahlung der Sonne macht ihm nichts aus, die Werkstoffoberflächen bleichen nicht aus. Ähnlich wie man es von klassischen Backsteinen kennt, hat das Material zudem eine praktisch unbegrenzte Lebensdauer – und das ganz ohne Wartung.
Widerstandsfähig und nachhaltig

Die Oberflächen der Fassadenplatten sind zudem unempfindlich gegenüber Verschmutzungen. Das gilt auch für unglasierte, noch mehr allerdings für glasierte Keramik. Glasierte Oberflächen lassen sich besonders leicht reinigen, selbst bei starken Verunreinigungen wie zum Beispiel Graffiti.
Manche Hersteller bieten auch Platten mit Spezialoberflächen. So stattet zum Beispiel Agrob Buchtal seine glasierten Fassadenplatten standardmäßig mit der so genannten „Hytect“-Oberfläche aus. Dadurch bietet sie einen „Selfwashing“-Effekt: Staub und Schmutz, aber auch Algen , Pilze oder Moose werden bei Regen unterspült und somit einfach von den Fassaden abgewaschen, bevor sie sich festsetzen und ausbreiten können. Der dafür notwendige Wirkkomplex ist bereits Teil der eingesetzten Glasuren.
Doch das sind noch längst nicht alle Vorteile des natürlichen Baustoffs. Wie für sämtliche Ziegelbaustoffe gilt auch für Keramikfassaden der alte Spruch: Ziegel werden gebrannt, aber sie brennen nicht. In Sachen Brandschutz ist Keramik definitiv eine gute Wahl für die Fassade: Der Tonbaustoff ist nicht nur „nicht brennbar“, er lässt auch keine Rauchentwicklung und kein brennendes Abfallen zu.
Ein weiterer Vorteil von Keramikfassaden besteht darin, dass diese „modular“ aus Einzelplatten aufgebaut sind. Einzelne beschädigte Platten lassen sich deshalb problemlos austauschen. Steht irgendwann mal ein Rückbau der Fassade an, kann man die gebrannten Tonbaustoffe zudem vollständig wiederverwerten. Das Material ist völlig ungefährlich und enthält keine schädlichen Zusatzstoffe.
Vielfältige Farben und Formen

Moderne Keramikfassaden sind keinesfalls auf das klassische „Ziegelrot“ beschränkt. Stattdessen sind vielfältige Farben und Formen möglich. „Durch neueste technische Anlagen kann nahezu jede Wunschform gefertigt werden – ob gebogen, gewellt oder einer dreidimensionalen Form nachempfunden “, verkündet zum Beispiel der Hersteller Moeding auf seiner Website . Außerdem gibt es nicht nur plattenförmige Fassadenkeramik (rechteckig oder quadratisch), sondern zum Beispiel auch keramische Vierkant-Hohlprofile. Deren Form erinnert eher an Holzleisten.
In Sachen Design bieten die Hersteller nicht nur Platten in den gängigen Ziegeltönen, sondern auch vielfältigste Glasuren in Farben aller Art. Bei Hersteller Agrob Buchtal liest man von „mehr als 20.000 Glasurrezepten“ – inklusive Metallic-Glasuren. Die optische Vielfalt wird noch größer durch unterschiedliche Oberflächengestaltungen wie matt oder glänzend, unifarben oder nuanciert beziehungsweise eben oder strukturiert.
Schließlich hat auch die digitale Drucktechnik Einzug in die Welt der Keramikfassaden gefunden. Ähnlich wie man es im Bodenbereich von Laminat oder Designbelägen kennt, sind dadurch Material-Imitate beziehungsweise „Fantasiedesigns“ aller Art möglich. Beliebt, wenngleich eher unspektakulär, sind zum Beispiel Keramikplatten, die Holz- oder Steinoptiken imitieren.
Systembestandteil von VHF
Keramische Fassadenplatten kommen überwiegend als Systembestandteil vorgehängter hinterlüfteter Fassaden (VHF) zum Einsatz. Markenhersteller wie Moeding, Agrob Buchtal oder Tonality bieten nicht nur die Ziegelplatten selbst, sondern ein Gesamtpaket aus Fassadenbekleidung und dazu passender Unterkonstruktion inklusive Befestigungsmitteln. Wie solche vorgehängten Fassaden mit ihrer integrierten Dämmstoffebene und dem Hinterlüftungsspalt grundsätzlich aufgebaut sind, darüber informiert der BaustoffWissen-Beitrag „ Vorgehängte hinterlüftete Fassaden (VHF) “.
Ein grundsätzlicher Vorteil gegenüber WDVS-Fassaden besteht zweifellos darin, dass die einzelnen Systemkomponenten von VHF nicht fest miteinander verklebt werden. Nicht nur die äußere Ziegelverkleidung lässt sich jederzeit entfernen und austauschen, auch die Dämmstoffe (meist Mineralwolle ) und die metallische Unterkonstruktion (meist Aluminium ) sind sortenrein rückbau- und wiederverwendbar.