
Konferenzraum: Diese zweiflügelige Schallschutztür „schluckt“ 47 dB. Foto: Schörghuber
Was sind Schallschutztüren?
Vor allem in Arbeitsbereichen und öffentlichen Gebäuden werden an Türen oft höhere Schallschutzanforderungen gestellt. Schallschutztüren sind als Außen- und Innentüren sowie mit allen gängigen Oberflächen erhältlich. Ihre schalldämmende Funktion erreichen sie durch spezielle Türblätter, vierseitige Dichtungen und eine vollflächige Hinterfüllung der Zarge.
Funktionstüren für einen hohen Lärmschutz kommen vor allem in Industrie- und Gewerberäumen, Büros, Veranstaltungsimmobilien und Hotels, aber auch in Kliniken, Pflegeheimen, Schulen, Kindergärten sowie im hochwertigen Wohnungsbau zum Einsatz. Egal ob Haustür, Wohnungseingangstür oder Innentür: Für alle Einsatzbereiche findet man auch Bauelemente mit erhöhter Schallschutzfunktion. Optisch unterscheiden sich die Spezialprodukte in der Regel nicht von „normalen“ Türen. Schallschutz-Innentüren sind zum Beispiel in allen gängigen Oberflächen-Optiken erhältlich – von Echtholzfurnier über Weißlack und CPL bis hin zu Stahl.
Wie funktionieren Schallschutztüren?
Der Hersteller Schörghuber bietet zum Beispiel Schallschutz-Innentüren aus Holz mit einem Schalldämm-Maß von wahlweise 45, 47, 48 oder 50 dB. Teckentrup hat sogar Stahl-Schallschutztüren im Programm, die Dämmwerte bis zu 57 dB erreichen. Die Wirkungsweise solcher Bauelemente wird am besten durch ein praktisches Beispiel veranschaulicht: Wenn ein Staubsauger vor einer Tür mit dem Schalldämm-Maß 50 dB einen Schallpegel von 70 dB erzeugt, dann sind davon auf der anderen Seite der Tür nur noch 20 dB hörbar. Das ist nur so laut wie ein Flüstern. Die Schallschutztür sorgt also nicht dafür, dass man gar nichts mehr hört, aber sie „schluckt“ immerhin 50 dB.
Schalldämmwerte und Schallschutzklassen

Auch mit Oberblende und Seitenteil erfüllt diese Tür erhöhte Schallschutzanforderungen. Foto: Schörghuber
Nicht immer aber ist die Tür mit dem höchsten Schallschutz die beste Wahl. Zum einen ist es natürlich eine Preisfrage, zum anderen spielt oft auch die Optik eine Rolle. Türen mit sehr hoher Schalldämmung sind nun mal in der Regel auch ziemlich dick. Deshalb empfiehlt Schörghuber für Einsatzbereiche wie Konferenzräume oder Vorstandsbüros eher seine Bauelemente mit dem Schalldämm-Maß 47 dB. Die sind dann bei einer Türblattstärke von 7 cm noch verhältnismäßig „schlank“ und daher auch nicht ganz so schwer. Eine solche Tür erfüllt übrigens die Anforderungen der Schallschutzklasse 4 nach DIN 4109. Darüber gibt es nur noch die Schallschutzklasse 5 .
Auch 47-dB-Türen schlucken also schon eine Menge Schall. Leise Musik (40 dB) auf der Senderseite ist auf der Empfängerseite fast gar nicht mehr hörbar. Wie viel eine Schallpegelsenkung um 47 dB tatsächlich ist, kann man auch daran sehen, dass die DIN 4109 für Wohnungseingangstüren nur einen Mindestschallschutz von 27 dB fordert. Das gilt zumindest, wenn die Tür vom Hausflur in einen abschließbaren Flur innerhalb der Wohnung führt. Befindet sich hinter der Tür dagegen direkt ein Aufenthaltsraum, dann ist die Schallschutzempfehlung der DIN-Norm höher. Dann sollte die Wohnungseingangstür mindestens 37 dB „schlucken“ (Schallschutzklasse 3).
Aufbau der Türblätter
Doch wie erreichen die Türenhersteller einen hohen Schallschutz? Einerseits natürlich durch stark dämmende Innenlagen bei den Türblättern. Häufig handelt es sich um mehrlagige Sandwich-Konstruktionsweisen. Der Hersteller Prüm bietet zum Beispiel Schallschutztüren, deren Kern wahlweise aus einer Vollspanplatte oder einer speziellen Dämmstoff-Einlage besteht. Dieser Kern wird beidseitig mit HDF-Deckplatten beplankt. Wichtig ist, dass die Türblattfüllung nicht aus leichten Konstruktionen wie Waben-Innenlagen oder Röhrenspan-Innenlagen besteht.
Wichtig ist ferner, dass auch die Türzarge gedämmt wird. Dafür ist sie beim Einbau vollflächig mit geeigneten Materialien wie etwa Mineralwolle oder Bauschaum zu hinterfüllen. Die gewünschte Schalldämmung lässt sich in der Praxis nämlich nur realisieren, wenn Türblatt, Türzarge und die Dichtungen als Schutzeinheit funktionieren. Und die beste Schallschutztür nützt wenig, wenn der Verarbeiter die Zargen-Hohlräume nicht gründlich ausstopft oder die Dichtungen nicht fachgerecht montiert.
Vierseitig umlaufende Dichtungen

Schallschutztüren aus Stahl kommen häufig in der Industrie zum Einsatz. Foto: Teckentrup GmbH & Co. KG
Es ist für einen guten Schallschutz unverzichtbar, dass die Fugen zwischen Türblatt und Zarge gut abgedichtet werden. Dies geschieht mithilfe von elastischen Kunststoffdichtungen, die man in den Zargenfalz und/oder den Türblattfalz einklebt. Solche Dichtungen haben natürlich immer einen Mehrfachnutzen. Sie verringern nicht nur die Schallausbreitung, sondern verbessern zugleich auch Wärmedämmung und Rauchschutz. Außerdem minimieren sie lästigen Luftzug durch das Bauelement.
Nun hat eine Türzarge aber nur drei Seiten: die zwei senkrechten Zargenschenkel sowie das waagerechte Verbindungsprofil an der Oberseite der Tür. Das Türblatt dagegen hat vier Seiten – es gibt ja auch noch den Spalt am Boden. Bei den meisten Schallschutztüren ist daher auch eine Bodendichtung standardmäßig inklusive. Zum Einsatz kommen oft Schwellendichtungen, Auflaufdichtungen oder automatische Absenkdichtungen.
Dichtungsvarianten
Schwellendichtungen werden oft auch als Anschlagdichtungen bezeichnet. Sie sind besonders wirkungsvoll, setzen aber voraus, dass sich im Bereich der Türöffnung schon eine Bodenschwelle befindet. Das Dichtungsmaterial wird dann entweder an der Türunterkante oder an der Schwelle befestigt.
Ist keine Bodenschwelle vorhanden, eignet sich eine Auflaufdichtung. Sie besteht aus zwei Teilen: An der Türunterkante wird eine Lamellendichtung befestigt, und auf den Boden unter der Tür klebt man eine Höckerschwelle aus Kunststoff oder Leichtmetall.
Bei einer Absenkdichtung schließlich befindet sich das Dichtungsmaterial in einer Nut, die in die Türblattunterkante eingearbeitet ist. Wird die Tür geschlossen, senkt sich die Dichtung automatisch nach unten und verschließt die Fuge zwischen Türblatt und Boden.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
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