RM Rudolf Müller
Nicht tragfähiges Altmauerwerk: Als Putzträger kommt hier Rippenstreckmetall zum Einsatz.  Grafik: Baumit

Nicht tragfähiges Altmauerwerk: Als Putzträger kommt hier Rippenstreckmetall zum Einsatz.  Grafik: Baumit

Boden und Wand
14. März 2023 | Artikel teilen Artikel teilen

Welche Putzträger gibt es?

Putzträger kommen insbesondere dort zum Einsatz, wo ein vorhandener Untergrund nicht tragfähig genug ist, um für den geplanten Putz eine dauerhafte Haftung zu gewährleisten. Sie werden an Wand oder Decke befestigt, bevor der Verarbeiter mit dem Putzauftrag beginnt. Zu unterscheiden sind mattenartige Produkte mit offener Netz- oder Gewebestruktur sowie geschlossene Putzträgerplatten. Letztere „tragen“ nicht nur den Putz, sondern übernehmen oft noch weitere Funktionen.

Putzträger sind nicht Teil des Putzes, sondern des Putzgrundes. Das unterscheidet sie von Armierungsgeweben, die man in die Putzschicht einlegt. Klassische Armierungsgewebe kommen zum Beispiel bei Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) zum Einsatz, wo sie in den Unterputz auf der Dämmung eingebettet werden. Diese Gewebe nehmen Spannungskräfte auf, die auf die Putzschichten einwirken, und vermindern dadurch das Risiko von Rissen im Oberputz.

Bei WDVS gehört das Armierungsgewebe zum Standard, Putzträger dagegen sind hier überflüssig. Warum? Weil sich die Fassadendämmung in der Regel problemlos direkt mit Putzmörtel beschichten lässt. In diesem Zusammenhang werden übrigens auch Dämmstoffplatten selbst oft als Putzträger bezeichnet. In diesem Beitrag allerdings geht es nicht um Dämmstoffe, sondern um Putzträger mit Netz- beziehungsweise Gewebestruktur sowie um Putzträgerplatten.

Typische Einsatzbereiche

Das gewellte Putzträgergitter „Welnet“ lässt Dämmputz auch auf ungeeigneten Untergründen haften. Foto: Heck Wall Systems

Das gewellte Putzträgergitter „Welnet“ lässt Dämmputz auch auf ungeeigneten Untergründen haften. Foto: Heck Wall Systems

Wo kommen solche Putzträger zum Einsatz? Antwort: Auf allen zu verputzenden Untergründen, die sich aufgrund ihrer Oberflächenbeschaffenheit sonst nicht für einen dauerhaften Halt des Putzes eignen würden. Der Putzträger entkoppelt die Putzschicht zum Beispiel von einem ungeeigneten Maueruntergrund. Er wird damit zum eigentlichen Putzgrund.

Putzträger kommen zum Beispiel bei glatten Untergründen zum Einsatz, auf denen dickere Putzschichten ohne Bewehrung leicht abfallen könnten. Das ist zum Beispiel bei flächigen Holzuntergründen sowie bei Holzwerkstoffen wie etwa OSB-Platten der Fall, aber natürlich auch bei glatten Metalluntergründen. Holz ist auch deshalb für eine dauerhafte Putzhaftung ungeeignet, weil das Naturmaterial „arbeitet“, wodurch es immer mal wieder zu leichten Verformungen im Untergrund kommt.

Auch normale Gipskartonplatten sind in der Regel als Putzgrund zu glatt, sodass der Einsatz von Putzträgern ratsam ist. Anstatt ein Trägernetz oder -geflecht an solchen Trockenbauplatten zu befestigen, kann man alternativ allerdings auch gleich Spezialplatten mit rauerer Oberfläche verwenden. Solche Putzträgerplatten (siehe unten) fungieren als Bauplatten und Putzträger in einem.

Nicht nur ein zu glatter Untergrund erschwert die dauerhafte Putzhaftung. Auch Unebenheiten, Risse, Schlitze oder sonstige Wand- und Deckenöffnungen können Probleme bereiten. Solche Mängel lassen sich ebenfalls mithilfe von Putzträgern ausgleichen beziehungsweise überbrücken.

Matten aus Pflanzenmaterial

Schilfrohrmatten sind der natürliche Klassiker unter den Putzträgern. Foto: Heck Wall Systems

Schilfrohrmatten sind der natürliche Klassiker unter den Putzträgern. Foto: Heck Wall Systems

Während ein Armierungsgewebe, zum Beispiel bei einer WDVS-Fassade, nur lose in den frischen Putz einlegt wird, fixiert man Putzträger zunächst mit geeigneten Befestigungsmitteln am Untergrund und überputzt sie erst dann. Die DIN EN 13914 („Planung, Zubereitung und Ausführung von Außen- und Innenputzen“) empfiehlt dabei in Innenräumen eine Mindestdicke des Putzes von 10 mm über dem Putzträger. Im Außenbereich sollten es mindestens 15 mm sein.

Bereits seit Jahrhunderten verwenden Menschen – oft selbst gebastelte – Putzträger aus Pflanzenmaterial. Schilfrohrmatten und miteinander verbundene Holzstäbe sind hier als Klassiker zu nennen. Letztere wurden häufig mit Einkerbungen versehen, um eine bessere Verzahnung des Holzes mit dem Putz zu gewährleisten.

Zumindest die Schilf-Putzträger haben sich bis heute gehalten – einerseits bei der Sanierung historischer Gebäude, andererseits aber auch im modernen Lehmbau. Es handelt sich um mattenartige Produkte, die aus 70 bis 80 Schilfhalmen pro laufenden Meter bestehen und meist mithilfe von verzinktem Draht zusammengebunden sind.

Werden Schilfrohrmatten zusammen mit Lehmputz oder Gipsputz verarbeitet, ist die Anwendung – putzbedingt – auf Innenräume beschränkt. Grundsätzlich sind sie aber auch im Außenbereich verwendbar, etwa zusammen mit einem Kalkputz. Weitere Infos zu diesen Produkten bietet der BaustoffWissen-Beitrag „Was sind Schilf-Putzträger?“.

Metallische Putzträger

Der Putzträger Ziegeldrahtgewebe wurde bereits 1890 von Paul Stauss zum Patent angemeldet. Foto: Stauss-Perlite GmbH

Der Putzträger Ziegeldrahtgewebe wurde bereits 1890 von Paul Stauss zum Patent angemeldet. Foto: Stauss-Perlite GmbH

Bei den metallischen Putzträgern unterscheidet die DIN EN 13658 („Putzträger und Putzprofile aus Metall“) folgende Varianten: Streckmetall, Rippenstreckmetall, Drahtgittergewebe und Ziegeldrahtgewebe. Die verschiedenen Metallmatten-Produkte können sich darüber hinaus auch noch durch weitere Eigenschaften unterscheiden wie zum Beispiel flach/gewellt, nichtrostend, verstärkt, papierhinterlegt oder dampfdicht.

Unter Streckmetall versteht man netzartige Metallmatten, die über regelmäßige Maschen mit relativ dünnen Metallstegen dazwischen verfügen. Die rautenförmige Geometrie der viereckigen Maschen entsteht durch Strecken des Netzes. Daher der Name Streckmetall. Bei Rippenstreckmetall handelt es sich ebenfalls um ein getrecktes Metallnetz, nur dass das Netz bei dieser Produktvariante zusätzlich noch durch regelmäßige Rippenverstärkungen unterbrochen wird. Eine typische Größe für Rippenstreckmetall-Putzträger ist 2,5 m x 0,6 m.

Natürlich gibt es auch nicht gestreckte Drahtgitter mit rechtwinkligen Maschen, die als Putzträger zum Einsatz kommen. Unterscheiden lassen sich hier einerseits punktgeschweißte Drahtgitter, bei denen die runden Stahlstangen an den Kreuzungspunkten fest miteinander verbunden sind, sowie andererseits gewebte Drahtgitter.

Eine Besonderheit unter den metallischen Putzträgern ist schließlich das so genannte Ziegeldrahtgewebe. Das wurde bereits 1890 von Paul Stauss zum Patent angemeldet. Der Cottbuser hatte bis dahin zusammen mit seinen Brüdern Max und Otto eine Fabrik für Stuckateur-Rohrgewebe betrieben und suchte damals nach einem alternativen Putzträger, der weniger feuchteempfindlich ist. Bei seiner Erfindung – dem „Stauss-Ziegelgewebe“ – handelt es sich um ein gewobenes Drahtgitternetz mit kreuzförmigen Tonkörpern an den Kreuzungsstellen von Schuß- und Kettdraht.

Mit Ziegeldrahtgewebe lassen sich auch schwierige Putzgründe wie Holz, Stahl, Beton und Mischmauerwerk dauerhaft verputzen. Das in Rollen angebotene Produkt sorgt zudem für eine feuerbeständige Ummantelung von Bauteilen und verbessert – im Vergleich zu einem rein metallischen Putzträger – sowohl den Wärme- als auch den Schallschutz von Wand- oder Deckenbauteilen.

Putzträgerplatten

Auch Streckmetallgitter eignen sich als solider Putzgrund. Foto: Pixabay

Auch Streckmetallgitter eignen sich als solider Putzgrund. Foto: Pixabay

Neben den oben beschriebenen Putzträgern mit offener Netz- oder Gewebestruktur gibt es auch geschlossene Putzträgerplatten. Das sind in der Regel Trockenbauplatten mit Spezialoberflächen, durch die die Produkte „griffiger“ für einen Putzauftrag werden. Zum Angebot zählen natürlich Klassiker wie Gipskarton oder Gipsfaser – jeweils mit aufgerauter beziehungsweise reliefartiger Oberfläche. Es gibt aber zum Beispiel auch Putzträgerplatten aus Blähglas. Auch zementgebundene Bauplatten werden häufig als Putzträgerplatten verwendet – vor allem im Fassadenbereich, wo ihre Feuchteunempfindlichkeit gefragt ist.

Über solche plattenförmigen Putzträger haben wir bereits im BaustoffWissen-Beitrag „Wozu braucht man Putzträgerplatten?“ ausführlich informiert. Zur Erinnerung: Neben ihrer Funktion als Putzträger übernehmen sie oft auch noch weitere Funktonen. Wenn sie beispielsweise zur Beplankung der Unterkonstruktionen im Holzrahmenbau zum Einsatz kommen, bilden sie die eigentliche Wandfläche und übernehmen somit auch mittragende und aussteifende Funktionen der Gebäudehülle.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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