
Handputze werden manuell, Maschinenputze per Mischpumpe mit Spritzkopf verarbeitet. Foto: Knauf
Eigenschaften von Gipsputz
Mörtel auf Gipsbasis zählen zu den beliebtesten Innenputzen. Sie sind einfach und schnell zu verarbeiten, flexibel einsetzbar und sorgen für einen schnellen Baufortschritt. Außerdem bieten sie einen „eingebauten Brandschutz“ und können – ähnlich wie Lehm- und Kalkputze – zu einem guten Raumklima beitragen.
Gipsputz ist ein mineralischer Mörtel, der aus Baugipsen, Sand, Wasser sowie – je nach Produktvariante – weiteren Zuschlagstoffen besteht und zur vollflächigen Beschichtung von Wänden oder Decken dient. Er wird als pulverförmiger Trockenmörtel angeboten und ist als Sack- oder Siloware lieferbar. Vor der Verarbeitung muss man ihn auf der Baustelle noch mit Wasser anrühren.
Die Putzoberfläche ist vielfältig gestaltbar – von besonders glatten Oberflächen bis hin zur gefilzten Optik. Sie fühlt sich angenehm warm an und eignet sich gut als sichtbare Wand- oder Deckenbeschichtung – mit oder ohne Farbanstrich. Man kann den Putz aber auch mit Tapeten, Keramikfliesen oder Natursteinplatten beschichten. In der Regel bedarf es dafür keiner zusätzlichen, zeitaufwändigen Spachtel- oder Feinputzschichten.
Schnelltrocknend und brandhemmend
Zu den großen Vorteilen des Materials zählt ferner, dass es relativ schnell trocknet und somit einen schnellen Baufortschritt ermöglicht. Dazu trägt auch bei, dass man Gipsputze meist nur einlagig verarbeiten muss. Nach Angaben des Bundesverbandes der Gipsindustrie (www.gips.de) beträgt die Trocknungszeit von Gipsputzen mindestens einen Tag je mm Putzdicke – wobei die Putzdicke im Mittel bei 10 mm liegt. Je nach Raumluftfeuchtigkeit und -temperatur kann es auch länger oder kürzer dauern, aber nach 14 Tagen sollte eine 10 mm dicke Gipsputzschicht eigentlich komplett durchgetrocknet sein.
Gipsputz wird in die Baustoffklasse A1 nach DIN 4102 eingeordnet. Er ist also ein nicht brennbarer Baustoff. Doch im Brandfall leistet das Material noch mehr: Bei starker Erhitzung wird nämlich das im Gips normalerweise gebundene Kristallwasser freigesetzt. Das führt zu einer Abkühlung der Baustoffoberfläche und trägt somit zur Brandeindämmung bei.
Flexibel einsetzbar
Ein weiterer Vorteil ist die Flexibilität des Baustoffs. Für kleinere Flächen gibt es Handputze, die manuell verarbeitet werden. Für Großobjekte stehen Maschinenputze zur Verfügung, die man effektiv per Mischpumpe mit Spritzkopf auf dem Untergrund verteilen kann.
Gipsputz lässt sich zudem auf allen üblichen Mauerwerksarten einsetzen (Ziegel, Kalksandstein, Leichtbeton, Porenbeton), aber zum Beispiel auch auf Leichtbaumaterialien wie Gipskartonplatten. Stark saugende Untergründe – wie Porenbeton – muss man allerdings vorab mit einer Grundierung behandeln.
Auch auf Normalbeton haftet Gipsputz problemlos. Dabei ist aber unbedingt darauf zu achten, dass der Beton vorher ausreichend Zeit zum Durchtrocknen hatte. Die Restfeuchte darf maximal einen Masseanteil von 3 % ausmachen. Wird dies ignoriert, drohen ernsthafte Betonschäden. Nach Angaben des Bundesverbandes der Gipsindustrie begünstigen die im Gips enthaltenen Sulfate nämlich chemische Reaktionen, die zu einer Volumenvergrößerung des Betons führen, wenn der Putz auf feuchten Beton aufgetragen wird.
Ungeeignet für Außenbereiche
Als Innenputz hat Gipsmörtel viele Vorteile, genauso wie Lehmputz eignet er sich aber nicht für bewitterte Außenbereiche. Das Material ist nämlich sehr porös und nimmt leicht Wasser auf. Problem: Bei länger anhaltender Durchfeuchtung weicht der Gipsputz irgendwann auf. Moment mal: Wenn die Festigkeit von Gips durch Feuchtigkeit nachlässt, kann man den Putz dann überhaupt in Bad oder Küche verwenden? Ja, denn ein paar Wasserspritzer und eine nur kurzfristig erhöhte Raumluftfeuchtigkeit schaden dem Baustoff nicht.
Selbst durchfeuchteter Gipsputz nimmt erneut die ursprüngliche Festigkeit an, wenn er wieder trocknet. Nach Angaben des Herstellers Knauf ist Gipsputz überall dort geeignet, wo es nur geringfügig oder zeitlich begrenzt zu Feuchtigkeitseinwirkungen kommt und die Möglichkeit zum anschließenden Austrocknen gegeben ist. Das gilt auf jeden Fall auch für häusliche Küchen und Bäder. Für Gebäudefassaden, aber zum Beispiel auch für Großküchen, öffentliche Duschen oder Saunen ist das Material dagegen ungeeignet.
Auch wenn Gips und Wasser sich nicht immer gut vertragen, ist doch festzuhalten: Der mineralische Baustoff ist ein anorganisches Material und bietet daher keine Lebensgrundlage für Schimmelpilze. Das bedeutet nicht, dass es auf Gips niemals zu Schimmelbildung kommt. Verantwortlich sind dann aber stets organische Fremdstoffe, die der Gipsoberfläche anhaften. Das können zum Beispiel Staubbestandteile sein oder auch Inhaltsstoffe von Farbanstrichen.
Raumklimawirkung

Der Gipsputz „MP 75 Active-Comfort“ enthält Aktivkohle und trägt dadurch besonders zur Raumfeuchteregulierung und zum Abbau von Luftschadstoffen bei. Foto: Knauf/Stefan Ernst
Schon weil er selbst nicht schimmeln kann, trägt Gips zu einem guten Raumklima bei. Das Material dampft zudem keine schädlichen VOC-Emissionen aus – ist also wohngesund. Hinzu kommt die Fähigkeit des Putzes, größere Mengen Wasserdampf zwischenzeitlich aufzunehmen, und die Feuchtigkeit bei trockener Raumluft wieder an die Umgebung abzugeben. Gipsputz trägt somit zu einer natürlichen Regulierung der Luftfeuchtigkeit bei, hilft also, das Raumklima zu verbessern.
Verantwortlich für diese Eigenschaft ist der hohe Anteil an Poren und Kapillaren im Gips. Das Hohlraumvolumen liegt üblicherweise zwischen 50 und
65 Vol.-%. Das begünstigt einen schnellen Transport von Wasser innerhalb der Putzmasse. Diese kann dadurch schnell Feuchtigkeit aufnehmen, andererseits aber auch wieder rasch trocknen. Wie oben bereits angedeutet, funktioniert diese positive Eigenschaft aber nur, wenn im Raum keine dauerhaft hohe Luftfeuchtigkeit herrscht, da der Gips sonst aufweicht. Zudem darf man die Putzoberfläche nicht mit Farben oder sonstigen Materialien beschichten, die wasserdampfdicht sind.
Gipsputzarten
Normaler Gips-Trockenmörtel besteht nach DIN EN 13279 aus mindestens 50 % Gipsbinder als aktivem Hauptbindemittel. Selbst dieser „reine“ Gipsputz (Kurzzeichen: B1) enthält aber normalerweise auch etwas Baukalk. Nach der DIN-Norm dürfen es aber nicht mehr als 5 % sein. Auch die gipshaltigen Putztrockenmörtel (B2) enthalten maximal 5 % Baukalk, ihr Anteil an Gipsbinder liegt aber unter 50 %. Von so genannten Gipskalk-Putztrockenmörteln spricht man, wenn der Anteil an Baukalk über 5 % liegt.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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