
Moderne Putzträger an der Fassade eines Holzneubaus. Foto: Saint-Gobain Rigips GmbH
Wozu braucht man Putzträgerplatten?
Der Name sagt es eigentlich schon: Putzträgerplatten tragen Putzmörtel. Sie sind dazu ohne größere Vorbehandlungen in der Lage. Haupteinsatzgebiet sind Wandflächen in Innenräumen und an Gebäudefassaden. Als Beplankungsmaterial für Holz- oder Metallständerwerke haben Putzträgerplatten gleich mehrere Aufgaben: Sie bilden die eigentliche Wandfläche, übernehmen eine aussteifende Funktion und tragen die abschließende Putzbeschichtung.
Wenn in diesem Beitrag von Putzträgerplatten die Rede ist, sind damit „harte“, flächenhafte Trockenbauplatten gemeint, die sich für eine direkte Beschichtung mit Unterputz eignen. Das können mit Spezialoberflächen ausgestattete Gipsplatten und Gipsfaserplatten sein, aber auch zementgebundene Bauplatten sowie besonders leichte Materialien wie Blähglas kommen für Putzträgerplatten zum Einsatz.
In der Baupraxis gibt es noch viele andere Materialien, die sich direkt verputzen lassen. So werden auch Dämmplatten für Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) oft als Putzträgerplatten bezeichnet. Dasselbe gilt für XPS-R-Platten, die man zum Beispiel für Perimeterdämmungen verwendet. Auch solche Produkte werden direkt verputzt, sie sind aber nicht Thema dieses Beitrags, schließlich handelt es sich nicht um Trockenbauplatten. Auch um klassische Putzträger wie Schilfrohrmatten oder Ziegeldrahtgewebe geht es hier nicht.
Rauer Putzgrund
Im Gegensatz zu den meisten herkömmlichen Trockenbauplatten haben Putzträgerplatten keine glatte, sondern eine raue beziehungsweise reliefartige Oberfläche. Dadurch haftet Putzmörtel gut auf ihnen, es findet eine „Verkrallung“ mit dem Untergrund statt. Normale Gipskartonplatten sind dagegen vor dem Verputzen zu grundieren, damit sich einerseits die Saugfähigkeit des Untergrunds verringert und andererseits der Haftverbund zwischen der glatten Kartonoberfläche und dem Putzmörtel verbessert. Auch OSB-Platten sind unbehandelt zu glatt für Putz.
Bei Putzträgerplatten dagegen muss man vor dem Verputzen nur die Plattenfugen verspachteln. Häufig geschieht dies unter Zuhilfenahme von Kunststoff-Fugenbändern beziehungsweise Bewehrungstreifen aus Spezialpapier. Auch an der Oberfläche sichtbare Schrauben oder sonstige Befestigungsmittel sind vorab zu verspachteln.
Im Innenbereich kommen Putzträgerplatten auch bei der Sanierung alter Wände zum Einsatz, die nicht mehr tragfähig genug sind oder bereits Risse haben beziehungsweise aus anderen Gründen keine gute Putzgrundlage darstellen. Die Platten tragen beispielweise bei Mischmauerwerk zum Ausgleich von Unebenheiten bei und ermöglichen einen stabilen Putzgrund.
Aussteifende Funktion
Doch nicht nur auf Altwänden, sondern auch auf nicht flächigen Unterkonstruktionen kommen Putzträgerplatten zum Einsatz. Dann sind sie es, die überhaupt erst die eigentliche Wandfläche bilden – zum Beispiel als Beplankungsmaterial im Holzrahmenbau. Sie dienen in solcher Funktion nicht nur als geeignete Grundlage für den Putz, sondern übernehmen zugleich mittragende und aussteifende Funktionen für die gesamte Wandkonstruktion.
Die Befestigung am Holz- oder Metallständerwerk erfolgt meist mithilfe von Schrauben oder Dübeln. Im Fassadenbereich werden Putzträgerplatten einerseits direkt am Ständerwerk fixiert, daneben gibt es aber auch Konstruktionen, bei denen die Platten als Außenbekleidung einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade (VHF) zum Einsatz kommen. Für die Integration von Putzträgerplatten in Fassadensysteme müssen Hersteller übrigens eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung beim Deutschen Institut für Bautechnik beantragen.
Platte aus Blähglas

Sanierung eines Bochumer Wohnhauses: Die Putzträgerplatten bestehen aus Blähglas. Foto: Grimm
Putzträgerplatten auf Unterkonstruktionen kommen heute vor allem im Fassadenbereich zunehmend zum Einsatz. In diesem Fall müssen die Materialien auch feuchteunempfindlich sein. Diese Voraussetzung erfüllen zum Beispiel zementgebundene Bauplatten, die im Wesentlichen aus Portlandzement sowie porenreichen Gesteinskörnungen bestehen und beidseitig mit einem Glasgittergewebe armiert sind. Doch auch andere Materialien erfüllen die besonderen Anforderungen im Fassadenbereich. So bietet der Hersteller Sto eine Putzträgerplatte, die zu 88 Volumenprozent aus recyceltem Altglas besteht und sowohl im Innen- als auch im Außenbereich verwendet werden kann.
Für die Sto-Platten wird Altglas zunächst zu leichten Blähglaskügelchen verarbeitet, die man anschließend zusammen mit Glasfaser-Armierungsgewebe zu Putzträgerplatten verpresst. Das Ergebnis sind nicht brennbare, wärme- und schalldämmende, frostsichere, diffusionsoffene sowie druckstabile Platten, die sich mit Cutter oder Säge einfach zuschneiden lassen. Aufgrund ihrer hohen Tragkraft kann man sie nicht nur mit Putz beschichten, sondern mithilfe von Klebemörtel auch keramische Fliesen oder Klinkerriemchen auf ihnen befestigen.
In der Variante für den Außenbereich sind die Blähglasplatten zusätzlich mit einer vollflächigen Gewebearmierung ausgestattet. Mit einer Rohdichte von nur etwa 500 Kilogramm pro Kubikmeter sind sie nach Sto-Angaben bis zu 65 % leichter als herkömmliche zementgebundene Putzträgerplatten.
Feuchteunempfindliche Gipsplatte

Die mit Glasvlies beschichtete Glasroc X hat einen Kern aus Gips. Foto: Saint-Gobain Rigips GmbH
Ebenfalls feuchte- und schimmelresistent ist die Putzträgerplatte „Glasroc X“ des Trockenbauspezialisten Rigips. Dabei handelt es sich – anders als der Name im ersten Moment vermuten lässt – um eine Gipsplatte. Allerdings ist ihr Gipskern mit Glasfasern verstärkt, außerdem ist die gesamte Platte mit einem Glasvlies umhüllt.
Das Produkt wurde ursprünglich nur für die Anwendung in Feucht- und Nassräumen sowie für die Beplankung von Außendecken entwickelt. Doch das Anwendungsspektrum hat sich erweitert. Anfang 2021 konnte Rigips mit einer neuen Europäischen Technischen Bewertung (ETA-21/0179) nachweisen, dass sich Glasroc X auch für Fassaden eignet. Anwender wie etwa Holzbaubetriebe oder Fertighaushersteller können sie nun also auch dort als aussteifende und direkt verputzbare Platte verwenden.
Die vliesarmierte Platte ist nicht brennbar und natürlich für die Aufnahme von Putzen optimiert. Das Glasvlies macht sie zudem so feuchtebeständig, dass selbst dann kein Schaden droht, wenn die Platte im Freien längere Zeit Wind und Wetter ausgesetzt ist. Das ermöglicht mehr zeitliche Flexibilität während der Bauphase. Voraussetzung für einen sicheren Wetterschutz ist allerdings, dass die Plattenstöße zuvor mit dem Glasroc-X-Fugenband abgedichtet wurden.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
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